Hill fordert: Formel 1 muss in Bahrain Farbe bekennen

Damon Hill kritisiert, dass FIA-Boss Jean Todt zu den Ereignisse in Bahrain schweigt und fordert eine klare Kommunikation, um nicht politisch instrumentalisiert zu werden

(Motorsport-Total.com) - Bernie Ecclestones Alleingang, den Grand Prix von Bahrain trotz enormer Widerstände durchzuziehen, soll McLaren sogar Hauptsponsor Vodafone gekostet haben. Dennoch droht sich die Geschichte nun zu wiederholen: Nach einem Bericht der Initiative "Human Rights Watch" (HRW) finden derzeit in der Hauptstadt Manama immer mehr "willkürliche Hausdurchsuchungen und Festnahmen" statt. Nach Angaben der Organisation hat es bereits 20 Inhaftierungen von Personen gegeben, die ihrem Wunsch nach mehr Demokratie in der Öffentlichkeit Ausdruck verliehen haben.

Titel-Bild zur News: Damon Hill

Damon Hill fehlt im Verhalten von Jean Todt der Weitblick

Sarah Leah Whitson, Direktorin von HRW im Mittleren Osten, zeigt dafür gegenüber der Agentur 'AFP' nur bedingt Verständnis. "Die Behörden müssen am Formel-1-Wochenende die nötige Sicherheit gewährleisten. Aber das darf nicht durch Festnahmen von Personen passieren, die das Recht zur freien Meinungsäußerung nutzen."

Widersprüchliche Informationen aus Bahrain

Informationsministerin Samira Rajab will diese Kritik nicht stehen lassen. "Wir diskreditieren jegliche Nachrichten über Festnahmen in den vergangenen Tagen oder sogar Monaten", sagt sie gegenüber 'Reuters'. "So etwas gibt es nicht in Bahrain. Wenn es Aktionen gegen Frieden und Sicherheit gibt, dann muss damit den Gesetzen entsprechend umgegangen werden."

Ecclestone selbst sieht die Lage als harmlos an: "Ich habe mich gestern mit jemanden getroffen, der vor Ort lebt und der hat mir gesagt, dass alles völlig normal ist", sagte er Anfang April der Nachrichtenagentur 'Reuters'. Menschenrechtsaktivist Brian Dooley sieht die Aussagen des 82-Jährigen als Provokation: "Er muss eine seltsame Idee davon haben, was normal ist. Wenn das Regime Menschen einsperrt, um andere einzuschüchtern, damit sie nicht friedlich im Umfeld der Formel 1 protestieren, dann müssen sich die Organisatoren, Teilnehmer und Sponsoren wirklich dazu äußern."

Hill fordert klare Stellungnahmen

"Die Frage ist wirklich, ob eine Austragung oder Absage des Rennens die brutale Unterdrückung von Menschen unterstützt." Damon Hill

Dieser Ansicht ist auch Ex-Formel-1-Champion Damon Hill. Der Brite äußerte im Vorjahr lange Kritik an der Austragung des Rennens, ehe ihn FIA-Boss Jean Todt einlud, sich selbst von den Geschehnissen im Inselkönigreich ein Bild zu machen. Dieses Jahr fordert er die Akteure ebenfalls aus, sich aktiver mit der Lage auseinander zu setzen und Stellung zu beziehen.

"Die Frage ist wirklich, ob eine Austragung oder Absage des Rennens die brutale Unterdrückung von Menschen unterstützt, indem es die Art und Weise unterstützt, wie Unterdrückung durchgesetzt wird", sagt Hill. "Im Vorjahr war ich der Auffassung, dass der Sport und die FIA sicherstellen müssen, dass von ihnen nicht mit den falschen Absichten Besitz ergriffen wird. Ehrlich gesagt bin ich nicht ganz sicher, ob sie diesbezüglich alle Fragen aus der Welt geschafft haben."

Kritik an "Schweiger" Todt

Er fordert, dass die Akteure nun jeglichen Missverständnissen vorbeugen und nicht wie FIA-Boss Todt schweigen: "Das ist ein Fehler, denn dadurch verhält er sich in Wahrheit politisch und lässt sich missbrauchen - oder zumindest wird der Sport so wahrgenommen, dass er durch das Engagement für die Wirtschaft und das Image des Landes missbraucht wird. Er hat sich nicht geäußert und den Sport nicht von Dingen abgegrenzt, die geschmacklos und erschütternd sind. Und ich bin der Meinung, dass jeder in diesem Sport sich das wünschen würde."

"Todt hat sich nicht geäußert und den Sport nicht von Dingen abgegrenzt, die geschmacklos und erschütternd sind." Damon Hill

Hill glaubt, dass der Großteil der Formel-1-Akteure Angst davor hat, dass der Sport von den Machthabern instrumentalisiert wird: "Sie sagen: 'Wir wollen nicht dorthin fahren, um es für die Menschen schwieriger zu machen. Wir hätten gerne, dass ihr die Formel 1 genießt und sind der Meinung, dass die Formel 1 viel Positives beitragen kann, aber bitte verhaftet nicht in unserem Namen Menschen und geht nicht brutal mit ihnen um'. Das ist keine politische, sondern eine ethische Frage."

Zumindest in einem Punkt hält sich der Missbrauch dieses Jahr im Vergleich zu 2012 in Grenzen - beim Werbeslogan des Rennens. Während man im Vorjahr mit "UniF1ed" ("Vereinigt") ein politisches Statement wählte und den Konflikt unter den Teppich kehren wollte, wählte man dieses Jahr den weniger kontroversen Spruch: "Imagine Your Moment" ("Stelle dir deinen Augenblick vor").