Heidfeld: Platz vier bei den Konstrukteuren als Ziel

Langfristig möchte Nick Heidfeld mit dem BMW Sauber F1 Team Weltmeister werden, 2007 würde er sich schon über eine Steigerung auf Platz vier freuen

(Motorsport-Total.com) - Michael Schumacher hinterlässt aus deutscher Sicht ein Formel-1-Vakuum, welches nach Meinung vieler Experten zumindest in der kommenden Saison am ehesten Nick Heidfeld ausfüllen könnte: Der Mönchengladbacher zählt mit dem BMW Sauber F1 Team zu den Geheimtipps für 2007 und freut sich auch schon dementsprechend auf den unmittelbar bevorstehenden Testauftakt.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld ist sich sicher, dass er mit BMW Weltmeister werden kann

So zuversichtlich wie in diesem Winter hat man Heidfeld, der sich am vergangenen Wochenende in Valencia übrigens mit Vollbart präsentierte, noch selten gesehen: "Ich befinde mich in meiner bisher besten Ausgangslage, war noch nie in einem so starken Team. Im Hinblick auf die Zukunft bin ich optimistisch gestimmt", erklärte er. Gegenüber 2006 gilt es ja immerhin einen Podestplatz, 23 Punkte und den neunten Platz in der Fahrer-WM zu verteidigen.#w1#

Früher war alles einfacher...

"Es ist nicht wie in der Vergangenheit, als es nur drei Teams gab, die Rennen gewinnen konnten." Nick Heidfeld

Einen Spaziergang erwartet der 29-Jährige aber nicht: "Es gibt im Moment sehr viele harte Gegner. Es ist nicht wie in der Vergangenheit, als es nur drei Teams gab, die Rennen gewinnen konnten. Es gibt keine kleinen Teams mehr. Wir haben einige große Firmen in der Formel 1. BMW wusste von der gemeinsamen Zeit mit Williams, wie schwierig es hier ist, wie viel Zeit und Geld man braucht - und dennoch haben sie Sauber gekauft. Das hat mich sehr zuversichtlich gestimmt."

Nach Prost, Sauber, Jordan und Williams ist das BMW Sauber F1 Team die fünfte Station in seiner Karriere - und seiner Meinung nach auch die bisher beste: "Man muss sich nur einmal die Ergebnisse und die Fortschritte anschauen, die wir gemacht haben. Alleine auf dieser Basis kann man sagen, dass es das stärkste Team ist, in dem ich jemals gewesen bin", lobte Heidfeld seinen derzeitigen Arbeitgeber.

"Wir gehen davon aus, dass wir uns weiterhin verbessern werden, aber das wird immer schwieriger. Wenn du von der achten Position kommst, dann ist es noch relativ einfach, sich zu verbessern. Es wird schwieriger sein, sich vom fünften Platz zu verbessern", kündigte er an, um seine Vorgabe dann genau zu präzisieren: "Ich wäre zufrieden, wenn wir uns um einen Platz von Rang fünf auf Rang vier verbessern würden."

BMW will Formel-1-Rennen gewinnen

"Es ist das Ziel von BMW, in der Zukunft zu gewinnen." Nick Heidfeld

Aber: "Es ist das Ziel von BMW, in der Zukunft zu gewinnen", blickte der 115-fache Grand-Prix-Teilnehmer in die fernere Zukunft. "Das erwarten wir noch nicht, aber wichtig ist, dass wir in die richtige Richtung weiterarbeiten. Auf Basis dessen, was ich bei meinem Besuch in der Fabrik gesehen habe, habe ich ein sehr gutes Gefühl, aber wie das Wort schon sagt: Es ist ein Gefühl - in der Formel 1 weißt du nie, wie es laufen wird. Gerade das macht sie ja so aufregend."

"Innerhalb des Teams haben wir Erwartungen, auch wenn diese möglicherweise nicht so hoch sind wie jene Außenstehender. Wir wissen über die Formel 1 genug, um uns im Klaren darüber zu sein, dass wir nicht innerhalb eines Jahres Weltmeister werden können. Wir alle wissen, dass man nicht siegen wird, wenn man nur einen BMW Aufkleber aufklebt. Die Erwartungen sind hoch, aber das will BMW auch. Sie wollen nicht einfach nur mitfahren", so Heidfeld.

Heidfeld lässt sich nicht unter Druck setzen

Nick Heidfeld

So möchte Nick Heidfeld spätestens ab 2008 öfter mal fotografiert werden... Zoom

Seinen ursprünglichen Plan, 2008 erstmals um Rennsiege mitfahren zu wollen, relativierte er indes - solche Vorhersagen seien "in der Formel 1 nicht möglich. Was machst du denn, wenn es nicht funktioniert? Du musst es einfach weiterhin probieren. Ich hätte natürlich schon jetzt gerne Rennen und eine Weltmeisterschaft gewonnen, aber es hat nicht sollen sein. Also muss ich weiterhin Druck machen. Einen anderen Weg gibt es nicht."

"Natürlich vermissen wir etwas, denn wir gewinnen noch nicht", warf der Deutsche ein, "aber meiner Meinung nach geht alles in die richtige Richtung. Ich sehe bei uns nichts Größeres, an dem es uns mangelt und das wir nicht verändern können oder das wir nicht im Moment schon verändern. Ich denke, dass wir eine gute Strategie haben. Das Team ist gelassen, die neuen Leute sind gut. Ich denke, dass die Ergebnisse in diesem Jahr schon viele Leute nicht erwartet hätten."

Was die unmittelbar bevorstehende Saison angeht, sieht Heidfeld die Kontinuität im Team als möglichen Vorteil gegenüber der Konkurrenz an, denn während es bei fast allen Spitzenrennställen signifikante Veränderungen gibt, bleiben in Hinwil beziehungsweise München nicht nur die Fahrer, sondern auch die Schlüsselfunktionen nahezu unangetastet. Außerdem hat die deutsch-schweizerische Allianz ihr erstes gemeinsames Lehrjahr nun hinter sich.

Konkurrenz wegen Umstrukturierungen geschwächt?

"Einige Teams ändern sich in Bezug auf ihre Struktur deutlich. Das sollte für uns sprechen." Nick Heidfeld

"Es stimmt, einige Teams ändern sich in Bezug auf ihre Struktur deutlich. Das sollte für uns sprechen", nickte der in der Schweiz lebende Deutsche - selbst als sehr emsiger und analytischer Entwickler bekannt - zustimmend, ohne deshalb jedoch in verfrühte Euphorie zu verfallen, denn: "Auf der anderen Seite weiß man von außen gesehen nicht, wie sich dies schlussendlich auf die anderen Teams auswirken wird."

Und wie siehst du den Fall Ferrari, Nick? "Ferrari wird Michael Schumacher verlieren, aber für ein Team ist es wichtiger, für die beiden Autos die richtigen Ingenieure zu haben. Auch Kimi Räikkönen ist schnell, aber natürlich ist Michael ein härterer Arbeiter und kann dem Team besser helfen. Dass Ross Brawn das Team verlässt, sollte mittelfristig eine größere Auswirkung auf das Team haben als wenn ein Fahrer geht."