• 24.06.2006 14:02

  • von Helgert/Nimmervoll

Haug schreibt den WM-Titel endgültig ab

Mercedes-Sportchef Norbert Haug sieht keine Titelchancen mehr, übt aber zwischen den Zeilen Kritik an Ferraris angeblich flexiblem Flügelwerk

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Mit 41 Punkten Rückstand bei den Fahrern und 47 bei den Teams spielt McLaren-Mercedes im Kampf um den WM-Titel keine Rolle mehr. Das weiß auch Mercedes-Sportchef Norbert Haug: "Ich muss nicht von WM-Zug-Fahrern sprechen, wenn wir noch kein Rennen gewonnen haben", antwortete er auf die Frage, wie er denn Kimi Räikkönens Chancen auf die Krone des Motorsports einschätze.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Haug ist optimistisch, dass Montréal ein gutes Wochenende werden könnte

"Wir haben vergangenes Jahr von 14 Rennen zehn in Folge gewonnen. Wenn wir da noch einmal hinkommen in diesem Jahr, dann bin ich sehr zufrieden. Über kurz oder lang sind wir da auch wieder. Es ist ein harter Wettbewerb. Man muss sich nur anschauen, wer alles hinter uns ist: sehr gute Fahrer und sehr gute Teams. Wenn man eine halbe Sekunde daneben ist, dann reicht es eben nicht", erklärte der Deutsche in Montréal.#w1#

"Silberpfeile" die Nummer zwei hinter Renault?

"Es war in diesem Jahr sehr oft der Fall, dass wir die Nummer zwei waren." Norbert Haug

Doch trotz seiner Einschätzung, dass Platz eins 2006 für seine "Silberpfeile" außer Reichweite liegt, sieht sich Haug zumindest auf einem Niveau mit Ferrari: "Zu sagen, Ferrari ist die Nummer zwei, ist vollkommen falsch. Es war in diesem Jahr sehr oft der Fall, dass wir die Nummer zwei waren. Ist wüsste nicht, wo es ein Rennen gab, in dem wir keine Chance im Rennen gegen Ferrari hatten. Natürlich ist Renault die Nummer eins, aber dann kommen wir gemeinsam mit Ferrari", argumentierte er.

Der Mercedes-Sportchef ist ferner der Meinung, dass der aktuelle MP4-21 dem 248 F1 aus Maranello ohne flexible mindestens ebenbürtig wäre: "Ich möchte Ferrari nichts unterstellen", sagte er. "Es war einfach ein Interpretationsspielraum, der dort genutzt wurde - bei uns nicht so oder gar nicht." Und: "Bridgestone, das muss man auch sehen, hat für Ferrari einen großen Schritt gemacht. Wir sind in der Spitzengruppe dabei, auf Renault hat es aber noch nicht ganz gereicht."

Seine Heckflügeltheorie sah Haug im Freien Training auf dem 'Circuit Gilles Villeneuve' übrigens bestätigt: "Ich sehe, dass wir bei den Topspeeds näher zusammen sind. Es gibt eine neue Regel bei der Überprüfung der Heckflügel. Insofern sind wir jetzt bei den Topspeeds wieder so dabei, wie sich das eigentlich gehört. Das sieht sehr ordentlich aus. Mag sein, dass sich das morgen ändert, daher möchte ich keine Ansagen machen, aber die Richtung stimmt", erklärte er gestern.

Trainingsleistung beunruhigt Haug keineswegs

"Ich weiß, dass traditionell einige Konkurrenten auch mit weniger Sprit fahren." Norbert Haug

Der recht große Rückstand konnte ihn nicht beunruhigen: "Natürlich sind wir mit der Spritmenge für das Rennen gefahren, haben also unser normales Freitagsprogramm gemacht. Ich weiß, dass traditionell einige Konkurrenten auch mit weniger Sprit fahren. Die Freitagstestfahrer muss man sowieso extra sehen, die haben mehrere Sätze an Reifen", gab der 53-Jährige zu Protokoll. Und: "Kimi war bis kurz vor Schluss Schnellster von den Rennfahrern, die teilnehmen."

"Das heißt nicht viel, aber es ist immer ein gutes Zeichen, wenn man mit seinem Rennprogramm beginnt und bei den Schnellsten ist. Das hatten wir ehrlich gesagt nicht sehr oft in diesem Jahr. Ohne jetzt große Ankündigungen zu machen: Der erste Tag war gut", so Haug. Zu Juan-Pablo Montoyas Vorstellung sagte er: "So scharz-weiß, wie es sich darstellt, ist es sicherlich nicht. Wenn Kimis Auto gut ist, ist auch das von Juan-Pablo gut. Dann werden sie auch zeitenmäßig einigermaßen dicht beieinander liegen."

"Wir probieren auch oft gegensätzliche Dinge am Freitag aus, um einfach mal schwarz und weiß abzustimmen, was geht und was nicht. Sicherlich ist klar, dass es für jeden Rennfahrer schwierig ist, die Zeit, die Kimi auf Anhieb fuhr, zu halten. Der kommt nach einem Jahr wieder hierher, fährt eine Aufwärmrunde und knallt eine Superzeit hin. Das muss man erstmal können. Juan-Pablo kann sicherlich sehr viel. Er hat auch hier letztes Jahr gezeigt, dass er um den Sieg fahren kann", fügte er an.