Head: "Spucken uns nicht gegenseitig ins Süppchen"
Patrick Head, Anteilseigner von WilliamsF1, über die Partnerschaft mit Frank Williams, seine Rolle im Team und vieles mehr
(Motorsport-Total.com) - Gemessen am ursprünglichen Fünfjahresplan hätte das BMW WilliamsF1 Team eigentlich schon 2004 den WM-Titel gewinnen sollen, doch während der Saisonstart vergangene Saison verpatzt wurde, läuft es auch dieses Jahr noch keineswegs nach Wunsch. Gemeinhin wird der Mangel an Konkurrenzfähigkeit der von WilliamsF1 zu verantwortenden Aerodynamik zugeschrieben.

© BMW
WilliamsF1 Anteilseigner Patrick Head (rechts), hier im Gespräch mit Webber
Patrick Head, Anteilseigner von WilliamsF1, bestätigte dies heute in einem Interview mit 'Premiere': "Wir verlieren auf Renault in den Kurven eigentlich nichts, aber auf den Geraden. Der Grund dafür ist die aerodynamische Effizienz, denn um in den Kurven ausreichend Abtrieb generieren zu können, müssen wir auf den Geraden mehr Luftwiderstand in Kauf nehmen. Das ist der Hauptbereich, an dem wir momentan arbeiten", so der 58-Jährige.#w1#
Head seit vergangenem Jahr weniger ins Team involviert
Parallel dazu wurde hinter den Kulissen erst diese Woche eine Umstrukturierung abgeschlossen, die die Kompetenzen auf ein siebenköpfiges Gremium verteilt. Head, der 30 Prozent von WilliamsF1 hält, gehört dieser so genannten 'Senior Management Group' an. Dennoch ist er nicht mehr so intensiv in das Tagesgeschäft involviert, seit er seinen Posten als Technischer Direktor 2004 auf Druck von BMW hin an Sam Michael übergeben hat.
"Ich bin immer noch sehr stark involviert, arbeite jetzt aber mehr in der Fabrik als an der Rennstrecke", meinte Head über seine heutigen Aufgaben im Team. "Der Speed des Autos wird eher in der Fabrik bestimmt - im Windkanal und in den Designbüros. An der Rennstrecke geht es darum, das vorhandene Potenzial auszunutzen. Sam ist natürlich sehr zentral an der aerodynamischen Weiterentwicklung des Autos beteiligt, aber ich auch."
"Ich bin Teilhaber und einer der Direktoren der Firma. Meine Aufgaben liegen nach wie vor im Ingenieurswesen. Sam ist unmittelbarer ins Design involviert, während ich mich um alles kümmere, was ihm dabei helfen kann - also zum Beispiel die Supervision der Anlagen in der Fabrik und des Windkanals", fuhr er fort.
Von einem Einstieg von BMW halten Head und Williams nichts
Als eines der Geheimnisse für den langfristigen Erfolg von WilliamsF1 sieht Head die Tatsache an, dass die Machtverhältnisse seit Jahren klar geregelt sind: Teamchef Frank Williams besitzt 70 Prozent der Anteile und hat damit das Sagen, er selbst kontrolliert den Rest. BMW hatte zwar ursprünglich vor, ebenfalls bei WilliamsF1 einzusteigen, doch Williams und Head fanden an diesem Plan keinen Gefallen und erteilten den Münchnern im Sommer 2003 eine Absage.
"Meine Aufgabe ist, mich um die technischen Aspekte zu kümmern, während Frank das Business leitet", erklärte Head. "Unsere Aufgaben überschneiden sich zum Teil und wir sprechen uns auch immer ab. Der Grund, weshalb wir seit so langer Zeit so erfolgreich zusammenarbeiten können, ist aber der, dass wir uns nicht gegenseitig in unser Süppchen spucken. Wenn es bei den Rennen nicht so gut läuft, fragt mich Frank, 'Patrick, was machst du falsch?', und wenn zu wenig Geld da ist, treibe ich ihn an."
Was das Team momentan am meisten braucht, ist seiner Meinung nach Stabilität. Diese wünscht er sich auch auf dem Motorensektor, obwohl es mit BMW bekanntermaßen immer wieder Spannungen gibt: "Ich bin sicher, dass sich BMW bessere Resultate gewünscht hätte, genau wie wir. Stabilität ist ein ganz wichtiger Faktor in der Formel 1, das hat man auch bei Ferrari gesehen. Sie haben auch ein paar Jahre bis zum WM-Titel gebraucht", gab Head zu Protokoll.


