Hembery: Mercedes relevanter als 2010er Renault

Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery verteidigt die Vorgehensweise, den aktuellen Mercedes-Boliden getestet zu haben: Eigener Renault vier Sekunden langsamer

(Motorsport-Total.com) - Über den Geheimtest von Mercedes und Pirelli ist derzeit schon fast alles gesagt worden - zumindest seitens Mercedes und von Seiten der Konkurrenz. Nur Pirelli und die FIA halten sich bisher mit Aussagen zurück. Und während alle auf eine Reaktion der FIA warten, ging Pirelli heute in die Offensive und beantwortete auf einer eigens einberufenen Konferenz alle Fragen.

Titel-Bild zur News: Paul Hembery und Mario Isola

Paul Hembery und Mario Isola haben bei Pirelli derzeit einiges zu bereden Zoom

Besonders die Frage nach den Gründen, warum gerade Mercedes für einen solchen Test erwählt worden ist, obwohl Pirelli mit dem Renault R30 von 2010 ein eigenes Testauto besitzt, brennt anscheinend vielen unter den Nägeln. Motorsportchef Paul Hembery erklärt, warum man nicht einfach mit dem R30 hätte testen können: "Erstens war das Auto nicht verfügbar - es stand in der Fabrik und war für eine Demonstrationsfahrt belegt", fängt er an. Doch dieses Manko hätte man ganz einfach durch eine Verlegung der Tests umgehen können.

Viel wichtiger sei dem Briten der zweite Grund: "Der Renault, den wir haben, ist rund vier Sekunden langsamer als die aktuellen Autos", so Hembery. Der Performancelevel des aktuellen Mercedes-Boliden sei einfach viel höher und relevanter - auch für die Zukunft, erklärt man bei Pirelli. "Es war wichtig, weil wir an bestimmten Konzepten gearbeitet haben." Denn immerhin erzeuge man im nächsten Jahr durch das höhere Drehmoment und durchdrehende Räder mehr Hitze, was einen großen Einfluss auf die Reifen habe.

Und für die Evaluation dieser Daten sei ein aktueller Bolide eben deutlich relevanter als ein 2010er Bolide. "Wir schauen auf verschiedene Konzepte und Materialien, die uns erlauben, in dem Bereich besser voranzuschreiten", so Hembery. Dass ausgerechnet Mercedes danach den Grand Prix von Monaco dominiert hat, obwohl das Team zuvor am meisten unter den Reifenproblemen litt, hat für viele einen gewissen Beigeschmack, doch Hembery betont, dass die Form der Silberpfeile im Fürstentum absolut nichts mit dem Test in Barcelona 1,5 Wochen zuvor zu tun hatte.


Fotos: Großer Preis von Monaco, Sonntag


"Wer hat im vergangenen Jahr die Pole im Monaco geholt?", fragt der Brite in die Runde. Richtig, es war Mercedes. "Wer ist im Rennen Zweiter geworden?", fährt er fort. Es war Nico Rosberg. Daher kommt Hembery zu dem Schluss: "Es ist keine Überraschung, dass Mercedes in Monaco stark war. Es ist ein Kurs, wo Abbau nicht so die Rolle spielt." Zudem habe das Team aus Brackley überhaupt keine Vorteile aus dem Reifentest ziehen können: "Während des Tests haben wir Mercedes nicht erlaubt, irgendwelche Änderungen am Auto vorzunehmen. Das Auto wurde eingestellt, nicht verändert, und wir sind durch unser Testprogramm gegangen", schildert der Pirelli-Motorsportchef eindrücklich.

Und dass es Pirellis Testprogramm war, und nicht das von Mercedes, will Pirelli-Reifenmanager Mario Isola abschließend auch noch betonen. Denn weder Mercedes noch eines der anderen Teams hätten irgendwelche Daten aus den Fahrten erhalten: "Alle Daten sind vertraulich für unser Unternehmen", unterstreicht Isola. Den Teams habe man lediglich ein paar generelle Hinweise auf die zukünftige Entwicklung übermittelt. "Wir haben ihnen ein paar Basisinformationen gegeben, nicht aber den ganzen Testbericht."