• 17.07.2002 11:21

Haug: "Power, Power, Power ist immer gefragt"

Norbert Haug über die Veränderungen an der Rennstrecke und die Vorbereitungen auf das Heimspiel - Sato ebenfalls begeistert

(Motorsport-Total.com) - Sportlich verläuft die Formel 1-Saison 2002 aus der Perspektive von McLaren-Mercedes nicht gerade nach Wunsch. Wenn aber die Sprache auf den Grand Prix von Deutschland kommt, dann scheint Norbert Haug, Vize-Präsident Mercedes-Benz und verantwortlich für die Motorsportaktivitäten des Unternehmens, den Alltags-Stress für Minuten vergessen zu können. Die Augen des 49-Jährigen leuchten, wenn er an den Heim-Grand Prix der Silberpfeile denkt.

Titel-Bild zur News: Blick auf die Start- und Zielgerade des Hockenheimrings

Haug: "Es wurde eine interessante Kombination gefunden"

McLaren-Mercedes führt Computer-Simulationen zur Vorbereitung auf die veränderte Strecke durch

"Seitdem es das neue Strecken-Layout gibt", erklärt Haug, "beschäftigen wir uns im Bereich der Simulation mit der Piste. Ein Blick auf die Skizzen des alten und des neuen Kurses machen ja bereits deutlich, dass der Volllastanteil nicht mehr so hoch ist wie früher. Jetzt ist die Belastung für den Motor - ich habe die Simulationsdaten nicht im Kopf - sicherlich mit Silverstone oder Barcelona vergleichbar." Im Rahmen der Simulation geht es, so Haug, um mehr, als das Ausloten der Eckwerte in punkto maximaler Vollgas-Belastung bei extremen Drehzahlen. Haug sagt, weshalb: "Wir könnten es uns ja leicht machen, und einfach die Daten einer Hochgeschwindigkeitspiste, wie zum Beispiel Monza, zu Grunde legen. Wenn der Motor dort durchhält, wird er auch auf anderen Kursen standfest sein. Aber es geht ja auch um Dinge wie die Launch-control und die Traktionskontrolle. Das ist natürlich schwierig, wenn man nicht auf Daten Zugriff hat, die zuvor bei Testfahrten gesammelt wurden. Diese Feinjustierung kann allerdings auch während des Trainings vorgenommen werden."

Haug: "Power schadet nie"

Laut Haug ging es in Hockenheim bisher darum, einen idealen Abstimmungskompromiss zu finden, der die Anforderungen für die schnellen Geraden auf der einen Seite sowie für die Brems-Schikanen und das enge Stadion auf der anderen zu finden. "Jetzt", sagt Haug, "ist der Hockenheimring kein Kurs mehr, der minimalen Abtrieb erfordert. Jetzt geht es in Richtung maximale Downforce, Abtrieb und Traktion sind gefragt." Was die spezifischen Anforderungen an die Zehnzylinder betrifft, hält Haug unbeirrt an einer alten Motorenhersteller-Weisheit fest: "Power, Power, Power ist immer gefragt. Power schadet nie. Daneben stehen Faktoren wie Ansprechverhalten, Fahrbarkeit und Verbrauch im Vordergrund."

Haug: "Es wurde eine interessante Kombination gefunden"

Emotional eng mit dem Hockenheimring verbunden, erwartet der Mercedes-Sportchef Ende Juli ein "völlig neues Erlebnis". Natürlich hat er sich schon auf der neuen Anlage umgeschaut. Deshalb fällt es ihm nicht schwer, die Behauptung zu begründen: "Die Charakteristik des alten Kurses hat sich eingeprägt. Mit der des neuen - klammern wir das Motodrom einmal aus - hatte sie herzlich wenig zu tun. Ich bin davon überzeugt, dass unterm Strich eine interessante Kombination gefunden wurde." Parallel ist der Schwabe davon überzeugt, dass es kritische Stimmen geben wird, die behaupten, der neue Kurs sei "nicht mehr der Hockenheimring". Haug, der in der Vergangenheit nie einen Hehl aus seinem Faible für die badische Rennstrecke machte, lassen Erwartungen dieser Art kalt: "Die Hintergründe der Notwendigkeit des Umbaus sind ja bekannt. Aus Gründen der Sicherheit war es mit Blick in die Zukunft zwingend notwendig, etwas zu tun. Was das neue Layout angeht, wurde das Machbare realisiert. Man konnte schließlich nicht unbegrenzt in den Wald hineingehen. Trotzdem haben wir eine lange Gerade, auf der mehr als 300 km/h erzielt werden. Und die neue Spitzkehre wird auch sicherlich interessant sein, weil dort überholt werden kann. Im Anschluss folgen weitere äußerst spektakuläre Passagen."

Auch Takuma Sato ist vom neuen Hockenheimring begeistert

Mit Vorfreude auf den in weniger als zwei Wochen stattfindenden Grossen Mobil 1 Preis von Deutschland blickt auch der 25-jährige Formel-1-Novize Takuma Sato. Der Jordan-Honda-Pilot sprach gestern in einem Interview begeistert über den neuen Hockenheimring Baden-Württemberg: "Besonders der neue Streckenteil bietet den Fahrern mehrere Überholmöglichkeiten, da durch die veränderte Streckenführung ein Hochgeschwindigkeits-Kurs von sehr hohem technischen Standard geschaffen wurde. Der äußerst spannende Kurs wird den Fahrern sehr gefallen."

Zahlen, Daten, Fakten zum Grossen Mobil 1 Preis von Deutschland 2002

Wussten Sie schon, dass...
- die FOM (Formel 1 Management) unter anderem für die Produktion der digitalen und On-board Fernsehbilder, das Ampelleitsystem, die Erkennung von Früh- oder Fehlstarts und das Timekeeping etc. verantwortlich ist? Dafür reist die FOM mit 300 Tonnen technischer Ausrüstung in 26 Mercedes Fahrzeugen zum Hockenheimring Baden-Württemberg an. Darunter sind unter anderem mehr als 10 km Fiberglaskabel für die Datenübertragung und insgesamt 71 Kameras, darunter alleine 30 On-board- und 30 Strecken-Kameras.
- die Deutsche Telekom rund 583 ISDN- und Analog-Leitungen für Teams, Organisatoren, Medien, etc. einrichten wird?
- der Fernsehsender RTL rund um den Event mehr als 275 Mitarbeiter "ins Rennen schickt" und für die Live-Übertragung insgesamt 37 Kameras eingesetzt werden, darunter in diesem Jahr erstmalig die neue "CatCam" an der neuen Spitzkehre, ein Kameraseilsystem, das die F1-Wagen in einer Geschwindigkeit von ca. 120 km/h begleiten kann?
- die Zuschauer in diesem Jahr auf insgesamt 9 Videowänden das gesamte Renn-geschehen verfolgen können?
- im letzten Jahr 133.364.368 Zuschauer in 156 Ländern für insgesamt 53.023 Minuten den Grossen Mobil 1 Preis von Deutschland (Zahlen exklusive Highlight- oder Nachrichten-Programmen) live oder zeitverzögert vor dem Bildschirm verfolgten?
- pro Event rund 125.000 Brat- und Brühwürste (aneinander gereiht einer Gesamtlänge von 23 km entsprechend), 25.000 Schnitzel, 35.000 Frikadellen und 15.000 Grillsteaks von den hungrigen Fans verzehrt werden?
- über das Wochenende hinweg mehr als 125.000 Liter Softdrinks und 85.000 Liter Bier ausgeschenkt werden?
- der Streckenverkürzung des neuen Hockenheimrings Baden-Württemberg 47 Hektar Wald weichen mussten, jedoch 69 Hektar an verschiedenen Standorten wieder aufgeforstet werden?
- die Firma CAM Security allein rund 180 Mitarbeiter für den Veranstalter, die FOM und einige Teams im Sicherheitsdienst beschäftigt?
- sich am Wochenende des Grossen Mobil 1 Preis von Deutschland rund 800 Polizeibeamte im Einsatz befinden?
- an jedem Tag des Events 120 Mitarbeiter der Feuerwehr in 22 Einsatzfahrzeugen in Bereitschaft stehen?
- das Deutsche Rote Kreuz mit mehr als 200 Sanitätern (davon 60-70 direkt an der Strecke), 33 Ärzten, 16 Rettungswagen, 3 Extrication-Teams a 6 Personen und 2 Teams a 3 Personen allein in der Boxengasse über das gesamte Wochenende vor Ort sein wird?