• 08.06.2008 00:10

  • von Dieter Rencken

Heidfeld: "Besser als in Monaco..."

Nick Heidfeld über seine Qualifying-Leistung, den Streckenzustand des Circuit Gilles Villeneuve und den Topspeed von Lewis Hamilton

(Motorsport-Total.com) - Vor wenigen Tagen kam Nick Heidfeld beim Qualifying in Monte Carlo nicht über Q2 hinaus, in Kanada gelang dem Deutschen jedoch wieder der Sprung in die Top-10. Doch Rang acht ist nicht unbedingt das Ergebnis, was man sich von einem Piloten des BMW Sauber F1 Teams erwarteten würde - zumal Teamkollege Robert Kubica nur knapp an der Pole-Position vorbeischrammte. Aber auch der Streckenzustand in Kanada sorgt für Fragezeichen.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Kam in Kanada bislang noch nicht auf volle Touren - Nick Heidfeld

Frage: "Nick, du bist wieder in den Top-10 gelandet..."
Nick Heidfeld: "Ja, das ist mit Sicherheit schon einmal besser als in Monaco. Ich hoffe, dass man das als aufsteigenden Trend bezeichnen kann, aber da muss man noch die kommenden Rennen abwarten. Allerdings ist das auf der anderen Seite auch nicht das, was ich erreichen möchte. P8 Im Qualifying - da muss mehr drin sein."#w1#

Aufwärtstrend bei Heidfeld

Frage: "War das Ergebnis des Qualifying ungefähr das, was du erwartet hattest?"
Heidfeld: "Naja, man könnte schon sagen, dass es mehr oder weniger das ist, was ich erwartet habe - aber sicherlich nicht das, was ich mir erhofft hatte. Es war nicht so übel und ich hoffe, wir können einen Aufwärtstrend ausmachen."

Frage: "Ist der Rückstand auf Robert spritbedingt oder hast du deine Form noch nicht gefunden?"
Heidfeld: "Gleiche Frage, gleiche Antwort. Ich kann natürlich niemals etwas über die Spritmenge sagen, aber ich bin mit P8 nicht zufrieden."

Frage: "...und mit deiner Leistung?"
Heidfeld: "Meine Leistung bringe ich ja gemeinsam mit dem Auto und damit bin ich nicht zufrieden. Es ist gewiss nicht so, dass ich jetzt im Auto saß und dachte: 'Au, jetzt hast du hier wieder einen Fehler gemacht und da Mist gebaut', aber im Moment komme ich einfach nicht auf den Speed."

Leise Zweifel an der eigenen Leistung

Frage: "Hast du daran gezweifelt, dass du es in Q3 schaffen könntest?"
Heidfeld: "Ich war mir nicht ganz sicher, dass ich es packen würde. Ich dachte zwar, es funktioniert, aber das habe ich in Monaco auch gedacht und da hat es nicht geklappt."

Frage: "Hast du etwas auf der Strecke liegen lassen oder war nicht mehr drin?"
Heidfeld: "Ein großes Problem war für mich - aber auch für die meisten anderen - die Asphalt-Kügelchen auf der Strecke. Da bin ich ein bis zweimal draufgekommen. Wenn du dann versuchst, die extra zu vermeiden, dann bist du auch nicht auf der Ideallinie unterwegs. Aber wie gesagt, das war ja für alle gleich."

Frage: "Für morgen ist ja auch Regen vorhergesagt..."
Heidfeld: "Es ist eine Regenchance da, das ist aber im Moment noch ziemlich schwierig, vorherzusagen. Von P8 ist das nun auch wieder nicht so aussichtslos, aber man könnte natürlich schon sagen, dass bei Regen mehr drin wäre. Ich hoffe einfach, dass ich auch in trockenen Bedingungen ein gutes Rennen fahren und vielleicht mit der Strategie noch ein paar Positionen gutmachen kann."

Dürftiger Streckenzustand in Montréal

Frage: "Was sagst du zum Zustand der Strecke?"
Heidfeld: "Der Streckenzustand ist ziemlich mau und wird in meinen Augen dem Formel-1-Standard nicht gerecht. Ich kenne keine anderen Kurse, wo es auch nur annähernd so übel ist wie hier. Wir haben über die vergangenen Jahre immer wieder ähnliche Dinge beobachten können, es wird einfach nicht besser - wenn überhaupt, dann wird es nur noch schlimmer."

Frage: "Wirst du mit Charlie (Charlie Whiting; FIA-Renndirektor; Anm. d. Red.) darüber sprechen?"
Heidfeld: "Ich denke, er weiß darüber schon recht gut Bescheid. Wir werden aber nochmals darüber reden aber ich bin mir sicher, dass er uns sagen wird: 'Ja, ich weiß, ich kümmere mich bereits darum...' - weil es einfach so offensichtlich ist."

Frage: "Wann wird diese Geschichte richtig gefährlich?"
Heidfeld: "Es ist schon ziemlich gefährlich, wie man im Qualifying bei mir und auch anderen Fahrern sehen konnte. Man verpasst die Kurve nicht, sondern kommt nur ein paar Zentimeter von der Linie ab und schon bist du auf den Kügelchen und wenn du Glück hast, dann verlierst du dabei nur eine Sekunde - und das ist eine Welt in der Formel 1! Hast du kein Glück, dann baust du einen Unfall."

Schwierigkeiten beim Überholen

Frage: "Bei den ganzen Kügelchen auf der Strecke - wird das Überholen im Rennen dann unmöglich?"
Heidfeld: "Nein, denn ich erwartet von einigen Leuten, die Linie um einige Zentimeter zu verfehlen - wenn der Kerl dahinter das nicht tut, dann wird er seinen Vordermann überholen."

Frage: "Wer Pech hat, könnte abfliegen - erwartest du viele Safety-Car-Phasen?"
Heidfeld: "Die Chancen auf Safety-Car-Phasen sind unglaublich groß. Die Mauern sind sehr nahe an der Strecke. Man landet schnell mal in den Leitplanken, das haben wir ja schon des Öfteren beobachten können."

Frage: "Sollte es beim Rennen regnen, würde das alles noch schlimmer machen?"
Heidfeld: "Wenn es vor dem Start regnet, dann ist die Strecke sauber. Das wäre im Hinblick auf die Kügelchen sicherlich besser. Das schlimmste Szenario wäre aber Regen während des Rennens, denn dann holst du dir Regenreifen und fährst damit für gewöhnlich eine andere Linie. Das kannst du dann nicht machen."

Noch keine Lösung für Performance-Tief

Frage: "Denkst du, dass das morgen noch schlimmer werden könnte?"
Heidfeld: "Theoretisch ja, weil ich gehört habe, dass für morgen teilweise neuer Belag aufgetragen werden soll. Aber das passiert ja nicht zum ersten Mal, wenn man sich an die vergangenen Jahre zurückerinnert. Weil es allerdings in diesem Jahr schlimmer als jemals zuvor war, erwarte ich nicht, dass es morgen besser ist."

Frage: "Wo hast du das Gefühl, dass du nicht so fahren kannst, wie du möchtest?"
Heidfeld: "Darauf möchte ich nicht näher eingehen. Wir waren vorher in der Phase der Analyse und haben ein paar Dinge probiert, offensichtlich haben wir bislang noch nicht die eine richtige Lösung gefunden."

Frage: "Verschiedene Beobachter an der Strecke sagen, sie hätten dich schon lockerer oder freier fahren sehen..."
Heidfeld: "Also als Rennfahrer und auch als Experte halte ich 'locker' und 'frei' für sehr wage Beschreibungen - damit kann ich nichts anfangen. Ich habe mich auf alle Fälle schon wohler im Auto gefühlt und konnte das Auto leichter kontrollieren. Da hat das Auto auch mehr das gemacht, was ich wollte."

Frage: "Wie können denn die McLaren-Mercedes so viel Topspeed-Vorsprung haben? Stellen die einfach die Flügel flacher?"
Heidfeld: "Im Qualifying war nur Hamilton (Lewis Hamilton; Anm. d. Red.) deutlich schneller. Der ist viel schneller als alle anderen. Der Unterschied ist aber nicht so groß. Ich nehme an, dass er einen guten Motor hat, vielleicht fährt er aber auch ein bisschen weniger Flügel."