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Illien: "Ich vermisse den Wettbewerb"

Warum die Formel 1 für Mario Illien derzeit kein Thema ist, aus welchen Gründen er das Reglement ab 2013 befürwortet und welche Rolle der Volkswagen-Konzern spielt

(Motorsport-Total.com) - Ex-Mercedes-Formel-1-Motorenkonstrukteur Mario Illien gesteht, dass er die Formel 1 derzeit nicht zwangsläufig vermisst. Gegenüber '422race.com' gibt er offen zu: "Das technische Reglement - insbesondere die Einfrierung der Motoren - ist im Moment nicht gerade aufregend. Unter diesem Aspekt betrachtet, vermisse ich die Formel 1 nicht wirklich. Was mir allerdings sehr wohl fehlt, das ist der Wettbewerb."

Titel-Bild zur News: Mario Illien

Mario Illien ist einer der Köpfe hinter dem Reglementsvorschlag für 2013

Nach Ansicht des Schweizers existieren aktuell auf der Motorenseite zu viele Restriktionen. "Es gibt zwar jede Menge unterschiedlicher Motoren, aber im Endeffekt sind sie aufgrund der Regeln alle mehr oder weniger gleich", so Illien, der es lieber sehen würde, wenn man seitens der FIA den Motorenkonstrukteuren wieder mehr Freiraum zugestehen würde.

Anders sieht die Sache freilich im Hinblick auf die vorgeschlagene Reglementsänderung ab der Saison 2013 aus. Demnach sollen die Formel-1-Fahrzeuge anstatt von den aktuellen V8-Triebwerken dann von 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbomotoren angetrieben werden. "Das hört sich durchaus interessant an", so Illien. "Speziell im Hinblick auf die Energierückgewinnungssysteme (KERS; Anm. d. Red.) verspricht das eine spannende Kombination zu werden, denn man muss diese beiden Faktoren im Zusammenspiel betrachten."

Eine Frage, die vor allem die Zuschauer immer wieder beschäftigt ist, ob durch den Einsatz der Vierzylinder-Turbomotoren der typische Formel-1-Sound verloren gehen könnte. "Davon kann man wohl ausgehen, zum einen, weil die Vierzylinder nur noch bis zu 12.000 Umdrehungen pro Minute drehen dürfen, zum anderen, weil ein Turbo von vornherein leiser arbeitet als ein Saugmotor", zeigt sich der Schweizer pessimistisch. Gleichzeitig räumt er allerdings ein, dass die aktuellen Motoren für seinen Geschmack "ohnehin zu laut" sind.

"Die aktuellen Formel-1-Motoren sind zu laut." Mario Illien

Illien, der den Vorschlag zum neuen Motorenreglement tatkräftig mit ausgearbeitet hat, sieht unabhängig vom Wettbewerb einen weiteren, entscheidenden Pluspunkt: "Einige der Erkenntnisse aus der Formel 1 werden sicherlich früher oder später in die Serienproduktion einfließen, die Energierückgewinnung gehört da definitiv dazu. Es zeigt sich bereits jetzt, dass einige Hersteller mit einem Einstieg liebäugeln, wenn das neue Reglement in Kraft tritt." Nach Ansicht des Schweizers besteht generell ein Bedarf an effizienteren Straßenfahrzeugen. "Das könnte für den einen oder anderen Hersteller ein Ansatz sein, in die Formel 1 zu investieren", so Illien.

Da wäre beispielsweise der Volkswagen-Konzern, der speziell mit dem Red-Bull-Team in Verbindung gebracht wird. Diese Gerüchte kennt natürlich auch Illien, den nicht nur eine enge Freundschaft mit Chefdesigner Adrian Newey verbindet, sondern der darüber hinaus selbst noch Kapazitäten frei hat. Gegenüber 'Auto Bild motorsport' (jetzt abonnieren!) gibt er in diesem Zusammenhang zu Protokoll: "Ich habe bisher noch keine konkreten Gespräche geführt, aber es wäre durchaus machbar für mich."