• 23.01.2008 16:33

Honda RA108: Vertriebene Aerodynamikgremlins?

Schnörkellos und mit weißer Weste: Der Honda RA108 soll mit aufgeräumter Aerodynamik wieder den Erfolgskurs finden

(Motorsport-Total.com) - Ohne große Schnörkel, mit einem fast blütenweißen Auto hat Honda das Projekt 2008 nun auch auf der Strecke in Angriff angenommen. Für das japanische Team ist es ein entscheidendes Jahr, denn noch einen Tiefpunkt wie 2007 wird man sich kaum leisten können. Vor allem die Aerodynamik wird in den Mittelpunkt rücken, denn das war der erklärte Schwachpunkt des RA107.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Weiß, einfach und grundsolide - der Honda RA108 bei der Debütfahrt

Hondas Vorjahresauto legte ein paar beeindruckende Verhaltensweisen an den Tag. So riss beim Bremsen und in Kurvenfahren schon mal unvermittelt der Luftstrom ab und jeglicher Abtrieb war damit weg. Insgesamt fehlte es dem RA107 trotz zahlreicher Retuschen und Rettungsversuche bis zum letzten Saisonrennen eine Konstanz und Vorhersagbarkeit im aerodynamischen Verhalten.#w1#

Schon im Laufe des Vorjahres suchte man intensiv nach neuem Personal, das für 2008 alles anders machen sollte. Aerodynamiker Loic Bigois kam von Williams, Jörg Zander kam wenig später auch zurück - bis 2005 arbeitete er bei BAR-Honda, danach kamen die Stationen Williams und das BMW Sauber F1 Team. Letztlich konnte auch Ross Brawn aus der Formel-1-Pause geholt werden, doch der Brite kam zu spät, um am RA108 Grundlegendes zu entscheiden.

Der RA108, der am Mittwoch in Valencia von Rubens Barrichello gesteuert wurde, soll die Wende wieder herbeiführen und das fortsetzen, was sich das Team bis 2006 aufgebaut hatte. Das Auto ist fast unscheinbar, die Designer überwarfen den Boliden nicht mit einem Sammelsurium aus Detaillösungen.

Wer ein völlig neues Design erwartet hatte, wurde enttäuscht. Der RA108 folgt viel stärker dem Evolutions- statt dem Revolutionsgedanken. Der Frontflügel erinnert stark an jenes Modell, das Ende der Saison 2007 bereits im Einsatz war. Die Fahrzeugnase ist auch beim neuen Auto verhältnismäßig weit nach oben gezogen - vor allem im Vergleich zu den neuen Konkurrenzmodellen.

Stark erneuert erscheinen hingegen die vorderen Aufhängungen. Der Anlenkungspunkte der Querlenker haben kaum noch etwas mit denen des RA107 gemein. Die verbesserte Geometrie soll einem besseren mechanischen Verhalten zugutekommen. Die Seitenkästen hingegen weisen nur auf den ersten Blick Gemeinsamkeiten zum alten Modell auf.

Zwar ist die Vorderansicht ähnlich, doch die Öffnungen sind kleiner und der Seitenkasten an sich viel stärker eingeschnitten. Die Kamine sind weiterhin an der äußeren Kante angebracht, dahinter sitzt nun aber ein kleiner Flügel. Interessant auch die Motorabdeckung: In der seitlichen Draufsicht ist die Fläche größer als das Reglement es erfordert. Die Finne, welche die Abdeckung nach hinten verlängert, reicht fast bis an den Heckflügel heran.

Was bleibt als Fazit? Honda geht den Umbau zurück zum Erfolg geradlinig an. Anstatt mit einem im Windkanal detailverzierten Auto an die Strecke zu kommen, steht nun quasi ein weißes Basismodell bereit. Die Gefahr, sich mit einem einfach gehaltenen Auto zu verstricken, ist weit geringer. Versteht man dieses Basismodell und zeigt es die gewünschten Verhaltensweisen, kann man immer noch aufrüsten.