• 11.11.2005 10:45

  • von Fabian Hust

Wie viel ist ein Formel-1-Designer wert?

Adrian Newey verdient in der Formel 1 mehr als die meisten Formel-1-Piloten - ist ein solches Gehalt zu rechtfertigen?

(Motorsport-Total.com) - Nicht nur Rennfahrer in der ganzen Welt träumen von einem Job in der Formel 1, sondern auch zahlreiche Ingenieure finden es reizvoll, in dem schnelllebigen Geschäft Autos zu konstruieren und sich dem Wettbewerb zu stellen. Ohne Zweifel kann ein Ingenieur in der Formel 1 eine ganz andere Entwicklungsarbeit betreiben als beispielsweise in der Automobilbranche, wo überwiegend andere Schwerpunkte gesetzt werden müssen.

Titel-Bild zur News: Adrian Newey

Adrian Newey hat einen der bestbezahlten Jobs in der Formel 1

Adrian Newey durfte sein Hobby in der Formel 1 zum Beruf machen und kann zu den besten Designern der Formel-1-Geschichte gezählt werden. In der Formel 1 verdient der Brite auch nach der Verpflichtung durch Red Bull Racing mit einem geschätzten Gehalt irgendwo zwischen 5 und 8,5 Millionen Euro im Jahr mehr als die meisten Formel-1-Piloten und wesentlich mehr als viele seiner Kollegen, die in der "normalen" Industrie arbeiten.#w1#

Bei Ferrari ist man sich einig, dass Michael Schumacher jeden Cent wert ist, den der Deutsche verdient, dabei bekommt der 36-Jährige rund sechs Mal so viel überwiesen. Von Newey konstruierte Formel-1-Autos haben mehr Rennen und mehr Weltmeisterschaften gewonnen als Michael Schumacher. Vielleicht kann man also sagen, dass Adrian Newey unterbezahlt beziehungsweise Michael Schumacher überbezahlt ist...

Jeder ist von jedem abhängig...

Michael Schumacher

Auch Michael Schumacher ist in einem unterlegenen Auto machtlos Zoom

Ohne ein siegfähiges Auto kann auch ein Michael Schumacher nicht um Siege oder den WM-Titel fahren - dies zeigte sich in der abgelaufenen Saison recht deutlich. Ein überlegener Fahrer kann unter normalen Umständen ein paar Zehntelsekunden auf seine Gegner pro Runde herausholen, im Regen mag der Unterschied etwas größer sein. Durch ein gutes Auto hingegen ist deutlich mehr als eine Sekunde pro Runde im Bereich des möglichen.

Auch ein Designer ist natürlich schlussendlich davon abhängig, dass der Fahrer auf der Strecke das Potenzial in einen Sieg umsetzt, aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass auch ein durchschnittlicher Fahrer in einem Siegauto Rennen gewinnen kann wohingegen ein überdurchschnittlicher Fahrer in einem mittelmäßigen Auto gegen überlegene Autos mit durchschnittlichen Fahrern keine Chance hat.

Die Formel 1 ist keine "One-Man-Show"

McLaren Technology Centre

Newey arbeitete bei McLaren mit hunderten von Spezialisten zusammen Zoom

So gesehen ist es sicherlich gerechtfertigt, einem Chefdesigner ein hohes Gehalt zu zahlen, doch man darf eines nicht vergessen: Genau wie ein Michael Schumacher kann auch ein Adrian Newey alleine keine Rennsiege herausarbeiten. Beide sind von einem riesigen Team abhängig. Die Formel 1 ist keine "One-Man-Show", erst wenn alle Puzzleteile ineinander greifen, ist das Gesamtkunstwerk siegfähig.

Interessant ist, dass in der Formel 1 in den letzten Jahren nicht nur die Fahrergehälter nach oben geschnellt sind, sondern auch jene der Designer. "Ich weiß nicht, wie lange das noch so weitergehen kann", so Gary Anderson gegenüber 'Reuters', der 1991 das erste Jordan-Formel-1-Auto konstruierte und Technischer Direktor bei Stewart und Jaguar war. Er sei zwar nicht eifersüchtig auf die modernen Kollegen, aber, "mit Sicherheit ist es schade, dass die Leute so viel Geld auf dieser Ebene verdienen." Im "normalen" Leben seien solche Gehälter utopisch: "Warum ist das also im Motorsport so?"

"Jeder Idiot" kann ein Formel-1-Auto bauen...

Der verstorbene Design-Guru Harvey Postlethwaite pflegte zu sagen, dass "jeder Idiot" ein Formel-1-Auto designen kann, dass der Trick an der Sache aber jener ist, ein schnelles Auto zu designen. Das mag banal klingen, doch die Formel 1 zeigt in jedem Jahr aufs Neue, dass eben nicht jedes Formel-1-Auto konkurrenzfähig ist.

Christian Horner, Teamchef bei Red Bull Racing, ist überzeugt davon, dass Adrian Newey ein Designer ist, der weiß, wie man ein schnelles Auto herstellt: "Hätte ich die Wahl zwischen Adrian Newey und Michael Schumacher, ich würde mich immer für Adrian entscheiden".

Teamchef und Teambesitzer Frank Williams hadert auch acht Jahre danach noch mit dem Verlust des Briten: "Jemanden so gutes wie Adrian zu verlieren ist ja nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist die Tatsache, dass er gegen dich arbeitet..."

"Helle Köpfe" sind heiß begehrt

Mike Gascoyne

Auch Mike Gascoyne wurde mit einem fürstlichen Gehalt angelockt: Von Toyota Zoom

Neben konkurrenzfähigen Fahrern sind gute Techniker in der Formel 1 entscheidend. Auch Toyota warb von der Konkurrenz (Renault) mit Mike Gascoyne einen "hellen Kopf" der Szene ab. Noch heute wendet der Brite eigenen Aussagen zufolge Lektionen an, die er früher bei Tyrrell gelernt hat: "Egal ob du viel oder wenig Ressourcen hast, du musst sie in den richtigen Bereichen einsetzen. Das als Technischer Direktor zu beherrschen ist der Trick."

Über seinen Kollegen Adrian Newey spricht Mike Gascoyne übrigens in den höchsten Tönen. Er sei definitiv in einer Klasse für sich und jemand, der für alles ein gutes Händchen habe. Auf McLaren sieht er einen schwere Zeit zukommen: "Mclaren glaubt, dass sie eine Struktur aufbauen können, um Adrian zu ersetzen. Ich denke, dass sie wohl gerade herausfinden, dass sie das nicht tun können..."

Doch was ist nun mit der "One-Man-Show", gibt es diese in der Formel 1? "Die Leute sagen immer, dass ich nichts mache und Leute habe, die alles für mich erledigen", so Gascoyne gegenüber 'GrandPrix.com'. "Nun, das ist das, was ein Technischer Direktor tut. Er dirigiert und setzt Prioritäten, macht es nicht selbst. Das Geheimnis ist zu wissen, was ein Auto schnell macht. Der Job eines Technischen Direktors ist es, zu identifizieren, was ein schnelles Auto ausmacht. Das Geheimnis ist, Prioritäten zu setzen und den Leuten in den Schlüsselgebieten zu sagen, wie sie das tun müssen."

Eine alte Partnerschaft wird aufleben

David Coulthard

David Coulthard arbeitete schon bei Williams und McLaren mit Newey Zoom

"Wenn du gewinnen willst, dann kannst du keinen besseren Kerl bekommen", so David Coulthard gegenüber dem 'Mirror', der schon bei Williams und McLaren mit Newey zusammengearbeitet hat. "Alle im Team sind darüber sehr glücklich." Red Bull könne nicht sofort Siege erwarten, aber man investiere in die Zukunft, um eines Tages Rennen gewinnen und um den WM-Titel fahren zu können.

Der Schotte, der Newey als "einen der erfolgreichsten Designer der Formel-1-Geschichte" bezeichnet, ist der Meinung, dass in der Formel 1 ein Individuum alleine beinahe nutzlos ist: "Man braucht natürlich ein ganzes Team, um ein Siegauto zu fahren, aber ich weiß aus persönlicher Erfahrung, zu was Adrian fähig ist. Seine Leistungen sprechen für sich und ich glaube immer noch, dass ich Rennen gewinnen kann, wenn das Material stimmt."