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  • 01.12.2009 14:27

Hülkenberg: "Der Sprung kommt zur richtigen Zeit"

Williams-Neuzugang Nico Hülkenberg spricht über sein Leben in Oxford, seinen langen Weg in die Formel 1 und seine Parallelen zu Michael Schumacher

(Motorsport-Total.com/SID) - Bis zu sieben Deutsche könnten nächstes Jahr in der Formel 1 fahren - und zu den fünf, die ihren Vertrag bereits in der Tasche haben, gehört auch Nico Hülkenberg: Der ehemalige A1GP-, Formel-3- und GP2-Champion hat bei Williams unterschrieben und wird dort als Teamkollege von Routinier Rubens Barrichello an den Start gehen. Vor seinem ersten Testeinsatz als offizieller Grand-Prix-Pilot im südspanischen Jerez de la Frontera spricht der 22-Jährige unter anderem auch über seine Parallelen zu Michael Schumacher.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg fiebert seiner ersten Saison in der Formel 1 bereits entgegen

Frage: "Nico, du bist im September GP2-Champion geworden, Anfang November hat Williams deine Verpflichtung für die Formel 1 bekannt gegeben. Wie hat sich dein Leben seitdem verändert?"
Nico Hülkenberg: "Eigentlich gar nicht. Es sind ein paar Interviews und ein Autogrammwünsche mehr geworden. Sonst hat sich nichts grundlegend geändert."#w1#

Wohnung in der Nähe des Teams

Frage: "Aber du bist extra nach Oxford gezogen, um nahe am Williams-Werk zu sein..."
Hülkenberg: "Vor einem halben Jahr schon. Ich pendle natürlich noch, aber ich habe mich in England schon gut eingelebt. Oxford ist ein schmuckes, kleines Städtchen und ich bin in 20 Minuten in der Fabrik. Diese Nähe ist mir sehr wichtig, von daher ist das ideal."

Frage: "Du bist einen langen Weg gegangen, hast dich über verschiedene Serien bis zur Formel 1 durchgekämpft. War deine Verpflichtung nun überfällig?"
Hülkenberg: "Der Weg war genau richtig, der Sprung kommt nun genau zur richtigen Zeit. Ich hatte ein sehr gutes Jahr in der GP2, jetzt fühle ich mich bereit und reif für die Formel 1. Ich hoffe, dass der Winter schnell vorüberzieht, denn ich kann kaum erwarten, dass es losgeht."

Frage: "Das neue Auto bei Williams ist noch nicht fertig. Kannst du trotzdem schon Ziele für dein Premierenjahr formulieren?"
Hülkenberg: "Genaueres kann man erst im Februar nach den ersten ernsthaften Tests sagen. Klar ist aber, dass weder das Team noch ich nur um Rang zehn fahren wollen. Am liebsten will natürlich jeder immer um Podiumsplätze und Siege mitfahren. Ob das realistisch ist, weiß ich noch nicht, aber die Jungs von Williams arbeiten eifrig daran, mir ein gutes und schnelles Auto hinzustellen. Unsere Entwicklungsziele sind hoch, aber man weiß eben nie, wo die Konkurrenz steht."

¿pbvin|512|2165||0|1pb¿Frage: Im nächsten Jahr werden bis zu sechs deutsche Fahrer im Feld vertreten sein. Ist es ein Ziel, sich bei dieser internen deutschen Meisterschaft gut zu platzieren?"
Hülkenberg: "Die deutschen Fahrer sind für mich wie alle anderen. Mein Ziel ist es nicht, bester Deutscher zu werden. Ich messe mich mit allen 25 Fahrern im Feld."

Frage: "Dein Teamkollege wird Rubens Barrichello, der erfahrenste Fahrer im Feld und aktuelle WM-Dritte. Ein übermächtiger Rivale oder eine wichtige Stütze?"
Hülkenberg: "Ich denke, wir stellen eine gute Mischung dar: Er ist schnell und erfahren, ich bin jung und heiß."

Frage: "Wenn ein Neuling in die Formel 1 kommt, werden oft Vergleiche angestellt. Bei dir bieten sich viele an: Mit Nico Rosberg, der ebenfalls die GP2-Serie gewann und dessen Nachfolger du bist, mit Kimi Räikkönen, dem du etwas ähnelst, und natürlich mit Michael Schumacher, dessen Manager Willi Weber auch dich betreut. Wie schwer ist es da, sich ein eigenes Profil zu erarbeiten?"
Hülkenberg: "Gar nicht schwer. Jeder Deutsche, der neu in die Formel 1 kommt, wird an Michael gemessen, weil er einfach die Messlatte ist. Ich habe mich daran gewöhnt und ich finde es nicht schlimm. Aber ich mache mein Ding und vielleicht bin ich ja irgendwann gut genug, dass mein Name als Messlatte dienen kann."

WM-Titel muss das Ziel sein

Frage: "Das heißt, dein großes Ziel lautet, Weltmeister zu werden?"
Hülkenberg: "Natürlich. Ich wollte in die Formel 1, da bin ich jetzt angekommen. Jetzt gilt es, nach vorne zu schauen. Wir wollen langfristig erfolgreich sein in der Formel 1, Rennen gewinnen und Weltmeister werden - auf jeden Fall! Einen Zeitplan, bis wann das passieren muss, habe ich aber nicht."

Frage: "Hast du ein bestimmtes Vorbild? Zum Beispiel Lewis Hamilton, der die GP2 gewann, auf Anhieb Vizeweltmeister wurde und im Jahr danach den Titel holte?"
Hülkenberg: "Wir sind einen ähnlichen Weg gegangen und wenn wir im nächsten Jahr so erfolgreich sind wie er, sind wir happy. Aber ein Vorbild ist er nicht. Als kleines Kind habe ich natürlich Michael Schumacher bewundert und Ayrton Senna, den ich leider nicht mehr sehr lange fahren sehen konnte."

"Als kleines Kind habe ich natürlich Michael Schumacher bewundert und Ayrton Senna." Nico Hülkenberg

Frage: "Du bist nach Michael Schumacher und seinem Bruder Ralf erst der dritte Pilot, den Weber in der Formel 1 betreut. Welche Bedeutung hat er für deine Karriere?"
Hülkenberg: "Eine ganz große. Ohne Willi wäre ich nicht dort, wo ich jetzt bin. Er ist der beste Manager der Szene und auch abseits der Strecke verstehen wir uns sehr gut."

Frage: "Nach dem schweren Unfall von Felipe Massa im Juli galtst du schon als möglicher Ersatzfahrer bei Ferrari. Wie konkret war der Kontakt?"
Hülkenberg: "Da gab es durchaus Interesse und eine Anfrage. Einerseits war ich auch ganz geil darauf, das zu machen, andererseits wären das dann nur zwei halbe Sachen gewesen, sowohl in der Formel 1 als auch in der GP2. So konnte ich mich auf die GP2 konzentrieren, habe den Titel gewonnen und kann nun mit der entsprechenden Vorbereitung in die Formel 1 einsteigen. Deshalb ist es wahrscheinlich gut so, dass es damals nicht geklappt hat."

Frage: "Gibt es bestimmte Rennen, auf die du dich besonders freust?"
Hülkenberg: "Silverstone, Hockenheim, Singapur und Suzuka. Das sind schöne Strecken mit toller Atmosphäre. Silverstone ist ein schneller Kurs, da hat es schon in der GP2 sehr viel Spaß gemacht. Singapur sieht im Simulator super aus, Suzuka ist eine alte Naturstrecke und Hockenheim hat als deutsches Rennen natürlich eine besondere Bedeutung."

Frage: "Wer sind deine Favoriten auf den WM-Titel in der kommenden Saison?"
Hülkenberg: "Ich denke, Sebastian Vettel mit Red Bull und Nico Rosberg im Mercedes werden aus deutscher Sicht eine gute Rolle spielen. McLaren wird zurückkommen, auch Ferrari mit Fernando Alonso. Insgesamt wird sich nach den großen Veränderungen im Vorjahr wieder vieles regulieren, und es wird wohl noch enger zugehen. Das wird sicherlich eine spannende Saison, nicht nur für mich."