• 09.10.2005 13:32

Hersteller machen Ernst: Formel 1 droht die Spaltung

Nach Aussage von BMW Entwicklungsvorstand Burkhard Göschel gibt es nun "fast kein Zurück mehr" - Konzerne gegen Ferrari-Fraktion

(Motorsport-Total.com/sid) - Die Formel 1 steuert auf eine Spaltung ab 2008 zu. Die fünf in der "Königsklasse" engagierten Automobilhersteller BMW, Honda, Mercedes, Renault und Toyota ließen in einer gemeinsamen Erklärung keinen Zweifel an ihrem Willen zur Gründung einer Konkurrenzserie. Auf der anderen Seite stehen zumindest vier andere Teams mit Ferrari an der Spitze, die, geködert mit Millionenversprechen, weiter mit Bernie Ecclestone zusammenarbeiten wollen.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug und Mario Theissen

In Haugs und Theissens Augen ist eine Konkurrenzserie keine optimale Lösung

"Wir haben nahezu den Punkt erreicht, an dem es kein Zurück mehr gibt", sagte BMW Entwicklungsvorstand Burkhard Göschel als Sprecher der Herstellervereinigung GPMA: "Bei Verhandlungen mit Strecken und Sponsoren geht es immer um einen Vorlauf von zwei Jahren. Also sollte die Entscheidung noch in diesem Jahr fallen. Wir laden die anderen Teams ein, an Bord zu kommen."#w1#

Göschel erklärte in der Welt am Sonntag, dass die Vermarktungsfirma 'iSe' derzeit mit wichtigen Partnern wie Rennstrecken, Fernsehstationen und Sponsoren über eine Konkurrenzserie verhandele. Den Herstellern gehe es vor allem um ein besseres Angebot für die Motorsportfans, ein Regelwerk, das die Kosten senkt und mehr Demokratie. Der Automobilsport-Weltverband FIA dürfe nicht länger Gesetzgeber, Polizei und Richter in einer Person sein.

Der wichtigste Grund für den Streit dürfte jedoch das Thema Geld sein. Bisher erhalten die zehn Teams angeblich nur einen Anteil von 200 Millionen Dollar am Umsatz der Königsklasse. Jetzt stehen Forderungen von 600 Millionen Dollar im Raum, wenn das bindende Concorde Agreements Ende 2007 ausläuft.

Formel-1-Boss Ecclestone bietet den Teams eine um 50 Prozent höhere Gewinnbeteilung als bisher und hat neben Ferrari auch Red Bull, Minardi und Jordan hinter sich gebracht. Und auch der Williams-Rennstall liebäugelt mit dem Angebot, womit ein Patt zwischen den beiden Lagern perfekt wäre.

"Mein Angebot ist erstklassig. Es kann nicht sein, dass jemand, der seine Waren im Kaufhaus anbietet, daraus das Recht ableitet, das Geschäft zu besitzen", meint Ecclestone, der allerdings selbst nur noch 25 Prozent der Formel-1-Vermarktungsfirma 'SLEC' besitzt.

Die restlichen 75 Prozent gehören drei Geldhäusern, Göschel hat aber schon ausgeschlossen, dass die reichen Autokonzerne die Anteile übernehmen und auf diesem Weg die Spaltung der Formel 1 verhindern könnten. "Wir steuern auf zwei Konkurrenzserien zu. Genau das Szenario, vor dem wir Angst haben und das den Motorsport schwersten Schaden zufügen könnte", sagt Minardi-Chef Paul Stoddart.

Zumindest die Teamchefs der beiden deutschen Autobauer BMW und Mercedes wollen aber eine Spaltung noch verhindern. "Es kann niemand wirklich an zwei konkurrierenden Serien interessiert sein. Es gibt bisher in den Gesprächen zwischen Teams, FIA und den kommerziellen Rechteinhabern nur konstruktive Ansätze, aber keine Lösung", sagte BMW Motorsport Direktor Mario Theissen dem 'sid'.

Mercedes-Sportchef Norbert Haug wird deutlicher: "Ich halte nichts von Kriegsgeschrei, aber ohne Zeitdruck geht nichts voran. Wir müssen alle mit aller Konzentration daran arbeiten, eine Formel 1 zu behalten." Die Zeit für eine Lösung läuft ab.