• 09.01.2009 13:20

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

In Donington rollen die Bagger an

Mit erteilter Baugenehmigung kann in Donington nun endlich ans Werk gegangen werden - Simon Gillett sieht weiterhin keine Probleme

(Motorsport-Total.com) - Eines muss man Simon Gillett lassen: Trotz aller Skepsis seinen Plänen gegenüber, die Formel 1 ab 2010 in Donington auszutragen, hat der ehemalige Motocrosser bisher all seine Ziele erreicht. Den vorläufigen Höhepunkt stellte die gestrige Erteilung der Baugenehmigung durch den Regionalrat von North West Leicestershire dar.

Titel-Bild zur News: Donington

Seit heute wird in Donington für den ersten Grand Prix im Jahr 2010 umgebaut

Der Beschluss wurde um 19:30 Uhr Ortszeit mit nur zwei Gegenstimmen gefasst und bedeutet für Gillett einen Meilenstein auf dem Weg zur Erfüllung seines Jugendtraums. Überraschend kam die Entscheidung jedoch nicht: "Ich will nicht überheblich klingen, aber wir sind schon davon ausgegangen, dass uns die Genehmigung erteilt wird", so der Brite. "Trotzdem war es natürlich eine Erleichterung. Ich bin überglücklich!"#w1#

Heute Baubeginn in Donington

"Wer heute nach Donington kommt, der sieht einige ziemlich große Löcher!" Simon Gillett

Jetzt rollen auf der Rennstrecke die Bagger an: "Wir haben uns gestern noch mit den Bauarbeitern getroffen, heute geht es los", erklärte Gillett am Rande der AIS-Motorsportmesse in Birmingham. "Wer heute nach Donington kommt, der sieht einige ziemlich große Löcher!" Bereits heute Morgen hat der Streckenchef, der weiterhin eng mit seinem Vorgänger Tom Wheatcroft zusammenarbeitet, mit Bernie Ecclestone telefoniert: "Bernie hat mir gratuliert."

Eigentlich hätte die Entscheidung des Regionalrats bereits im November fallen sollen, doch Gillett selbst bat damals um eine Verschiebung, "um noch einige Löcher zu stopfen", wie er im Dezember gegenüber 'Motorsport-Total.com' angedeutet hatte. Frage nun: Sind diese Löcher endlich gestopft, Simon? "Ja, die sind alle gestopft", entgegnete er. Es sei dabei vor allem um Themen hinsichtlich des Umweltschutzes gegangen.

Finanziell habe er trotz der Weltwirtschaftskrise "keine Sorgen", sagte Gillett, ohne jedoch einen konkreten kommerziellen Fahrplan vorlegen zu wollen. Auch seitens Ecclestone würden ihm keine Steine in den Weg gelegt: "Bernie hat einen Plan abgesegnet. Wenn wir uns an diesen halten, was wir beabsichtigen, wird es keine Probleme geben." Es sei eine "typisch britische Eigenart", jedes Projekt anzuzweifeln, bis es tatsächlich steht.

Gillett will Gewinne sehen

"Wir sind kein wohltätiger Verein, sondern ein Unternehmen." Simon Gillett

Dabei geht es Gillett nicht nur darum, den Grand Prix ab 2010 durchzuführen, sondern er will damit Gewinn erwirtschaften: "Wir sind kein wohltätiger Verein, sondern ein Unternehmen. Wir haben viel Arbeit und Zeit in dieses Projekt investiert", so der Brite, der anschließend auch sein Erfolgsrezept verriet: "Man baut keine Anlagen speziell für die Formel 1. Man baut Anlagen, die kommerziell nutzbar sind, und dann adaptiert man sie für die Formel 1."

Als Beispiel dafür nannte er das Medienzentrum, das im Gegensatz zu anderswo kein eigener Bereich sein wird, sondern ein adaptiertes Konferenzzentrum, das abseits der Rennwochenenden an Firmenkunden vermietet werden kann. Natürlich will Gillett auch mit der Formel 1 selbst Gewinn erwirtschaften - 80.000 Zuschauer bei insgesamt 134.500 Plätzen müssten zum Erreichen des Breakevens reichen -, doch Nachhaltigkeit hat für ihn oberste Priorität.

Öffentliche Verkehrsmittel werden forciert

"Die Tatsache, dass wir einen Zehnjahresvertrag haben, ist sehr wichtig." Simon Gillett

Übrigens auch in Sachen Verkehrsmanagement: Der Donington-Eigentümer fordert seine Kunden auf, nicht mit dem Auto, sondern mit öffentlichen Verkehrsmitteln an die Strecke zu kommen. 30.000 Fans sollen mit Shuttlebussen transportiert werden, außerdem können Züge oder auch der benachbarte Flughafen genutzt werden. Der soll seinen Betrieb während des Rennwochenendes allerdings zugunsten der Formel-1-Jets und -Helikopter zurückschrauben.

Was die Finanzierung angeht, so steht neuerdings ein Schuldscheinmodell im Raum. Gillett ist nämlich klar, dass er nicht gleich im ersten Jahr Wunder bewirken kann. Aber: "Die Tatsache, dass wir einen Zehnjahresvertrag haben, ist sehr wichtig", so der Brite. "Mit einem Drei- oder Fünfjahresvertrag würde ich mir wegen des wirtschaftlichen Klimas Sorgen machen, aber wegen der Langfristigkeit und wegen des Umfangs der Pläne bin ich guter Dinge."

Skeptiker hatten zuletzt dass Ausscheiden von Gilletts ursprünglichem Partner Lee Gill als Rückschlag für das Projekt gewertet. Doch dieser Schritt sei von Anfang an geplant gewesen: "Lee war nur dazu da, um das Projekt bis zu einem gewissen Punkt zu begleiten", erklärte Gillett. Diesen Punkt habe man mit dem Abschluss der Planungsphase erreicht. Die Bauarbeiten und die Umsetzung in die Praxis werden ohne Gill über die Bühne gehen.