Horner: "Fernando ist ein anspruchsvoller Gegner"

Red-Bull-Teamchef Christian Horner lässt den Grand Prix von Japan Revue passieren und gibt einen Ausblick auf die verbleibenden fünf Saisonrennen

(Motorsport-Total.com) - Mit seinem Sieg beim Grand Prix von Japan rückte Sebastian Vettel (Red Bull) beim gleichzeitigen Ausfall von Fernando Alonso (Ferrari) bis auf vier Punkte an den WM-Spitzenreiter heran. Der Spanier fand sich bereits in der ersten Kurve im Kiesbett wieder, nachdem ihm Lotus-Pilot Kimi Räikkönen den Hinterreifen aufgeschlitzt hatte.

Titel-Bild zur News: Christian Horner (Red-Bull-Teamchef)

Red-Bull-Teamchef Horner sieht nach Suzuka wieder Licht im WM-Tunnel Zoom

Für Red-Bull-Teamchef Christian Horner war der zweite Alonso-Ausfall binnen vierer Rennen so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit. "Über eine Saison gesehen gleichen sich Glück und Pech normalerweise aus. Sebastian hatte zwei Ausfälle aufgrund mangelnder Zuverlässigkeit zu verkraften. Fernando hatte Pech mit Grosjean und mit dem platten Reifen, den er sich heute einfing. Jetzt wird es darum gehen, was die beiden Fahrer auf der Strecke leisten und darum, wie sich die beiden Autos im direkten Vergleich präsentieren werden", sagt der Brite und stellt klar heraus: "Fernando ist ein sehr anspruchsvoller Gegner."

"Vor der Sommerpause hatte Fernando einen beachtlichen Vorsprung", gibt der Red-Bull-Teamchef zu bedenken. "Seitdem hat Sebastian stark aufgeholt. In Spa wurde er Zweiter. Auch in Monza hätten wir einige Punkte mitnehmen müssen, hatten aber Pech mit der Zuverlässigkeit. In Singapur und auch hier haben wir gewonnen. Dadurch konnten wir den Rückstand fast komplett wettmachen. Jetzt kommen hoffentlich ein paar Strecken, die unserem Paket in die Karten spielen. Die Weltmeisterschaft wird nun in fünf Rennen entscheiden. Im Grunde geht es zwischen Fernando und Sebastian um den Titel, man darf die anderen aber nicht vergessen. Wer auch immer über die nächsten fünf Rennen gesehen den besten Job erledigt, wird sich am Ende durchsetzen."

Ferrari und McLaren auf der Rechnung

Auf dem am kommenden Sonntag auf dem Programm stehenden Kurs in Yeongam war die Red-Bull-Bilanz bei den beiden ersten Ausgaben des Grand Prix von Südkorea von unterschiedlichem Erfolg gekennzeichnet. "2010 lief es für uns nicht wie gewünscht", spricht Horner den Motorschaden kurz vor Schluss beim in Führung liegenden Vettel an. Teamkollege Webber kam damals bereits in der Anfangsphase auf der noch regennassen Piste vom rechten Weg ab. "Im vergangenen Jahr holten wir dort mit einem Doppelsieg den Konstrukteurstitel", erinnert Horner.


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Japan


Mehr Sorgen macht sich der Red-Bull-Teamchef für den drittletzten Grand Prix des Jahres. "Abu Dhabi könnte für uns recht trickreich werden. Andererseits waren wir dort in der Vergangenheit stark. Das Problem ist: Im vergangenen Jahr waren wir überall stark. Inzwischen sieht es etwas anders aus. Ferrari wird bei den anstehenden Rennen große Upgrades bringen. Das haben sie schon anklingen lassen. Wir dürfen auch McLaren nicht unterschätzen. Wir können nur das kontrollieren, was wir selbst tun und müssen versuchen, so viel Performance wie möglich aus unserem Paket herauszukitzeln."

In Suzuka gelang dies bis zum Start des Rennens eindrucksvoll. Während Vettel von der Pole-Position den besten Start erwischte und auf und davon fuhr, wurde Teamkollege Webber bereits in der ersten Runde von Romain Grosjean aufs Korn genommen. Ohne diesen Zwischenfall wäre laut Horner ein Doppelsieg möglich gewesen. "Dass Seb das Rennen gewonnen hat, ist natürlich fantastisch. Gleichzeitig ist es enttäuschend, dass Mark in der zweiten Kurve abgeräumt wurde."

Doppel-DRS nicht der alleinige Grund

Sebastian Vettel

Sebastian Vettel fuhr in Suzuka zum zweiten Sieg in Folge nach Singapur Zoom

Die starke Performance an diesem Wochenende führt Horner vor allem auf die Charakteristik des Kurses in Suzuka zurück. "Ich denke, es lag hauptsächlich an der Strecke", urteilt er und präzisiert: "Unser Auto war hier am gesamten Wochenende äußerst wettbewerbsfähig und funktionierte bei allen Bedingungen sehr gut - ganz gleich ob mit viel oder wenig Sprit im Tank und unabhängig davon, mit welcher der beiden Reifenmischungen wir unterwegs waren. Die Charakteristik der Strecke kommt dem Auto entgegen."

Auf das Doppel-DRS will der Red-Bull-Teamchef die überzeugende Performance indes nicht schieben: "Das System wurde schon bei anderen Rennen eingesetzt. Das hier war nicht das erste Rennen mit dieser Entwicklung. Unterm Strich geht es allen Teams gleich: Den Königsweg gibt es nicht. Ich tue mir schwer damit zu sagen, dass unsere Performance hier einzig und allein auf einen Heckflügel zurückzuführen sein soll. Wir haben auf allen Gebieten Fortschritte gemacht. Der Schlüssel liegt im Detail."

"Heute zum Beispiel hatten wir mit Sebastian den schnellsten Boxenstopp von allen, ich glaube die Standzeit lag bei 2,6 Sekunden", stellt Horner einen weiteren Baustein im Erfolgspuzzle von Suzuka heraus und fordert mit Blick auf die noch anstehenden fünf Saisonrennen: "Wir dürfen auf keinem Gebiet nachlassen."