• 06.10.2007 21:58

Herausforderung Catering in der Formel 1

Nick Haworth, Operations Director des Catering-Unternehmens 'MSL Global', im Interview über die Versorgung eines Formel-1-Teams mit Speis und Trank

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Catering für ein Formel-1-Team ist eine harte Aufgabe. Wie planen Sie für eine Saison?"
Nick Haworth: "Wir wissen, wie viele Rennen vor uns liegen, und wir beginnen die Saison üblicherweise mit drei Übersee-Rennen. Wir beginnen im November mit den Planungen und bereiten die Fracht für den Versand Mitte Dezember vor."

Titel-Bild zur News: Super Aguri-Motorhome

Im Super Aguri-Motorhome serviert 'MSL Global' Essen und Getränke

"Wir versenden drei identische Ausrüstungssets, darunter unsere Öfen, Kühlschränke, Tische, Geschirr - alles, was wir benötigen, um ein Reise-Restaurant aufzubauen. Diese werden nach Australien, Malaysia und Bahrain in der Seefracht des Super Aguri F1 Teams verschifft."#w1#

"Einige Elemente mieten wir vor Ort an, zum Beispiel die Fernseher, die wir in der Hospitality-Einheit haben. Es gibt auch zwei Typen von Übersee-Rennen zu berücksichtigen, wenn man an das Packen der elektronischen Güter denkt, die 110 Volt- und 220 Volt-Länder."

"Ich plane die Bereitstellung des Essens drei Rennen im Voraus. Für den Großen Preis von Australien werde ich im Januar damit beginnen, unsere Kontakte vor Ort anzurufen. Unser Kontakt wird dann alles Essen bereitstellen, das wir direkt an der Strecke benötigen."

"Für die europäischen Rennen haben wir in Stuttgart eine zentrale Verteilerstation. Es gibt dort einen Mitarbeiter von 'MSL Global', der die Bereitstellung von Früchten, Gemüse, Traktor-Einheiten und so weiter sicherstellt."

"Wir führen Sonntagnacht nach dem Rennen eine Bestandsaufnahme durch und am Montag erhält unser Mann in Stuttgart unsere Bestellung für die folgende Veranstaltung. Die Bestellungen kommen am Dienstag an der Strecke am folgenden Rennwochenende an und wir bereiten die Menüs vor. Das ist ziemlich kompliziert, aber wir tun dies nun schon seit vielen Jahren, haben darin bis ins Detail Routine."

Frage: "Es gibt in einem Team über 50 Leute verschiedener Nationalitäten, wie gehen Sie damit in Bezug auf das Catering um?"
Haworth: "Wir sind ein internationaler Caterer, auch wenn die Mehrheit des Teams britisch ist und wir ein japanischen Teams sind, haben wir zwei Chefköche, die jedes Gericht zubereiten können."

"Wir stellen unser japanisches Essen komplett selbst her, und es ist in gewisser Weise einfacher, als die westliche Küche. Wenn Takuma mit dem Daumen nach oben zeigt, dann müssen wir etwas richtig machen!"

"Wir sprechen mit den Fahrern und dem Physiotherapeuten des Teams, um sicherzustellen, dass wir das anrichten, was sie wünschen. Und wir sprechen auch mit dem Team, um sicherzustellen, dass sie glücklich sind, da sie für lange Zeit von zu Hause weg sind."

"Wir möchten auch gern einen individuellen und persönlichen Touch bereitstellen, wenn jemand im Team einen spezifischen Wunsch hat. So zum Beispiel Daniel (Audetto, Teammanager; Anm. d. Red.), der einen bestimmten Typ Spaghetti-Speise bevorzugt. Wir müssen also flexibel sein, um diesen Wünschen gerecht zu werden."

Frage: "In wie fern ist die Logistik im Vergleich zu den in Europa stattfindenden Rennen anders?"
Haworth: "Wir haben fünf LKWs, die zusammen rund 160 Tonnen wiegen. Sie transportieren die Güter von Rennen zu Rennen, während unser Kühl-LKW zurück nach Deutschland fährt, um Nachschub zu holen."

"Wir sind ziemlich glücklich, dass wir im Fahrerlager einen der einfacheren Motorhome-Aufbauten haben, wenn es um die direkt aufeinander folgenden Rennen geht."

"Dies gestaltet es uns wesentlich einfacher, die Motorhomes innerhalb von kurzer Zeit umzuziehen. Alles in allem sind die europäischen Rennen im Vergleich zu Übersee-Rennen logistisch wesentlich komplizierter."

Frage: "Sie bereiten durchschnittlich 13 Mahlzeiten im Verlauf eines Rennwochenendes vor, 17-mal im Jahr. Wie entscheiden Sie, was Sie kochen?"
Haworth: "Wir bereiten jeden Morgen dasselbe Frühstücks-Menüs vor, da dies die Hauptmahlzeit des Tages ist. Ein Team hat nie viel Zeit, Mittag zu essen, wir bereiten aus diesem Grund eine leichte Mahlzeit wie ein Pasta-Gericht und einen Salat vor."

"Für das Abendessen haben wir zwei Typen an Mahlzeiten, zum einen eines zum Mitnehmen und das Arbeitsessen. Für das Essen zum Mitnehmen wählen wir beinahe das Gegenteil der lokalen Gerichte aus, denn es ist ziemlich wahrscheinlich, dass das Team eines von ihnen am Abend zuvor im Restaurant gegessen hat, bevor wir sie im Fahrerlager bewirten."

"Wir variieren das Menü bei jedem Rennen, um diesem Umstand gerecht zu werden, und haben zudem für das späte Arbeitsessen am Freitag ein besonderes Thema. Zum Beispiel eine Curry-Nacht, ein mittelalterliches Festessen mit geröstetem Schwein, chinesisches Essen zum Mitnehmen."

"Es macht Spaß, nach einem harten Tag zu essen. Wir fragen das Team stetig, was es noch haben möchte, und wenn es Hirtenpastete oder Lasagne ist, dann werden wir es machen."

"Wir versuchen, das Essen nicht übermäßig kompliziert zu machen, es soll einfach nahrhaft und gesund sein. Generell gesprochen glaube ich, dass sie glücklich sind."

Frage: "Und wie fällen Sie Ihre Entscheidung in Bezug auf das Menü für die Gäste?"
Haworth: "Wir haben beim Super Aguri F1 Team zwei Chefköche. Mike Smith ist der leitende Chefkoch und er konzentriert sich primär auf die Menüs für die Gäste der Teams. Scott Young ist unser Chefkoch in Europa, aber wenn es um die Übersee-Rennen geht, dann arbeiten sie beim Catering zusammen. Sie haben unterschiedliche Talente und sind extrem gut in dem, was sie machen."

"Für das Gäste-Menü kochen wir eine lokale Speise des Tages. Mike ist unglaublich kreativ und flexibel. Er entscheidet manchmal auf täglicher Basis, was das Gäste-Menü sein wird. Wenn zum Beispiel heißes Wetter herrscht, dann wird er beispielsweise eine kühle Mahlzeit vorbereiten."

"Wir müssen natürlich den Vorrat verwenden, den wir für dieses bestimmte Rennen bestellt haben, aber wir können über das Wochenende mit dem Menü sehr flexibel sein."

Frage: "Wie erhalten Sie die Vorräte in China?"
Haworth: "Als China als ein neues Rennen im Kalender bekannt gegeben wurde, da reiste ich nach China, um zusammen mit dem Chefkoch der Strecke eine 'Patrouille' durchzuführen. Wir reisten herum und schauten uns Hotels an, schauten uns die besten Supermärkte an und stellten uns den Managern vor."

"Sie stellten uns dann eine Liste ihrer Prozedur zur Verfügung, welche wir als unsere Basis-Einkaufsliste verwenden. Unsere Kontakte haben sich eine Notiz darüber aufbewahrt, was wir im vergangenen Jahr bestellten, und in dieser Woche haben wir diese Listen an unsere aktuellen Anforderungen angepasst und sie ihnen wieder zurückgeschickt. Die Waren wurden am Dienstagmorgen an die Strecke geliefert."

Frage: "Gibt es für Sie beim Rennen in Shanghai etwas Einzigartiges?"
Haworth: "Das Fahren! Wir arbeiten extrem lang, um alles aufzubauen und das Catering jeden Tag zu verstauen, es ist aus diesem Grund schön, in der Lage zu sein, in unseren Bus einzusteigen und auch zum Hotel chauffiert zu werden, so dass wir auf dem Weg schlafen können!"

"Der Schreibstil der chinesischen Sprache macht das Einkaufen schwieriger, als zum Beispiel in einem europäischen Land. Da die Buchstaben im Vergleich zu unseren so anders sind, benötigen wir einen Übersetzer, um unseren Bedarf zu bestellen. Aber da wir schon ein paar Mal in China waren, wird dies nun einfacher, und ich weiß, was ich brauche."

"Das nächste aufregende Rennen wird für uns natürlich Singapur sein. Ich werde dort kurz nach dem Großen Preis von Australien 2008 für eine Patrouille hinreisen. Aber das ist eine ziemlich formelle Angelegenheit, nachdem du ein Rennen erledigt hast, kannst du es abhaken und zum nächsten gehen."

"Beim Super Aguri F1 Team sind großartige Leute, und wir sind in das Team gut integriert. Dies ist sehr wichtig, vor allem für die Mannschaft, die vorn im Motorhome arbeitet. Dies bedeutet, dass wir unsere Arbeit genießen."