• 08.05.2011 19:03

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Heidfeld: "Witali hat mich rausgedrängt"

Nick Heidfeld möchte nach dem Rennen in Istanbul eine Aussprache mit Witali Petrow suchen - Eric Boullier mit dem Ergebnis nicht zufrieden

(Motorsport-Total.com) - Als Mindestziel hatte sich das Renault-Team beim Grand Prix der Türkei heute ein Top-6-Ergebnis vorgenommen, doch daraus wurde nichts: "Siebter und Achter ist nicht das, was wir erwarten", bedauert Teamchef Eric Boullier. "Beide Autos sind in den Punkten, was gut ist, aber das reicht eindeutig nicht."

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld ist ein bisschen sauer über das Verhalten von Witali Petrow

Nick Heidfeld fuhr zwar die fünftschnellste Rennrunde, nur eine halbe Sekunde hinter Mark Webber, doch mehr als Platz sieben war für den Deutschen nicht drin. Obwohl er auf der sauberen Seite startete, fand er bis zur ersten Kurve keinen Weg an Michael Schumachers Mercedes vorbei, sondern sein deutscher Landsmann schnappte sich im Gegenteil sogar Witali Petrow. Das kam nach den bisherigen Renault-Raketenstarts überraschend.

Heidfeld mit Renntempo zufrieden

"Ich bin nicht ganz zufrieden", bilanziert Heidfeld. "Es gibt ein paar positive Sachen, etwa die Pace - die war sehr gut. Man konnte sie die ganze Zeit nicht sehen, weil ich die ganze Zeit im Verkehr feststeckte. Am Schluss, als ich halbwegs alleine fahren konnte, war sie glaube ich gut. Aber wenn man von so weit hinten startet, dann ist es halt schwierig, nach vorne zu kommen. Das heißt, ich muss schauen, warum es im Quali nicht gepasst hat. Das ist das eine."

"Das andere ist, dass es nicht optimal war, wie wir teamintern agiert haben", übt er leise Kritik am Verhalten seines russischen Teamkollegen. "Einmal hat mich Witali doch arg weit rausgedrängt, sodass wir uns berührt haben. Wäre ich da ein bisschen leichter vorbeigekommen, hätte ich locker noch eine Position gutgemacht - vielleicht noch mehr. Der Speed war gut, aber ich hing die ganze Zeit blöd irgendwo fest."


Fotos: Renault, Großer Preis der Türkei, Sonntag


Heidfeld will das teamintern "mit Sicherheit ansprechen. Es war jetzt nicht dramatisch, aber es hätte besser laufen können. Es war zwei-, dreimal verdammt eng - und einmal hat er sich in der vorletzten Kurve sehr weit raustragen lassen. Da haben wir uns sogar berührt. Mein Auto hat vorne rechts am Flügel einen ganz leichten Schaden, aber zum Glück nicht so schlimm, dass es einen großen Einfluss gehabt hätte", berichtet er.

Nach 58 Runden und vier Boxenstopps fehlten ihm lediglich 1,4 Sekunden auf Jenson Button im McLaren, der allerdings nur dreimal Reifen gewechselt hatte und daher im letzten Stint nach hinten durchgereicht wurde. Eric Boullier stellt sich daher auf Heidfelds Seite: "Witali hätte mit seiner Erfahrung eigentlich Platz machen sollen, auch wenn ich verstehe, dass er seine Position verteidigen wollte. Aber du solltest Platz lassen, wenn du Seite an Seite mit dem Teamkollegen bist."

Boullier beschwichtigt die Stimmung

Der Renault-Teamchef hält aber nichts davon, die angespannte Stimmung zwischen seinen beiden Fahrern anzuheißen: "Ich finde es gut, dass die beiden kämpfen, denn das bedeutet, dass wir zwei Fahrer auf dem gleichen Niveau haben. Und sie haben sich auch ihre Autos nicht kaputt gemacht", relativiert er. Den möglichen Positionsverlust gegen Button nimmt er in Kauf: "Eine Runde mehr, dann hätten wir ihn noch erwischt, aber that's Racing."

"Wenn du die ganze Zeit hinter einem anderen Auto herfährst, machst du die Reifen halt noch schneller kaputt." Nick Heidfeld

Zwei Dinge, mit denen Heidfeld eigentlich fest gerechnet hatte, traten heute nicht wie erwartet ein. Erstens gelang ihm nicht der gewohnt sensationelle Start - und zweitens "dachte ich eigentlich, dass ich in Sachen Reifenverschleiß ein bisschen besser sein kann als viele andere Autos. Aber wenn du die ganze Zeit hinter einem anderen Auto herfährst, machst du die Reifen halt noch schneller kaputt", analysiert er.

Boullier meint dennoch, dass Renault "die richtige Taktik" hatte, räumt aber ein, dass es "schwierig" sei, "den Verkehr zu managen". Die neuen Teile, die das Team an diesem Wochenende erstmals im Einsatz hatte, will der Franzose aber "noch nicht einschätzen. Wir müssen dieses Wochenende erst analysieren. Mit den harten Reifen waren wir auf Tempo, aber mit den weichen nicht. Wir müssen nun herausfinden, warum das so war."

Das aggressive Entwicklungsprogramm soll aber vorangetrieben werden - schon in zwei Wochen in Barcelona soll es wieder neue Teile geben. Anschließend steht Monte Carlo auf dem Programm, wo Robert Kubica schon im vergangenen Jahr extrem konkurrenzfähig war. Aber Boullier freut sich trotzdem nicht auf das Fürstentum: "Ehrlich gesagt bereitet uns Monaco großes Kopfzerbrechen, wegen der Strategie und der Boxenstopps."