Hembery: "Es geht in die richtige Richtung"
Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery ist mit den Erkenntnissen aus Melbourne zufrieden - Die neue Reifengeneration ermöglicht unterschiedlichere Strategien
(Motorsport-Total.com) - Pirelli passte die Konstruktion und die Mischungen der Reifen für die neue Saison etwas an. Generell liegen die verschiedenen Mischungen näher beisammen, was andere Strategiemöglichkeiten eröffnen soll. In Melbourne kamen die meisten Fahrer zweimal an die Box. Interessant war, dass einige Piloten als zweiten Reifen die härtere Option wählten. Einzig Sergio Perez probierte es mit einer Einstoppstrategie. Von ganz hinten fuhr der Sauber-Pilot mit der Medium-Mischung los und kam schließlich mit den Softs auf Position acht ins Ziel. Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery zieht nach dem Auftaktrennen ein positives Fazit.
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Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery ist aus Reifensicht zufrieden
Frage: "Paul, was sagst du zu den Strategien in Melbourne? Sergio Perez hat nur einen Stopp gemacht. Die Mehrheit der Fahrer wählte zwei Boxenstopps."
Paul Hembery: "Es war klar, dass die meisten zweimal kommen werden. Ein Fahrer war ambitioniert und drei Stopps wären bei den vielen Safety-Car-Phasen eine Möglichkeit gewesen. Die weiche Mischung baute pro Runde um etwa eine Zehntelsekunde ab. Interessanterweise verschlissen die Reifen der Fahrer an der Spitze schneller, aber sie hatten auch einen Performance-Vorteil und konnten deshalb mehr pushen."
Erste Stopps früher als erwartet
"Überraschenderweise sind die ersten Autos schon zwischen Runde 13 und 15 an die Box gekommen. Das war etwas früher, als wir uns gedacht hatten. Das war ein Teil ihrer Strategie. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Bildung von Gummikügelchen deutlich zurückgegangen, obwohl Melbourne nicht zu den aggressiven Kursen zählt. Das werden wir erst am nächsten Wochenende genauer sehen."
"Hier ist es nie einfach zu überholen. Mit neuen Reifen konnte man schnell auf jemanden aufschließen, aber vorbeikommen war eine andere Sache. Das war etwas schade, weil wir nicht die Auswirkungen der Strategien gesehen haben. Am nächsten Wochenende wird das etwas anders sein. In Malaysia gibt es die langen Geraden, wo man überholen kann. Wir sind zufrieden. Es war ein guter Saisonstart. Die bisherigen Daten wurden bestätigt."
Frage: "Teams wie Mercedes oder Massa bei Ferrari hatten mit starkem Reifenverschleiß zu kämpfen. Passt das mit euren Daten zusammen?"
Hembery: "Ja. McLaren hatte zum Beispiel beim ersten Reifensatz einen höheren Reifenverschleiß als alle andren Teams. Er war praktisch doppelt so hoch. Sie hatten aber auch einen Performance-Vorteil, also hat sich das ausbalanciert. Aber genau das wollten wir in diesem Jahr sehen. Wir wollten die Abnutzungsrate reduzieren und es Richtung Verschleiß zwischen die beiden Mischungen schieben. Wir haben Fahrer gesehen, die sich für Soft-Medium-Soft entschieden haben. Im Vorjahr wäre es Soft-Soft-Medium gewesen. Aus unserer Sicht geht es in die richtige Richtung. Der Crossover-Punkt lag zwischen acht und neun Runden."
Frage: "In diesen Bereich wolltet ihr kommen?"
Hembery: "Ja, wir sind sehr zufrieden damit. Bei unterschiedlichen Autos sahen wir diese Werte. Es ist aber schwierig, weil sich das Wetter änderte. Die Sonne ging langsam unter und in den letzten 40 Minuten fiel die Streckentemperatur. Sie fiel insgesamt um neun Grad, dazu wurden die Autos immer leichter. Es gibt sehr viele Faktoren. Soweit wir bisher gesehen haben, war der Verschleiß bei der weichen Mischung gut, aber auch die härtere Mischung brachte Vorteile. Es lief also nach unseren Berechnungen."
Frage: "Nach der Safety-Car-Phase konnte sich Jenson sofort einen Vorsprung herausfahren. Konnte er die Reifen besser auf Temperatur bringen?"
Hembery: "Das musst du ihn fragen. Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen. So wie beim Start des Rennens konnte er sich sofort sehr schnell einen Vorteil verschaffen. Es war überraschend, dass er sich diesen Vorteil herausholen konnte, wenn man den Speed von Lewis in den Trainings und im Qualifying bedenkt. Speziell nach dem Neustart stand er unter Druck von Sebastian und konnte immer mit einer ähnlichen Rundenzeit kontern. Jenson muss etwas gefunden haben, da er sich so schnell einen Vorteil aufbauen konnte."
Malaysia wird Hackordnung zeigen
Frage: "Malaysia wird eine komplett andere Herausforderung werden. Was erwartest du in Sepang?"
Hembery: "Es ist eine komplett andere Strecke. Der Belag kann 55 bis 60 Grad heiß werden. Die Reifen werden unter hohem Verschleiß leiden. Deshalb werden wir ein komplett anderes Rennen sehen. Dort ist es für die Reifen viel härter. Die Teams werden eine schwierige Zeit haben, aber so wollten wir es in diesem Jahr haben. Wenn extreme Bedingungen herrschen, dann werden die Unterschiede aufgezeigt."
Experten-Diskussion nach dem Australien-Grand-Prix
Frage: "Glaubst du, wir werden in Malaysia ein genaues Bild des Kräfteverhältnisses sehen?"
Hembery: "Ja das denke ich, weil es dort extrem ist. Dort werden die Unterschiede beim Verschleiß deutlich zu Tage kommen. Generell waren hier die Abnutzungserscheinungen geringer, so zwischen 20 bis 24 Runden. Geringer heißt in diesem Fall besser, besser als wir dachten. Sie wechselten die Reifen aufgrund des Verschleißes und nicht der Abnutzungsrate."
"Vor dem Rennen hätte ich gesagt, dass die ersten Boxenstopps zwischen Runde 18 und 20 stattfinden würden. Die Teams kamen jedoch schon zwischen den Runden 13 und 15 herein. Das hat uns etwas überrascht. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass wir an diesem Wochenende nur wenig im Trockenen gefahren sind. Man konnte nicht genau abschätzen, wie der Verschleiß bei schwerem Auto und heißen Bedingungen sein würde. Diese Faktoren zwangen sie zu den früheren Boxenstopps."