• 11.02.2011 10:21

  • von Sven Haidinger & Dieter Rencken

Heidfeld: "Wir wissen nicht, was in Kubicas Kopf vorgeht"

Wie Nick Heidfeld Kubicas Unfall miterlebte, welche Comeback-Chancen er ihm einräumt und mit welcher Herangehensweise er nun auf sein Cockpit hofft

(Motorsport-Total.com) - In der gemeinsamen Zeit beim BMW Sauber F1 Team gab es auch teilweise Ungereimtheiten zwischen Robert Kubica und Nick Heidfeld, jetzt könnte der Deutsche vom großen Pech seines ehemaligen teaminternen Rivalen profitieren. Nach dem schweren Rallyecrash des Polen ist Heidfeld, dessen Formel-1-Karriere schon im Abklingen war, Kandidat Nummer eins auf das Cockpit bei Renault.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica, Nick Heidfeld, Mario Theissen (BMW Motorsport Direktor)

Nick Heidfeld (r.) und Robert Kubica waren fast vier Jahre lang Teamkollegen

Heidfeld weiß, dass das Team ihn einsetzen will, dennoch muss er sich nun am Samstag beim Test in Jerez gegen den offiziellen Ersatzpiloten Bruno Senna beweisen. "Ich werde es so angehen wie immer", fühlt sich der Routinier durch die Situation nicht sonderlich unter Druck gesetzt. "Ich werde ans Limit gehen, sobald ich mich wohl fühle - wie lange auch immer das dauert. Ich werde nicht versuchen, zu Beginn langsam zu fahren, sondern mache einfach, was sich für mich natürlich anfühlt."

Kubica-Crash: Heidfeld war auf das Internet angewiesen

Auch wenn das Drama um Kubica nun Heidfelds Karriere wieder in Schuss bringen könnte, war der Mönchengladbacher in großer Sorge um seinen ehemaligen Teamkollegen: "Ich saß den ganzen Tag vor dem Internet. Das war die einzige Informationsquelle - man weiß aber nie, was man glauben soll."

Zunächst hatte Heidfeld noch geglaubt, dass alles glimpflich ausgehen würde: "Die ersten Infos deuteten darauf hin, dass nur das Bein gebrochen war, doch leider hat es sich als viel schlimmer herausgestellt. Wenn man sich das Auto ansieht, bei dem die Leitplanke hinten heraussteht, dann war die Situation ziemlich dramatisch. Glücklicherweise sind die Informationen seitdem besser geworden - es war ja am Anfang nicht einmal sicher, ob er überlebt, man sprach über eine Amputation der Hand."


Fotos: Testfahrten in Jerez


Bisher zeigte sich das Formel-1-Fahrerlager von Kubicas Moral beeindruckt - der Pole macht Scherze und ist voll motiviert, wieder ins Cockpit zurückzukehren. Heidfeld weiß aber, dass es ein steiniger Weg ist: "Er wird alles tun, um zurückzukehren. Wir wissen ja, dass er vor Jahren einen Unfall hatte und schneller als erwartet wieder da war. Jetzt sind die Ärzte überrascht, dass er nach so kurzer Zeit schon wieder seine Finger bewegen kann."

Heidfeld glaubt an Kubica

Trotz der sehr positiven Anzeichen sei es aber "sehr schwierig, wirklich zu verstehen, was jetzt in seinem Kopf vorgeht. Ich habe Geschichten von anderen Leuten gelesen, die schwere Unfälle hatten, und ich glaube, dass es sehr hart sein kann." Wenn es einer schaffen kann, dann jemand wie Kubica, glaubt Heidfeld: "Menschen, die in ihrem Sport zur Elite zählen und ihre Arbeit lieben, besitzen üblicherweise eine große Kraft, zurückzukommen. Robert ist ganz klar einer dieser Menschen."

Auch der deutsche Routinier musste einmal in Williams-Zeiten pausieren, weil er sich verletzt hatte. "Ich war Radfahren", erinnert sich Heidfeld an sein Malheur Ende 2005."Es kann so schnell gehen. Natürlich gibt es Dinge, die riskanter sind als andere - da gehört Rallyefahren vielleicht dazu. Doch jeder muss selber entscheiden, was er machen will. Soweit ich das beurteilen kann, hatte Robert viel Pech, weil die Leitplanke nicht in Ordnung war. So ist es aber im Leben und im Rennsport. Leider läuft nicht immer alles perfekt."