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  • 12.11.2012 17:46

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Im Westen was Neues? Formel 1 plant US-Nachwuchsserie

Mehr Aufmerksamkeit in den USA und endlich Nachwuchspiloten: Bernie Ecclestone und Co. wollen mit einem GP2- oder GP3-Pendant Amerika aufmischen

(Motorsport-Total.com) - Das Management der Formel 1 zieht es in Erwägung, eine amerikanische Version der GP2- oder der GP3-Serie ins Leben zu rufen, um dem Sport in den USA zu mehr Popularität zu verhelfen. Unterlagen belegen, dass das Projekt den Arbeitstitel "American Series" trägt und Rennen in den USA, in Kanada und in Brasilien geplant sind, sollte es tatsächlich grünes Licht geben. Ziel ist es, in diesen Ländern den Nachwuchs-Motorsport zu fördern und mehr Aufmerksamkeit auf die Formel 1 zu lenken.

Titel-Bild zur News: Giedo van der Garde

Die GP2 hat sich im Motorsport etabliert und große Talente hervorgebracht Zoom

Außerdem soll bewirkt werden, dass sich mehr Fahrer aus diesen Ländern für die Königsklasse interessieren. In der laufenden Saison finden nur drei der 20 Formel-1-Rennen in Nord- oder Südamerika statt. Außer dem Rennen an diesem Wochenende, wenn in Texas die Motoren bei der Grand-Prix-Premiere in Austin aufheulen, handelt es sich um die etablierten Läufe in Kanada und in Brasilien. Die Königsklasse hat traditionell Schwierigkeiten, in den USA zu Popularität zu gelangen.

Versuch in Asien gescheitert

Derzeit gibt es keine US-amerikanischen Fahrer. Der letzte war Scott Speed, der 2006 und 2007 für Toro Rosso im Einsatz war, ohne einen einzigen WM-Punkt einzufahren. Den Unterlagen zufolge glaubt das Formel-1-Management, in Nord- und Südamerika einen Geschäftszweig ähnlich dem in Europa aufbauen zu können. Eine regionale Variante der GP2 war in der Vergangenheit von wenig Erfolg gekrönt. Die Winterserie in Asien, die GP2 Asia, startete 2008, wurde aber 2011 wieder eingestellt.

Damals umfasste der Kalender nur vier Rennen, von denen zwei auch noch in San Marino, nämlich in Imola, stattfanden. Obwohl die Teams mutig genug waren, Piloten aus der Region ihre Autos anzuvertrauen, setzten einige trotzdem auf Europäer oder Südamerikaner - trotz einer Klausel im Reglement, die für solche Starter die maximale Anzahl der Punkte pro Saison deckelte.

Seit die GP2 im Jahr 2005 eingeführt wurde, hatte sie großen Erfolg damit, Talente für die Formel 1 hervorzubringen. Die Liste der Meister umfasst Lewis Hamilton, Nico Rosberg, Nico Hülkenberg, Pastor Maldonado und Romain Grosjean. Die Serie wurde von der Formel-1-Mutterfirma, der F1 Group, ins Leben gerufen. 2007, also drei Jahre später, kam dann auch noch die GP3 hinzu, die aufstrebenden Piloten eine weitere Sprosse der Leiter in die Königsklasse bietet.

Viele Pläne, wenig Erfolge

Die GP2 und die GP3 nahmen im vergangenen Jahr 44,8 Millionen US-Dollar (umgerechnet rund 35,2 Millionen Euro) ein, was ungefähr 2,9 Prozent des Gesamtertrags der F1 Group bedeutet. Das Geld stammt aus dem Verkauf von Autos und Teilen an die teilnehmenden Teams, dazu kommen Promotion- und Werbegebühren sowie Beträge, die für den Verwaltungsaufwand fällig werden. Es ist aber nicht nur die F1 Group, die von einer Expansion der GP2 oder der GP3 profitieren würde.

Die Aufmerksamkeit, die eine amerikanische Nachwuchsserie hervorzurufen vermag, wäre den Organisatoren des geplanten Grand Prix in New Jersey sehr nützlich. Die Verantwortlichen mussten wegen Budgetproblemen kürzlich ihre Pläne aufschieben. Auch die Formel-1-Teams wären Gewinner, weil ein schärferes Profil des Sports auch die Bereitschaft US-amerikanischer Unternehmen, ein Sponsoring zu übernehmen, steigen ließe. Red Bull, McLaren und Co. würden aber keine zusätzlichen Einnahmen direkt aus dem Rennbetrieb der Serie erhalten.

GP3-Bolide

Erste Sprosse der Leiter: Die GP3 fungiert als Unterbau für die GP2 Zoom

Der Grund: Umsätze aus der GP2 und der GP3 sind vom Preisgeldtopf der Formel 1 ausgeschlossen. Obwohl in der jüngeren Vergangenheit zahlreiche Pläne, die Königsklasse in den USA salonfähig zu machen, bestanden, ist das Rennen in Austin bislang der einzig fruchtbare. Dem neuen Team USF1 war bereits ein Startplatz zugesagt, es scheiterte aber an finanziellen Problemen, ehe ein Auto überhaupt in die Startaufstellung rollte. Zu Beginn des Jahres rankten sich Gerüchte um "Stars'n Stripes"-Team Red Bulls mit US-amerikanischen Fahrern. Bislang ist das nicht Realität geworden.