• 09.09.2010 13:56

  • von Roman Wittemeier & Stefanie Szlapka

Herbert: "Wenn du nicht tust, was das Team sagt..."

Johnny Herbert setzt sich für die Abschaffung des Teamorder-Verbots ein: "Es muss manchmal sein" - Eddie Jordan: "Die Strafe für Ferrari war zu mild"

(Motorsport-Total.com) - Ferrari kann unbeschwert in das Heimspiel in Monza gehen. Nachdem die FIA von einer weiteren Bestrafung nach der Stallorder von Hockenheim absah, ist die größte Sorge der Tifosi verflogen. Klar ist: Die Roten haben gegen das Reglement verstoßen, doch ein Beweis ist nur schwer zu erbringen - entsprechend wäre eine härtere Bestrafung kaum zu rechtfertigen.

Titel-Bild zur News:

Ex-Formel-1-Pilot Johnny Herbert empfindet Stallorder als ganz normal

Das Ergebnis der Sitzung des FIA-Weltrates machte noch einmal deutlich, dass das im Reglement verankerte Verbot der Stallorder alles andere als glücklich ist. "Die Formel 1 muss diese Regel streichen, so viel ist sicher", sagt Johnny Herbert im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. Der ehemalige Teamkollege von Michael Schumacher ergänzt: "Teamorder hat immer schon dazu gehört."#w1#

"Die Strafe für Ferrari war zu mild", sagt Eddie Jordan gegenüber 'Talksport Radio'. Die Stallorder sei einfach zu offensichtlich gewesen. "Ich will nicht wissen, was passiert, wenn Lewis Hamilton oder Jenson Button den Titel wegen ein paar Pünktchen an Fernando Alonso verlieren sollten. Das ist etwas, worüber die FIA nicht nachgedacht hat. Das würde nämlich bedeuten, dass sich Verbrechen auszahlt. Alonso hätte den Titel unter solchen Voraussetzungen gar nicht verdient", meint der Ire.

Herbert erkennt in den Äußerungen des ehemaligen Teamchefs zwar gute Grundgedanken, aber auch eine gewisse Scheinheiligkeit. "Eddie Jordan hatte in Spa eine ähnliche Situation mit Damon Hill und Ralf Schumacher. Ich erinnere mich, dass Ralf ziemlich sauer war, und Damon hat das Rennen gewonnen", so der Brite gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

"Aber ich denke, dass es manchmal so sein muss", übt Herbert gleichzeitig Verständnis für das Ferrari-Vorgehen. "Man denkt, es sind zwei Fahrer und zwei Teams - aber so ist es nicht. Man hat ein Team an der Strecke, man hat das Team zu Hause in der Fabrik. In der Situation, in der Ferrari ist, wo Fernando die Meisterschaft möglicherweise gewinnen könnte, Felipe aber mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nicht, muss man das machen."

¿pbvin|512|3106||0|1pb¿"Das Team arbeitet immer an der Weiterentwicklung des Autos und gibt dem Fahrer, der die größten Chancen auf den Titel hat, den besten Motor. Das ist auch eine Art Teamorder", stellt Herbert klar, dass es ohnehin kaum Chancen gibt, die Bevorzugung eines Piloten im Team auszuschließen. Als Fahrer müsse man mit solchen Situation umgehen lernen. Zurückstecken gehört zum Alltag eines Formel-1-Stars, meint der Ex-Pilot.

"Als Fahrer unterschreibt man immer einen Vertrag mit einem Team. Du musst tun, was das Team sagt und du darfst das Team nicht in Verruf bringen. Wenn du nicht tust, was das Team sagt, dann bringst du das Team in Verruf", erklärt Herbert. "Aber es gibt eine Regel, und die ist das größte Problem bei der Ferrari-Sache: Teamorder ist verboten. Und was wir im Funk gehört haben, war ziemlich... Es war nicht nur der erste Funkspruch an Felipe, sondern es war auch das, was man nach dem Rennen gehört hat, als Alonso gefragt hat, ob Felipe in Ordnung ist - all diese Dinge, die es nur noch schlimmer gemacht haben."

"Die andere Seite ist die Wettgeschichte", sagt Herbert. "Wenn man auf Felipe wettet und er wird zurückgepfiffen, um den anderen gewinnen zu lassen, dann geht das nicht auf. Aber wenn man im Fußball darauf wettet, dass Wayne Rooney das erste Tor schießt, und es steht zur Halbzeit 0:0 und dann wird Rooney vom Platz genommen, dann ist es genauso. Die Wette ist dahin, weil der Trainer das Team geändert hat. Ich denke, dass man hier auf viele verschiedene Arten argumentieren kann."