Pirelli ist zufrieden: Ziele erreicht
Die Italiener wollten für 2012 die Leistung der Reifen etwas annähern, um mehr Strategien zu erlauben - zumindest in Melbourne ging dieses Vorhaben auf
(Motorsport-Total.com) - Beim Grand Prix von Australien lösten Pirellis Reifenspezifikationen für die Formel-1-Saison 2012 das Versprechen des italienischen Herstellers ein: Die reduzierten Leistungsunterschiede zwischen den Mischungen ermöglichen den Teams in diesem Jahr eine größere Vielfalt an Rennstrategien.
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Die Pirelli-Reifen sollen dieses Jahr mehr Strategien ermöglichen als 2011
Für den Großen Preis von Australien hatte Pirelli die neuen Versionen des soften P Zero Yellow und des Medium-Reifens P Zero White nominiert. Allerdings hatten die Fahrer vor dem Rennen kaum Gelegenheit, sie auf der Strecke zu testen, denn am Freitag kam es während der beiden Einheiten des freien Trainings im Albert Park immer wieder zu Regenschauern.
Für das Rennen wählten die Bestplatzierten wie im Vorjahr eine Zwei-Stopp-Strategie (Alle Reifenstrategien im Überblick). Weil jedoch der Zeitunterschied zwischen der weichen und der mittelharten Mischung diesmal lediglich etwa 0,5 Sekunden pro Runde betrug, setzten die Teams die Reifen anders ein. Während einige Fahrer zwei Stints auf den weichen Slicks bevorzugten, zogen es andere vor, zwei Stints auf den Medium-Reifen zu absolvieren.
Sauber-Pilot Sergio Perez war erneut der einzige Pilot, der auf eine Ein-Stopp-Strategie setzte. Er startete mit den P Zero White ins Rennen und wechselte in der 24. Runde auf die weichen Reifen. Am Ende belegte er den achten Rang.
Einer der entscheidenden Wendepunkte des Rennens war die Safety-Car-Phase in Runde 36. Das Feld rückte wieder zusammen, und Sebastian Vettel gelang es, auf den zweiten Platz vorzufahren, als sich der bis dahin Zweitplatzierte McLaren-Fahrer Lewis Hamilton noch in der Boxengasse befand. Bis zu diesem Zeitpunkt war McLarens Reifenstrategie perfekt aufgegangen.
Kurz bevor das Safety Car auf die Strecke fuhr, hatte sich das Team entschlossen, beide Wagen in derselben Runde zum zweiten Reifenwechsel in die Box zu holen. Als das Safety Car auf die Strecke fuhr, lagen nur noch 16 Runden vor den Piloten, die mit Ausnahme der beiden Toro Rosso-Fahrer alle auf den P Zero White unterwegs waren.
Beim Neustart demonstrierte der in Führung liegende Jenson Button die schnelle Aufwärmzeit der Medium-Mischung selbst bei den kühlen Temperaturen dieses Nachmittags. Im ersten Sektor fuhr er einen Vorsprung von einer Sekunde heraus, um am Ende seinen dritten Sieg in Australien zu erzielen. Sebastian Vettel, der Zweiter wurde, hatte eine völlig andere Strategie gewählt. Er setzte die weichen Slicks beim mittleren Stint ein.
Hatte der Deutsche im vergangenen Jahr das Rennen noch mit einem deutlichen Vorsprung von 22 Sekunden gewonnen, lag der heutige Sieger Jenson Button nur etwas über zwei Sekunden vorn. Während der letzten zehn Runden betrug der Abstand zwischen den vier führenden Fahrern insgesamt nur gut fünf Sekunden. Wer am Ende auf dem Siegerpodest stehen würde, blieb bis zur letzten Runden offen.
Ein langer erster Stint, in dessen Verlauf er sich bis auf den zweiten Platz vorkämpfte, war die Voraussetzung dafür, dass der frühere Weltmeister Kimi Räikkönen von Startplatz 18 noch in die Punkte fuhr. In der letzten Runde sicherte er für Lotus den siebten Platz.
Die schnellste Runde des Rennens fuhr Jenson Button mit den mittelharten P Zero White. Für Button war es der 13. Grand Prix-Sieg seiner Karriere. Den längsten Stint mit den soften Slicks fuhr Perez, der 33 Runden auf den P Zero Yellow unterwegs war. Den längsten Stint mit den Medium-Reifen fuhr Mercedes-Fahrer Nico Rosberg mit 26 Runden.
"Der Große Preis von Australien hat die Erwartungen erfüllt", zeigt sich Pirellis Motorsport-Direktor Paul Hembery zufrieden. "Und wir haben unser Ziel erreicht. Die Teams haben nun mehr strategische Optionen. Dies wurde möglich, indem wir die Leistungsunterschiede zwischen den Mischungen reduzierten und zugleich den Zeitraum, in dem die Reifen Höchstleistungen bringen, verlängerten."
"Es war zudem interessant zu sehen, dass viele Boxenstopps nicht durch den Material-Verschleiß der Reifen begründet wurden, sondern durch dessen Leistungsabbau. Genau das wollten wir mit Blick auf die strategischen Möglichkeiten erreichen. Zudem wurde die Medium-Mischung häufiger genutzt als die weiche. Das war im Vorjahr noch anders."
"Trotz der Vielzahl an Strategien gab es während des gesamten Rennverlaufs sehr enge Zweikämpfe. Das blieb bis zur dramatischen Finalrunde so, in der ein Pilot noch in die Banden fuhr und ausschied, und die Fahrer auf den Plätzen acht, neun und zehn die Ziellinie praktisch gleichzeitig überquerten."
"Der Verschleiß und Leistungsabfall der weichen Reifen betrug 0,1 Sekunden pro Runde. Die Führenden entschieden sich trotz des hohen Tempos an der Spitze für zwei Boxenstopps. Wir gratulieren Jenson Button und McLaren zu einem tollen Sieg, zugleich aber auch Mark Webber zur bislang besten Platzierung in seiner Heimat."