• 22.05.2005 19:13

Heidfeld: "Wollte hinter Alonso zuwarten"

Nick Heidfeld über seine starke Leistung in Monaco, das tolle Manöver gegen Alonso und die Konfusion bei seinem ersten Boxenstopp

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Nick, das ist dein bestes Ergebnis in der Formel 1. Deine Boxencrew hat super gearbeitet, als ihr während der Safety-Car-Phase gleichzeitig zum Tanken gekommen seid, nicht wahr?"
Nick Heidfeld: "Genau. Ich bin dadurch an einem Renault vorbeigekommen. Ich sah die Safety-Car-Tafel und fragte das Team, ob ich an die Box kommen soll, aber ich bekam die Antwort zu spät. Deshalb musste ich mich kurz hinter Mark (Webber; Anm. d. Red.) anstellen."

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Bravo, Nick! Platz zwei ist Heidfelds bisher bestes Resultat in der Formel 1...

Frage: "Dein Durchbruch im Rennen ist dir gelungen, als du eine Runde früher an die Box kamst als dein Teamkollege..."
Heidfeld: "Ja, ich hatte da einfach Glück. Wir haben uns dazu entschlossen, mich früher als Mark reinzuholen, und dadurch wurde er eine Runde länger von Alonso aufgehalten als ich. Alonso hatte große Probleme mit seinen Reifen."#w1#

"Am Start hätte ich Mark beinahe überholt"

Frage: "Dein Auto war heute sehr gut, nicht wahr?"
Heidfeld: "Ja, es wahr sehr gut. Am Start hätte ich Mark beinahe überholt. Wir berührten uns auch leicht, aber das ist Racing - so etwas kann schon mal passieren. Zum Glück ist dabei nichts kaputt gegangen. Später sind wir dann ständig hinter langsameren Leuten festgesteckt. Da schonte ich den Motor und die Reifen. Irgendwann sind wir dann auf Alonso aufgelaufen, den ich nicht sofort attackieren wollte, denn mir war bewusst, dass seine Reifen immer schlechter und schlechter werden würden. Als dann ein Nachzügler vor uns lag, sah ich meine Chance. Da bin ich an ihm vorbeigekommen."

Frage: "Dieses Resultat muss großartig für dich sein. Wie fühlt es sich an?"
Heidfeld: "Fantastisch! Es ist mein bestes Resultat in der Formel 1 - und hier in Monaco ist das noch ein bisschen schöner als woanders. Es ist eine meiner Lieblingsstrecken, eine der schwierigsten der Welt, daher bin ich überglücklich."

Frage: "Hattest du das Gefühl, schneller als Mark Webber zu sein, als du hinter ihm hingst, oder warst du einfach frustriert, dass euch Fernando Alonso aufgehalten hat?"
Heidfeld: "Naja, ich war ja nur schneller als Mark, weil er auch von Alonso und davor von Trulli aufgehalten wurde. Wir konnten über weite Strecken des Rennens nicht unsere wahre Pace zeigen."

Kommunikation klappte vor dem Stopp nicht optimal

Frage: "Hat dir das Safety-Car geholfen?"
Heidfeld: "Wir hätten meinen Stopp ehrlich gesagt noch besser timen können, aber als ich am Funk sagte, dass das Safety-Car herauskommt, bekam ich keine Antwort. Also musste ich draußen bleiben. Ich musste mich hinter Mark anstellen, aber das hat nicht allzu viel Zeit gekostet. Ich bin dadurch sogar an Fisichella vorbeigekommen."

Frage: "War die Frage einfach die, dass derjenige als Erster wieder auf die Strecke kommen würde, der zuerst an die Box kommt?"
Heidfeld: "Schon, denn Alonso wurde langsamer und langsamer und wir steckten im Verkehr fest. Da war ein Jordan vor uns, also haben wir uns entschieden, dass ich früher reinkommen soll. Das war letztendlich mein Glück."

Taktische Meisterleistung beim Manöver gegen Alonso

Frage: "Wo war Fernando Alonso denn am langsamsten, wo hatte er Wheelspin oder dergleichen?"
Heidfeld: "Er war überall langsam. Er wollte dasselbe Spielchen spielen wie mit Michael (Schumacher; Anm. d. Red.) in Imola, also an den möglichen Überholpassagen taktisch bremsen, aber er musste damit sehr früh beginnen, weil seine Reifen schon so hinüber waren. Ich wollte hinter ihm einfach zuwarten, bis seine Reifen noch schlechter werden. Ich denke, dass er als Fahrer einen guten Job gemacht hat, aber er konnte sich einfach nicht mehr zur Wehr setzen."

Frage: "Habt ihr gewusst, dass Fernando Alonso nicht mehr an die Box kommen würde? Was hat Sam Michael dazu am Funk gesagt?"
Heidfeld: "Ich hatte keine Ahnung. Wir haben darüber nicht gesprochen. Ich habe schon geglaubt, dass er noch einmal kommen würde, aber im Endeffekt war es völlig egal, denn schon ein paar Runden nach meinem Boxenstopp war ich wieder an ihm dran."

Frage: "Dein Manöver gegen Fernando Alonso war sehr sauber. War er vielleicht von dem Toyota vor ihm irritiert?"
Heidfeld: "Ja, ich glaube schon, dass er abgelenkt war. Die Runden davor habe ich es nicht wirklich hart probiert. Natürlich hätte ich ihn attackiert, wenn er einen Fehler gemacht hätte, aber meine Taktik war eigentlich, ein paar Runden abzuwarten, eben wegen der Reifen. Dann sah ich, dass er einen Toyota zu überrunden hatte. Dadurch verlor er im Tunnel ein bisschen an Geschwindigkeit. Ich habe das kommen sehen, daher musste ich die Kurve davor am Ausgang besonders gut erwischen."