• 10.01.2008 14:04

Howett: "Die Entwicklung war unbarmherzig"

Toyota-Präsident John Howett spricht ausführlich über die Toyota-Ziele 2008, und warum der "Toyota-Weg" auch in Zukunft beibehalten wird

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Was sind ihre Ziele für 2008?"
John Howett: "Als Erstes muss unsere Performance wesentlich besser sein, als 2007. Als Team ist unser ultimatives Ziel ein Sieg, denn dies ist der einzige Grund, warum es uns überhaupt gibt. Ich glaube, dass wir die Hardware und die Ressourcen der Top-Teams haben, wir müssen einfach pushen, damit wir das gesamte Paket und unsere Performance verbessern, denn dann werden die Resultate folgen."

Titel-Bild zur News: John Howett

Das ultimative Ziel von Toyota-Chef John Howett ist endlich der erste Sieg

"Klar ist, dass sich das Auto - wie ich denke - dramatisch und kontinuierlich verbessert, aber das machen die anderen Autos auch. Darum ist es absolut kritisch, dass sich unsere relative Rate verbessern muss. Wir müssen einfach härter und cleverer arbeiten, als unsere Konkurrenten."#w1#

Frage: "Wie hat sich das Team der Entwicklung des TF108 genähert?"
Howett: "Die Entwicklung war unbarmherzig, denn aufgrund des starken Drucks in der Formel 1 musste sie das sein. Der Schlüssel bestand darin, die wichtigen Elemente zu identifizieren, die zu einer Performance-Verbesserung beitragen und in diese Bereiche haben wir mehr Ressourcen gesteckt."

"Wir haben nun ein wesentlich besseres Verständnis von speziellen Bereichen wie etwa der Aerodynamik, die zur Performance beiträgt und daher nutzen wir unsere Ressourcen, um diese Bereiche weiterzuentwickeln. Als Resultat befinden wir uns für 2008 in guter Verfassung und darüber gibt es auch gar keinen Zweifel, aber die harte Arbeit geht immer weiter."

Frage: "Wie motiviert ist das Team?"
Howett: "Wir haben eine sehr loyale Belegschaft. Sie arbeiten extrem hart und wann immer wir mehr von ihnen verlangen, liefern sie uns mehr. Generell sollte jeder, der in der Formel 1 arbeitet, die Möglichkeit anerkennen, in diesem Sport tätig zu sein. Wir haben ein hoch motiviertes und hungriges Team. Großartige Resultate wären nun die Krönung, aber nach all den Herausforderungen und Enttäuschungen der Formel 1 wäre der süße Geschmack des Erfolges umso befriedigender."

"Unser Fokus lag auf der Aerodynamik, aber gleichzeitig haben wir aus jedem Teil unseres Paketes mehr Performance herausgequetscht." John Howett

Frage: "Wie sehr ist das Team im letzten Jahr gewachsen und hat sich verbessert?"
Howett: "Ich denke nicht, dass wir gewachsen sind, wir haben das existierende Team verstärkt. Die Gesamtkapazität ist in etwa die Gleiche, wie im letzten Jahr, aber wir haben uns kontinuierlich verstärkt und unsere Einrichtungen und unser Know-How verbessert."

"Unser großer Fokus lag auf der Aerodynamik, aber gleichzeitig haben wir aus jedem Teil unseres Paketes mehr Performance herausgequetscht, inklusive Motor und Antriebseinheit, speziell in Verbindung zu dem Wechsel auf die Standard-ECU und das Getriebe, das nun vier Rennen halten muss."

Frage: "Ist es als relativ neues Team schwieriger Erfolg zu haben?#b
Howett: "Historisch gesehen sind die Siegerteams diejenigen, die schon lange dabei sind, das ist ziemlich klar. Es scheint einfach Zeit zu brauchen, um die richtigen Leute an den richtigen Positionen zu haben und dass alle als Einheit zusammenarbeiten. Also braucht die Bildung jeder Organisation einen bestimmen Grad an Zeit, aber wir gebrauchen dies nicht als Entschuldigung."

Frage: "Wie wichtig ist der "Toyota-Weg" für das Team?"
Howett: "Die Leute denken dabei immer an Kaizen und kontinuierliche Verbesserung, aber das ist nur ein Element. Es ist mehr als sich nur Schritt für Schritt zu verbessern, denn es soll darüber hinaus auch zur Innovation ermutigen. Wenn man alles, was man macht, in Frage stellt und einen Weg sucht, es besser zu machen, dann kann man aufbauen und innovativ sein. Das ist auch die Psyche von Toyota, denn bei Toyota stecken in den Produkten eine sehr fortschrittliche Technik und Prozesse, ebenso in den Produktionsanlagen."

"Ich glaube immer noch, dass die Leute Toyotas großartigen Kampfgeist nicht wirklich verstehen. In der Formel 1 geht es nicht nur um das Siegen und darum, sich den Erfolg zu kaufen, es geht darum, es nach dem Toyota-Weg zu erreichen. Ein Team von Grund auf zu entwickeln und eine offenere Bewertungsstruktur zu benutzen, danach zu streben, jede Gelegenheit zu nutzen, und aus allen sich ergebenden Möglichkeiten zu lernen. Diese Einstellung ist ein Aspekt von Toyota, der nicht immer erkannt, verstanden oder nachvollzogen wird, aber ich hoffe, durch die Formel 1 kann er besser nachvollzogen werden."

Kamui Kobayashi

Kamui Kobayashi ist in der Saison 2008 der dritte Toyota-Fahrer Zoom

Frage: "Was war 2007 das Problem?"
Howett: "Ich habe manchmal das Gefühl, dass das Auto konkurrenzfähiger war, als es die Resultate gezeigt haben. Unsere Leistung hat stark geschwankt und ein Thema war dabei der Start, denn wenn man die erste Runde nicht dort beendet, wo man sich qualifiziert hat, dann wird man im Rennen auf dieser Position bleiben."

"Verglichen mit der Konkurrenz muss unser Auto also relativ gesehen stärker werden und wir müssen sicherstellen, dass wir keine Zuverlässigkeitsprobleme bekommen werden, aber ganz klar ist die Startperformance eine der großen Prioritäten für 2008."

Frage: "Was waren ihre Gedanken, als sie Timo Glock unter Vertrag nahmen?"
Howett: "Ich denke, seine Leistung in der GP2 steht für sich selbst. Er hatte 2006 eine extrem gute zweite Saisonhälfte, als er zum europäischen Rennsport zurückgekehrt ist, denn er konnte bei vielen Gelegenheiten mit Lewis Hamilton mithalten."

"Im vergangenen Jahr dominierte er die Saison, obwohl er eine beachtliche Zahl an technischen Defekten erlitt. Er ist es gewöhnt, ein Auto ohne Traktionskontrolle zu fahren, was nach den neuen Regeln in diesem Jahr ein Vorteil sein wird."

"Ich glaube auch, dass er nach seinen Erfahrungen in der ChampCar-Serie eine mentale Stärke hat, denn das ist eine andere Art, Rennen zu fahren. In meinen Augen ist er jung, hungrig, hat ein gutes technisches Verständnis und seine Performance in der vergangenen Saison war herausragend. Wir freuen uns darauf, was er in unser Team einbringen kann."

Frage: "Was ist ihre Meinung zu ihrem dritten Piloten Kamui Kobayashi?"
Howett: "Er ist sogar noch jünger und noch hungriger. Bis jetzt hat er im Rennsport gute Ergebnisse gebracht. Er ist ein sehr talentierter Fahrer und für uns ist es gut, ihn in unser Team zu bringen und damit anzufangen, ihn zu integrieren. Die Testbeschränkungen innerhalb der Saison erlauben dies und wir sind glücklich, dass wir mit Kamui zusammenarbeiten werden."