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  • 13.05.2012 12:33

  • von Dieter Rencken

HRT und der Kampf gegen das Know-how

Pedro de la Rosa betont die Rolle, die Budget und Equipment bei der technischen Entwicklung spielen - "Es hängt alles von der Zeit im Windkanal ab"

(Motorsport-Total.com) - HRT bestreitet bereits seine dritte Saison in der Formel 1, doch noch immer scheint die spanische Mannschaft den Anschluss an den Rest des Feldes nicht gefunden zu haben. Was macht es schwierig, einen Formel-1-Rennwagen schneller zu machen? Im Interview spricht Pedro de la Rosa über diese Herausforderung.

Titel-Bild zur News: Pedro de la Rosa

Pedro de la Rosa hat nach dem Qualifying stets früh Zeit für die Medienvertreter

Frage: "Was erwartest du in Bezug auf die künftige Weiterentwicklung des Autos?"
De la Rosa: "Alles hängt vom Budget ab. Je mehr Budget wir haben, desto mehr können wir entwickeln. Wenn es uns gelingt, neue Sponsoren zu finden, können wir mehr Zeit im Windkanal verbringen und somit das Auto schneller machen. Es ist nicht so, dass wir kein Budget hätten, aber wir wollen ein größeres, um den Rest des Feldes einholen zu können."

Frage: "Stimmt es, dass das Budget von HRT heute geringer ist als vor zwei Jahren?"
De la Rosa: "Ja, das stimmt. Nach Aussage unseres Teamchefs haben wir ein größeres Budget als im vergangenen Jahr, aber es ist bescheiden. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir 75 Mitarbeiter haben und ein kleines Team sind. Wir kämpfen nicht nur gegen Teams mit 600 Mitarbeitern. Wir kämpfen auch gegen das Know-how. Im technischen Bereich mit nur 75 Mitarbeitern aufzuholen, ist nicht einfach."

Frage: "Glaubst du, dass ein Aufholen überhaupt möglich ist?"
De la Rosa: "Das glaube ich schon. Wir haben hier ein Upgrade dabei, das ganz offensichtlich funktioniert. Es bedeutet für uns einen kleinen Schritt nach vorn. Wir müssen die Sache Rennen für Rennen betrachten. Es wird nie der Fall eintreten, dass man ein Upgrade an die Strecke bringt, mit dem man aus dem Stand zwei Sekunden pro Runde schneller fährt. Die einzige Möglichkeit aufzuholen besteht darin, mehr Zeit im Windkanal zu verbringen, aber das Level ist sehr hoch und die anderen Teams verfügen über ausgezeichnetes Equipment."

Gesunder Menschenverstand gefragt

Frage: "Wie sieht der Plan in Bezug auf Upgrades für die kommenden Rennen aus?"
De la Rosa: "Es hängt alles von der Zeit im Windkanal ab. Man muss alles ins Verhältnis setzen: Wie viel mehr an Abtrieb bringt ein bestimmtes Teil und wie teuer ist die Produktion dieses Teils? Gewisse Teile sind einfach teurer als andere. In diesem Zusammenhang ist der gesunde Menschenverstand gefragt. Man muss sich realistische Ziele setzen, anderenfalls ist die Entwicklung im Sinne der Kosten nicht effektiv."

Frage: "Du sprachst vom gesunden Menschenverstand, den man bei HRT walten lassen müsse. Das Team ist vor der Saison keinen Test gefahren. War es für dich in diesem Zusammenhang nachvollziehbar, den Mugello-Test auszulassen?"
De la Rosa: "Ja. Wir waren zwar nicht bei den Vorsaisontests, aber wir hatten drei Grand-Prix-Wochenenden, an denen wir testen konnten: Malaysia, China und Bahrain - dazu noch ein wenig in Australien. Wenn wir auch nur ein paar der neuen Teile für Mugello fertig gehabt hätten, wären wir dort testen gegangen. Die Situation ist aber die, dass wir die Teile erst an diesem Wochenende erhielten."


Fotos: HRT, Großer Preis von Spanien


"Am Freitagmorgen konnten wir nur ein Auto damit bestücken, heute dann beide. Es kommt noch ein anderer Punkt dazu: 75 Mitarbeiter im Anschluss an vier Übersee-Rennen nach Mugello zu fliegen und dann hierherzukommen, das wäre sehr schwierig geworden. Die Leute wären komplett am Ende gewesen. Das ist leider die Realität, mit der wir uns herumschlagen müssen."