• 25.02.2004 12:17

"Ich muss den Motor in- und auswendig kennen"

Olivier Beaucourt leitet bei RenaultF1 die Abteilung Qualitätskontrolle und erklärt worauf es bei seiner Arbeit ankommt

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie verlief Ihre Karriere, bevor Sie zum Renault F1-Team kamen?"
Olivier Beaucourt: "Ich habe zunächst in der Automobil-Sparte von Siemens gearbeitet. Dort zeichnete ich für die Feinabstimmung von elektronischen Motorsteuerungen verantwortlich. Später wechselte ich dann zur Supertec-Gruppe. Dort kam ich erstmals mit der Formel 1 in Kontakt."

Titel-Bild zur News: Olivier Beaucourt (Leiter Abteilung Qualitätskontrolle und Messtechnik bei RenaultF1)

Beaucourt ist bei RenaultF1 für die Zuverlässigkeit des RS24 verantwortlich

Frage: "Wie lange arbeiten Sie jetzt bereits im Grand Prix-Sport?"
Beaucourt: "Etwas mehr als fünf Jahre."

Frage: "Welchen Aufgabenbereich umfasst Ihr Job bei Renault F1?"
Beaucourt: "Zunächst bin ich für die Qualitätskontrolle zuständig. Ich überprüfe sämtliche Teile, die wir von Zulieferern erhalten, ob sie hundertprozentig unseren Ansprüchen und Vorgaben entsprechen. Im Bereich Messtechnik leite ich darüber hinaus die Vermessung und Überprüfung sämtlicher im Motorenbereich verwendeten Komponenten."#w1#

Frage: "Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus?"
Beaucourt: "Ankommende Lieferungen unserer Zulieferer landen auf meinem Arbeitsplatz. Ich fungiere quasi als Filter: Nur was hundertprozentig unseren Vorgaben entspricht und in unseren Augen 'gut' für unseren Motor ist, gelangt in die Produktion. Alles andere schicke ich zurück. Zudem vermesse ich sämtliche Einzelteile des RS24-Zehnzylinders sehr genau ? bevor wir sie einbauen und nachdem der Motor gelaufen ist. Hier kommt es auf absolute Präzision meinerseits an. Nur dann können wir die Ergebnisse vergleichen und unsere Erkenntnisse an die jeweils verantwortlichen Ingenieure weiterleiten."

Frage: "Welche Ausbildung verlangt Ihr Job?"
Beaucourt: "Zunächst einmal sollte man über ein äußerst fundiertes technisches Verständnis verfügen. Ich muss den Motor in- und auswendig kennen ? und verstehen. Bei Supertec habe ich zunächst als Renningenieur gearbeitet. Anschließend wechselte ich in einen anderen Bereich, wo wir uns hauptsächlich um die Zuverlässigkeit der Motoren kümmerten. Durch diese beiden Aufgabenbereiche habe ich das Idealziel im Motoren-Bereich mit all seinen scheinbaren Gegensätzen absolut verinnerlicht: optimale Leistung bei maximaler Haltbarkeit. Diese Erfahrung ist bei meiner jetzigen Aufgabe unverzichtbar."

Frage: "Welche weiteren Eigenschaften sind für Ihren Job unerlässlich?"
Beaucourt: "Anpassungsfähigkeit und logisches Denken. Ich sitze in Viry-Châtillon quasi an der Schnittstelle der einzelnen Bereiche ? Einkauf, Qualität, Logistik und Technik. Da komme ich zwangsläufig mit vielen verschiedenen Menschen in Kontakt, die mich mit Informationen versorgen. Meine Aufgabe ist es, diesen Input zu ordnen und ihn umzusetzen. Da sämtliche Motor-Komponenten durch meine Hände gehen, bin ich über alle Aspekte bestens informiert. Ich verstehe also genau, wie meine Kollegen arbeiten und kann bestens auf ihre Wünsche und Ansprüche eingehen."

Frage: "Was gefällt Ihnen an Ihrem Job am besten?"
Beaucourt: "Die Abwechslung. Ich bin sowohl im technischen wie auch im logistischen Bereich involviert. Zudem macht es mir Spaß, aktiv an Optimierungsprozessen mitzuarbeiten und technische Probleme zu verstehen und zu lösen."

Frage: "Und was am wenigsten?"
Beaucourt: "Dass ich immer das Gefühl habe, ich hätte meine Aufgabe noch besser erledigen können...(lacht)"

Frage: "Welcher Moment ist Ihnen seit Ihrer Zeit beim Renault F1-Team am besten in Erinnerung?"
Beaucourt: "Fernando Alonsos Sieg beim Großen Preis von Ungarn in der vergangenen Saison. Ich hatte das große Glück, bei diesem Rennen vor Ort zu sein. Die Atmosphäre in der Boxengasse nach der Zieldurchfahrt war einfach einmalig."