• 27.08.2016 20:27

  • von Dominik Sharaf

Heftige Kritik an Gutierrez: Typ "Chaot", Fahrstil "Rodeo"

Nach dem Fast-Crash mit Wehrlein meldet sich Hülkenberg und erklärt, wieso er sich Gutierrez schon zur Brust genommen hat - Gutierrez hält Strafe für überzogen

(Motorsport-Total.com) - Haas-Pilot Esteban Gutierrez steht einmal mehr in der Kritik, wenn es um sein Verhalten bei dem Vorbeilassen schnellerer Fahrzeuge geht. Nach seinem Fast-Crash mit Pascal Wehrlein im dritten Freien Training zum Belgien-Grand-Prix in Spa-Francorchamps, bei dem der Manor-Fahrer nur mit Glück einem heftigen Unfall entkam, meldet sich auch Nico Hülkenberg zu Wort: "Wir haben einfach ein paar Chaoten im Feld", beschwert er sich und wird deutlich: "Er ist einer davon."

Titel-Bild zur News: Esteban Gutierrez

Esteban Gutierrez bekommt derzeit keinen Beliebtheitspreis Zoom

Auf weitere Namen will sich Hülkenberg nicht festlegen, betont aber, sich über Gutierrez in der laufenden Saison schon mehrmals geärgert zu haben. "Er ist gerne auch in der ersten Runde ein bisschen spät auf der Bremse. Er ist ein bisschen unkontrolliert", hadert der Force-India-Pilot und beschreibt den Fahrstil des Konkurrenten mit dem Wort "Rodeo". Entschuldigungen hätten auf sich warten lassen. "Auf Nachfrage nachdem ich Druck auf ihn ausgeübt habe. Verbal", so Hülkenberg.

Deutlich versöhnlicher gibt sich Wehrlein, der keine Überzeugungsarbeit leisten musste. "Er ist ein netter Kerl, ich mag ihn. Er hat sich entschuldigt", nimmt er den Kontrahenten in Schutz, nachdem er ihn im Boxenfunk unmittelbar nach dem Zwischenfall noch als - so wörtlich - "fucking idiot" bezeichnet hatte. Die Strafversetzung um fünf Plätze, die Gutierrez von der Rennleitung kassierte, hält Wehrlein für korrekt: "Das war sein Fehler. Solche Dinge lassen sich nämlich vermeiden."


Fotos: Großer Preis von Belgien


Gutierrez sieht das anders - weil Renault-Pilot Kevin Magnussen für ein ähnliches Manöver gegen Sebastian Vettel nicht belangt wurde. "Es ist eine sehr harte Strafe", beklagt er und rätselt über die scheinbar willkürliche Politik der Kommissare. "Sie fällen die Entscheidung, aber es sollte schon eine klare Linie geben, das ist das Wichtigste. Heute war das meiner Meinung nach nicht der Fall." Es ist einfach unfair, dass jemand etwas ähnliches macht und keine Strafe bekommt."

Warum er nach der Eau Rouge auf Schleichfahrt die Ideallinie nicht freigab und Wehrlein mit über 280 km/h zum Ausweichen auf den Grünstreifen zwang, erklärt er mit einem unaufmerksamen Renningenieur: "Wir hatten einen Kommunikationsfehler. Ich bin nicht informiert worden, dass er sich nähert." Wieso er dann nicht in seine Rückspiegel schaute, bleibt sein Geheimnis. Vielmehr betont er, wie schnell Wehrlein unterwegs gewesen sei, als er auf einer gezeiteten Runde war.

Lewis Hamilton

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Gutierrez blieb in der Mitte, als er sah, wie dicht der Manor bereits hinter ihm war. "Ich konnte nicht ruckartig herüberziehen. Wenn ich dann in die falsche Richtung lenke, kann es schlimmer ausgehen", argumentiert er. Wehrlein bemängelt hingegen den Zickzack-Kurs des Haas: "Du kommst aus der Eau Rouge, siehst gar nichts. Da ist die Überraschung riesig, weil er auf der Ideallinie fuhr. Ich dachte, er würde nach links ziehen, aber er hat plötzlich die Richtung geändert."

Haas-Teamchef Günther Steiner hält die Kritik an seinem Schützling für überzogen: "Mein Gott, er hat es schon wieder getan", spielt der Italiener auf Vorfälle mit Lewis Hamilton in Ungarn und mit Daniel Ricciardo in Deutschland an, als Gutierrez bei Überrundungsmanövern einen Mittelfinger zu sehen und kernige Worte zu hören bekam. Steiner fragt trotzig: "Seid ihr Rennfahrer oder wollt ihr, dass jeder aus der Schusslinie geht? Wir müssen dahin kommen, dass alle wieder mehr Rennfahrer sind. Wenn euer Auto so viel schneller ist, dann überholt doch."