• 25.06.2009 14:15

Im Porträt: FIA-Präsident Max Mosley

Nach 16 Jahren an der Spitze des Automobil-Weltverbandes tritt er zurück: Max Mosley darf auf eine lange Laufbahn als FIA-Funktionär zurückblicken

(Motorsport-Total.com/SID) - Sparkommissar, Sicherheitsapostel, Skandalnudel: Machtmensch Max Mosley hat in beinahe 16 Jahren an der Spitze des Automobil-Weltverbandes FIA viel geleistet, aber auch jede Menge Scherben hinterlassen. Dem Briten ist es zu verdanken, dass die Formel 1 sicherer, umweltfreundlicher und billiger geworden ist. Die Königsklasse des Motorsports hat in der Ära Mosley jedoch auch so viele Possen, Prozesse und Paukenschläge erlebt, dass Glaubwürdigkeit und Ansehen schweren Schaden genommen haben.

Titel-Bild zur News: FIA

Der unrühmliche Höhepunkt war sicherlich die Sexvideo-Affäre mit dem 69-Jährigen in der Hauptrolle. Mosley überlebte den Skandal und wurde nach einem Misstrauensantrag mit großer Mehrheit von den FIA-Mitgliedern in Amt bestätigt. Mitten in der größten Krise der Formel 1 musste Mosley einen schweren privaten Schicksalsschlag verkraften. Am 5. Mai 2009 wurde Alexander Mosley, ältester von zwei Söhnen, im Alter von 39 Jahren tot in seiner Wohnung im Londoner Stadtteil Notting Hill aufgefunden.#w1#

Die Sicherheit ist Mosley stets ein Anliegen

Mosley hat sich in der Formel 1 vor allem einen Namen als Reformer gemacht. Nach dem schwarzen Wochenende von Imola 1994, als Ayrton Senna und Roland Ratzenberger in den Tod rasten, hatte Mosley genug und bremste die Formel 1 ein. Schritt für Schritt erneuerte er die Königsklasse in Sachen Sicherheit. Er schrieb den Teams vor, wie sie ihre Autos zu bauen hatten, und ließ eine
Rennstrecke nach der anderen "entschärfen". Seitdem erlebt der PS-Zirkus die längste Phase ohne tödlichen Unfall.

Bis zu seiner Sex-Affäre war Mosley Saubermann und Gentleman der Formel 1. Der Brite, der seit seiner Ausbildung in deutschen Internaten perfekt Deutsch spricht, gilt als ein Multi-Talent: Politiker-Sohn, promovierter Physiker und Jurist, Rennfahrer, Mitbegründer eines Formel-1-Teams und Anwalt der Formel 1.

Max Mosley ist der zweite Sohn des britischen Politikers Oswald Mosley und seiner Frau Diana Mitfords. Oswald Mosley war zunächst Minister für die Labour Party, Abgeordneter für die Konservativen und auch die Labour Party in den Zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Während der Dreißiger Jahre wurde Oswald Mosley Leiter der British Union of Fascists.

Max Mosley wuchs in Irland auf, lebte eine Weile in Frankreich und wurde dann von seinen Eltern auf die Schule ins bayerische Stein an der Traun geschickt. Am Christ-Church-College in Oxford machte er 1961 einen Abschluss in Physik, später auch in Jura. Während der Studienzeit war er Sekretär der Oxford Union, eines privilegierten Debattierklubs der Stadt und der Universität Oxford.

Vom Teamchef zum FIA-Präsidenten

Zum Motorsport kam er Mitte der 60er Jahre, als Formel-2-Fahrer war er allerdings wenig erfolgreich. 1969 gründete er zusammen mit einigen Freunden, darunter auch der spätere Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, den Rennstall March. Mosley trat 1977 als Teamchef zurück. Danach begann Mosleys Karriere als Funktionär, zunächst in der Teamvereinigung FOCA. Nachdem der Weltverband FISA aufgelöst worden war, stellte sich Mosley zur Wahl - und gewann.

Er löste den damaligen Präsidenten Jean-Marie Balestre ab und ist seitdem ununterbrochen Präsident der weltweit höchsten Automobilvereinigung. In den vergangenen Monaten hat sich Mosley mit seinen ständigen Regeländerungen den Zorn der Teams zugezogen. Statt den Kompromiss zu suchen, stellte Mosley die Rennställe viel zu oft vor vollendete Tatsachen.

Als der FIA-Boss eine Budgetobergrenze von rund 45 Millionen Euro einführen wollte, spielten die Teams nicht mehr mit und drohten Mosley mit der Spaltung der Formel 1. Als der Brite dann immer noch nicht von seinem diktatorischen Führungsstil abrücken wollte, war die Uhr für ihn abgelaufen. 16 Jahre hat Mosley alle Angriffe, Krisen und Skandale überstanden, jetzt ist er über seine eigenen Regeln gestolpert und dankt im Oktober ab.