• 11.06.2003 12:24

Haug: Neues Auto nicht überlegen - Debüt verzögert sich

Der Motorsportchef erklärt, warum der MP4-18 wohl frühestens in Silverstone eingesetzt wird und analysiert die bisherige Saison

(Motorsport-Total.com/sid) - Die deutschen Formel-1-Fans werden vergeblich auf die Renn-Premiere des neuen Silberpfeils von McLaren-Mercedes warten. Trotz sehr erfolgreich verlaufener Testfahrten fällt der mit Spannung erwartete erste Grand-Prix-Einsatz des MP4-18 beim Heimspiel am 29. Juni auf dem Nürburgring wohl aus.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Haug sieht McLaren-Mercedes in Kanada nicht als den ersten Sieganwärter

"Totale Zuverlässigkeit" hat Priorität

"Das Auto hat großes Potenzial, aber es muss zur totalen Zuverlässigkeit entwickelt werden, sonst funktioniert es nicht. Und das dauert noch ein bisschen", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug vor dem Großen Preis von Kanada in Montreal dem Sport-Informations-Dienst.

Auch für das Rennen in Magny-Cours (6. Juli) sieht Haug schwarz, da der Große Preis von Frankreich direkt nach dem Nürburgring auf dem Programm steht: "Beide Veranstaltungen sind innerhalb einer Woche, das könnte logistisch ein großes Problem werden", sagt der Schwabe: "Deshalb kann es gut sein, dass wir erst am 20. Juli in Silverstone erstmals mit dem neuen Auto fahren."

Erste Testfahrten verliefen viel versprechend

Der England-Grand-Prix wäre bereits der 11. WM-Lauf 2003, so spät hat noch kein anderes Team einen neuen Dienstwagen während einer Saison eingesetzt. Danach finden nur noch fünf Rennen statt, und im
Titelkampf könnte eine Vorentscheidung gefallen sein.

Geht es nach den ersten Fahreindrücken, kann Weltmeister Michael Schumacher nur froh sein, wenn der neue Silberpfeil in dieser Saison überhaupt nicht mehr eingesetzt wird. So war zu lesen, dass das Auto nahezu unschlagbar sein soll. Mehr als eine Sekunde soll der MP4-18 schneller sein als das Vorgängermodell, und mit dem führt der Finne Kimi Räikkönen immerhin mit vier Punkten Vorsprung vor Ferrari-Star Schumacher die Gesamtwertung vor dem Halbzeitrennen in Montreal an (48:44).

Haug: MP4-18 nicht überlegen

Haug nimmt die Vorschusslorbeeren gern zur Kenntnis, doch Wunder könne auch der neue Silberpfeil nicht vollbringen: "Überlegen ist das neue Auto sicherlich nicht, sowas kann man nach zwei Testfahrten ganz bestimmt nicht sagen. Wir waren in Le Castellet und Barcelona gut unterwegs, schnell und erfolgreich - unschlagbar sind wir deshalb noch lange nicht", meint der Mercedes-Sportchef bescheiden.

Dass es mit dem modifizierten "Gebrauchtwagen" allerdings so gut läuft, hat selbst Haug nicht erwartet. Man habe Favorit Ferrari fast immer im Griff gehabt, sagt der Schwabe stolz: "Wir haben nicht damit gerechnet, dass wir zur Halbzeit die WM anführen. Aber wir haben mit unserem Reifenpartner Michelin einen sehr großen Schritt nach vorn gemacht. Motor, Chassis, Reifen - bei uns stimmt einfach das ganze Paket."

"Die Formel 1 ist spannender geworden"

Der Blick auf die WM-Tabelle zeigt Haug auch: "Die Formel 1 ist spannender geworden." Für den Mercedes-Sportchef steht bereits jetzt fest, dass es einen Alleingang von Dominator Michael Schumacher wie in der Saison 2002 diesmal nicht geben wird. Haug: "In den ersten sieben Rennen haben vier verschiedene Teams den Sieger gestellt, darüber können sich die Fans wirklich freuen."

Ferrari (3), McLaren-Mercedes (2), BMW-Williams und Jordan haben bislang Rennen gewonnen, für Haug ist das "eine bunte Mischung, mit der man so nicht gerechnet hat."

Zur Saisonhalbzeit beginnt die WM wieder von vorne

Ferrari und McLaren-Mercedes seien praktisch gleichauf, "auch wenn wir beide WM-Wertungen nach Punkten anführen". Haug: "Eigentlich geht die WM wieder von vorne los, bei den Konstrukteuren und bei den Fahrern."

Ferrari habe gemerkt, "dass sie sich Nachteile wie in Monte Carlo mit den Reifen nicht leisten können". Doch für Kanada stapelt der
Mercedes-Boss tief: "Ich sehe uns dort nicht als den ersten Sieganwärter, sondern Ferrari und BMW-Williams."