Haug: "Ferrari war sicher der Maßstab"
Mercedes-Sportchef Norbert Haug macht sich Gedanken über den ersten Trainingstag in Barcelona und das Formtief von Lewis Hamilton
(Motorsport-Total.com/Premiere) - Frage: "Herr Haug, Heikki Kovalainen ist am Nachmittag stehen geblieben, obwohl er erst spät ins Training gegangen ist. Was war der Grund dafür?"
Norbert Haug: "Ich weiß nicht, ob das zusammenhängt. Zuerst musste eine Getriebeölpumpe gewechselt werden - ein sehr untypischer Schaden. Bei den ganzen Tests waren wir sehr zuverlässig, wie eigentlich immer. Aber es passiert schon mal was - besser heute als morgen. Es gab wohl jetzt ein Problem mit der Gaspedalsteuerung, denn da gibt es ein Sicherheitssystem, das den Motor abstellt. Wir müssen es aber noch genau untersuchen, das Auto ist ja bereits zurück."

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Norbert Haug macht sich um Lewis Hamilton noch keine Sorgen
Frage: "Lewis Hamilton liegt doch deutlich hinter Kimi Räikkönen. Was können Sie aus den Freitagstrainings herauslesen?"
Haug: "Das kommt drauf an, wer welches Gewicht fährt. Ferrari wird so und so stark sein, das ist ganz klar. Aber ich glaube nicht, dass wir schlecht unterwegs waren. Wenn man sich die Longruns anschaut, liegt alles dicht beieinander. Es kann ja schon einen Unterschied machen, ob der eine fünf oder zehn Kilo mehr Sprit oder weniger hat. Das müssen wir sehen."#w1#
Starke Runde von Räikkönen
"Ferrari war sicher der Maßstab. Beim letzten Versuch hat Kimi sehr viel aus dem Reifen geholt. Keine Ahnung, welches Gewicht das war, aber Spezialisten sehen auf den ersten Blick, dass die Rundenzeiten nach zwei, drei Runden sofort nachgelassen haben. Bei den Runs davor war bei ihm eigentlich Konstanz angesagt, aber bei dem eben weniger. Wir werden morgen sicherlich mehr wissen. Klar ist, dass auf den ersten zehn Plätzen sicherlich viele unterschiedliche Gewichte gefahren worden sind."
Frage: "Lewis Hamilton hatte ein schwieriges Wochenende in Bahrain, heute wieder einen Dreher - es läuft nicht so glatt wie im Vorjahr. Wie geht es ihm momentan?"
Haug: "Dem geht es blendend! Wer hat sich heute nicht gedreht?"
Frage: "Aber steckt er die Kritik einfach so weg?"
Haug: "Ich glaube, das liest er gar nicht. Er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat, aber das müssen wir akzeptieren, wenn einer so fehlerlos ist. Zum Glück sind Menschen keine Computer. Ich wünsche mir einen Fehler lieber im Training als im Rennen. In Bahrain haben wir den Fehler akzeptiert, denn wir hatten beim Boxenstopp auch schon einen. Wir könnten sicherlich einige Punkte mehr haben, die haben wir aber nicht gemacht. Jetzt schauen wir, dass wir es ins Ziel bekommen."
"Es werden Fehler gesucht, aber ob die alle so heiß gegessen werden, wie man sie kocht, das sei mal dahingestellt. Lewis ist sehr konzentriert auf seine Aufgabe. Wenn man sich in dieser Spitzkehre mal dreht, in Gottes Namen, das ist normal. Ich erinnere mich an Michael Schumacher, der sich oft gedreht hat, aber eben nie, wenn es drauf angekommen ist. Dafür kannte er jeden Meter des Kiesbetts auswendig. Das muss man halt mal ausprobieren. Aber das muss nichts heißen."
Keine Kritik an Hamilton
"Lewis hat in Bahrain zwei Fehler gemacht, aber wenn man einen macht, ist der zweite oft nicht weit. Ich denke, da muss man auch mal ein bisschen generös sein: Wer alles so gut gemacht hat wie er, darf auch mal was falsch machen. Das soll nur nicht zum Dauerzustand werden."
Frage: "Natürlich schauen in Deutschland alle auf das Duell BMW gegen Mercedes. Wie wird das nach der Pole-Position für BMW in Bahrain hier ausgehen?"
Haug: "Ich glaube, das ist recht ausgeglichen. Es ist für mich keine Überraschung, dass es einen Dreikampf gibt. Es gibt an der Spitze oben nicht mehr so viel zu entwickeln. Das ist wie wenn man im Zimmer unter der Decke ankommt - da gibt es nur noch ganz wenig Raum."
"Das sind gute Leute, da ist guter Einsatz und viel Erfahrung. Ich habe damit gerechnet, dass es sich in diese Richtung entwickelt. Hoffentlich haben wir einen Dreikampf, wo mal der eine, mal der andere gewinnen kann. Es wäre nicht so schön, wenn einer vorne wegläuft - es sei denn, das ist McLaren-Mercedes! Aber es müsste eigentlich alles ganz dicht beisammen bleiben."

