• 24.12.2001 13:38

  • von Fabian Hust

Honda: Warum man ein eigenes Team in Betracht zieht

Honda fährt dem Erfolg in der Formel 1 derzeit hinterher und überdenkt im Hintergrund den Einsatz eines eigenen Werksteams

(Motorsport-Total.com) - Das Medieninteresse bei der Toyota-Präsentation war enorm, alles redete von Toyota, denn die Japaner sind neben Ferrari, Jaguar und Renault das einzige Team, das Chassis und Motor baut. Honda droht im Kampf um die gute PR ? und das ist ja nun einmal das Hauptziel bei einem Formel-1-Engagement ? gegenüber Toyota den Kürzeren ziehen. Feiert Toyota Erfolge, so wird dies einzig Toyota zugeschrieben.

Titel-Bild zur News: Hondas diesjähriger Motor vom Typ RA001E

Bisher ist Hondas Formel-1-Projekt nicht erfolgreich genug

Honda hat mit BAR und Jordan hingegen Argumentationsschwierigkeiten. Wie gut war der Honda-Motor in der Saison 2001 eigentlich? Honda gibt zwar zu, dass er nicht der beste Motor war, aber hatten BAR und Jordan wirklich einen so schlechten Motor im Heck, wie beide Teams dies immer wieder behaupteten? Selbst wenn Honda Rennen gewinnen sollte, so wären diese weniger PR-freundlich wie wenn man wie Toyota vom Chassis bis zum Motor alles selbst herstellt.

Im Prinzip gibt es für Honda vier Möglichkeiten. Möglichkeit 1: Man macht weiter wie bisher und stattet zwei Teams mit Motoren aus. Möglichkeit 2: Statt auf zwei Teams konzentriert man sich nur noch auf ein Team. Variante 3: Man ruft wie nun Renault ein eigenes Team ins Leben. Variante 4: Man kehrt der Formel 1 den Rücken ? bevor die Ziele nicht erreicht sind, zumindest mittelfristig eine unwahrscheinliche Lösunng.

In den nächsten Jahren wird Honda weiterhin auf zwei Teams setzen. Mit BAR schloss man einen Vertrag bis 2004, das Abkommen mit Jordan ist vorerst bis in die Saison 2003 befristet mit einer Option auf die Jahre 2004 und 2005. Erfüllt Honda beide Verträge ? was in der Formel 1 nicht mit 100-prozentiger Gewissheit erfolgen wird ? so wird sich bis 2003 an der aktuellen Situation nicht viel ändern. Ab 2004 jedoch könnte Honda einen anderen Weg einschlagen.

Es wäre nicht verwunderlich, würde dieser Weg bedeuten, dass Honda ein Werksteam ins Leben ruft. Hier wäre BAR der wahrscheinlichste Übernahmekandidat. Schon heute deuten Anzeichen deutlich darauf hin, dass man diesen Weg zumindest ernsthaft in Betracht zieht. Bei BAR wie auch bei Jordan werden im kommenden Jahr noch mehr Honda-Ingenieure dem Team zur Verfügung gestellt, natürlich mit dem Ziel, sie besser in die Formel-1-Materie einzulernen. Und die intensiven Bemühungen, bei BAR möglichst viel bei der Entwicklung des Chassis mitzuwirken ist ebenfalls ein deutliches Anzeichen dafür, dass man mit dem Plan liebäugelt, ein Werksteam auf die Beine zu stellen.

Honda hatte bereits den Einsatz eines eigenen Teams geplant und 1999 ausgiebig und erfolgreich Testfahrten absolviert, als im April jenen Jahres Projektleiter Harvey Poslethwaite verstarb ? und mit ihm auch das Vorhaben, ein eigenes Team auf die Beine zu stellen. Nun flammen die Pläne, ein eigenes Teams einzusetzen, wieder neu auf. Der Erfolg in den nächsten Jahren mit Jordan und BAR wird entscheiden, ob Honda den riskanten Schritt wagen wird oder nicht.