Haug: In Zukunft weder zweites Team noch Werksteam
Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug über den Newey-Weggang, das Werksteam von BMW und das geplante Team mit Jean Alesi
(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug zeigte sich in einem Interview mit 'Sport1.de' mit der vergangenen Saison zufrieden und sieht "keinen Grund zur Bitternis", dass am Ende das Team ohne WM-Titel in die Winterpause gehen musste: "Als einzige Mannschaft hat McLaren Mercedes in jedem Grand Prix gepunktet - und trotzdem haben Renault und Fernando Alonso beide Weltmeistertitel gewonnen. Wir haben mit der größten Anzahl an Siegen zwei Silbermedaillen geholt - so geht das manchmal im Sport, auch wenn man sehr gut ist."

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Norbert Haug sieht das Team auch nach dem Newey-Weggang gut gerüstet
Juan-Pablo Montoya, dessen Abschuss durch Antonio Pizzonia in Spa-Francorchamps nach Aussage des Deutschen den Konstrukteurstitel gekostet hat, habe in seiner ersten Saison "durchaus" Probleme bei der Umstellung auf seinen neuen Arbeitgeber gehabt, habe sich dann aber "in die richtige Richtung entwickelt", wie Haug betont: "Juan-Pablo ist bei uns besser geworden und weitere Optimierungen sind im Plan."#w1#
Newey-Weggang ist laut Haug kein Problem
Auch im Hinblick auf die kommende Saison, in der man Technikdirektor Adrian Newey an Red Bull Racing verliert, bleibt Haug gelassen, der Wechsel sei absehbar und vor langer Zeit schon besprochen gewesen: "Wir hatten über acht gemeinsame und erfolgreiche Jahre und Adrian hat mit uns einen Großteil seiner persönlichen Formel-1-Siegesbilanz geschafft. Jetzt wollte er eine neue Herausforderung und helfen, ein neues Team ganz nach oben zu bringen. Ich verstehe und akzeptiere das."
An dem freundschaftlichen Verhältnis, das man sich über die Jahre hinweg aufgebaut hat, werde sich jedenfalls nichts ändern: "Ich schätze Adrian sehr, er ist und bleibt ein Freund, ein einzigartiger Mensch und auch ein ganz eigener Mensch. Wir werden künftig Rivalen bei den Rennen sein, aber bestimmt nicht davor und bestimmt nicht danach. Wir sind gut aufgestellt, für 2006 und auch für die Jahre danach."
BMW setzt Mercedes nicht unter Druck
Der 52-Jährige sieht die Marke Mercedes-Benz durch den zukünftigen Betrieb eines eigenen Rennstalls von BMW nicht unter Druck gesetzt: "Für uns zählt Erfolg bei allerhöchster Effizienz und beides haben wir mit unserer Konstellation der 40-prozentigen Anteilseignerschaft an McLaren." Man fühle sich in Stuttgart gut aufgestellt und glaubt nicht, dass BMW aus einer ähnlichen Position heraus ein eigenes Team gegründet hätte.
Der offizielle Wiedereinstieg von Mercedes in die Formel 1 im Jahr 1994 zog in den letzten Jahren einen ganzen Rattenschwanz nach sich und hat andere Automobilhersteller animiert, ebenfalls in der "Königsklasse des Motorsports" mitzumischen. Dadurch stieg das Interesse am Sport weltweit immens. Das ist auch der Grund, warum Haug den Schritt von BMW begrüßt: "Der BMW Weg ist ein langfristiges Bekenntnis zur Formel 1 und somit eine positive Entwicklung für die Serie. Mit BMW ist ganz vorne zu rechnen, schon im nächsten Jahr."
Die Definition "zweites Team" ist falsch
"Frühestens ab 2007" könnte es ein Team (wohl mit Jean Alesi als Teamchef) geben, das "auf gewissen Gebieten" mit McLaren-Mercedes kooperiert und auch Mercedes-Motoren einsetzen wird. Ein "zweites Team" sei dies jedoch dann nicht, eine solche Kooperation werde man auch nur dann eingehen, wenn es wirtschaftlich Sinn macht: "Kein Sinn macht es, ein Kooperations-Team zu haben, das das erste belastet. Deshalb: Sollten solche Pläne umgesetzt werden, dann nur auf einer vollkommen unabhängigen Basis, ohne Belastung von McLaren-Mercedes und nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten."

