• 26.04.2009 22:25

  • von Marco Helgert

Haug erwartet keine Erlösung

Ein Strohfeuer soll Bahrain nicht gewesen sein, doch einen abrupten Leistungssprung erwartet der Mercedes-Motorsportchef nicht

(Motorsport-Total.com) - Immerhin, so könnte man sagen, verlässt das McLaren-Mercedes-Team den Rennplatz in Bahrain erhobenen Hauptes. Am Mittwoch könnte dann alles wieder anders sein. In Paris muss man sich der Entscheidung der FIA im Rahmen der "Lügenaffäre" stellen. Für die Moral war der vierte Rang von Lewis Hamilton in der Wüste bei Sakhir vielleicht eine gute Sache.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug (Mercedes-Motorsportchef)

Norbert Haug geht nicht davon aus, dass nun alle Probleme fallen werden

"Wenn man gewinnen will, macht man bei Platz vier keinen Flickflack", blieb Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug nach dem Rennen bei Premiere auf dem Boden der Tatsachen. "Mercedes gehört weiter nach vorne. Wir müssen härter arbeiten. Es hat keiner geschlafen, aber wir haben uns einfach verschätzt, was die Konkurrenz mit dem Abtrieb macht. Wir müssen nachlegen, wir werden nachlegen."#w1#

Dabei war die Lage in dieser Saison schon weitaus schlechter. Doch in Bahrain hielt Hamilton Kontakt zur Spitze. "Nach dem ersten Stopp waren es zehn Sekunden, jetzt sind es noch 20 oder 22", erklärte er bei RTL. "Wir sind natürlich noch lange nicht da, wo wir hingehören. Nur wenn wir uns mit unseren alten Rivalen von bisher vergleichen, dann sind wir sicherlich ne ganze Ecke besser."

Rückschlag in Barcelona erwartet

Schon in zwei Wochen könnten - unabhängig vom kommenden Mittwoch - dunklere Wolken über dem Team hängen. "Ich erwarte uns in Barcelona nicht so stark, um das klar zu sagen", fuhr er fort. "Da wird es hart und schwierig werden. Es gibt viele schnelle Kurven, das ist nicht unsere Spezialität. Aber dann sollte es vorangehen." Dennoch: Auch die anderen Teams werden nachlegen. "Daher sehe ich auch eine Parallelverschiebung. Ich sehe uns nicht als viertstärkstes Team in Barcelona. Vielleicht kann ich mich aber auch täuschen."

Insgesamt zog Haug nach vier Rennen ein positives Fazit - zumindest bis auf Australen. "Das haben wir uns die sechs Punkte durch einen eigenen Fehler nehmen lassen", erklärte. Dieses "nehmen lassen" steht am Mittwoch wieder zur Debatte. Die Vorwehen jedenfalls fielen heftig aus. Selbst der Gesamtbetriebsrat forderte leise einen Formel-1-Rückzug. Haug aber hält dem einiges entgegen.

"Ich erwarte uns in Barcelona nicht so stark, um das klar zu sagen." Norbert Haug

"Wir haben in den vier Rennen 56 Prozent der Führungskilometer hinter uns gebracht. Das wird in der Welt im Schnitt von 600 Millionen gesehen. Wenn ich bezahlen müsste, um das zu kommunizieren, was auch an Positivem über Mercedes berichtet wird, dann ist das sicherlich eine sehr, sehr teure Werbekampagne. Diese hier ist preisgünstiger", rechtfertige er das Formel-1-Engagement.

Das Ziehen an einem Strang

Gleichzeitig bemühe man sich mit den anderen Teams in der FOTA darum, die Kosten der Formel 1 zu halbieren. "Ich habe vom Vorstand ganz klipp und klar den Auftrag, das zu machen, was wir machen", erklärte er. "Und solange ich den Auftrag habe, geben wir Gas und machen das. Heute waren drei Mercedes unter den besten Fünf, es ist der dritte Sieg von Jenson Button 'powered by Mercedes' - das darf man ja auch mal sagen. Wir haben eine Leasinggebühr und verdienen ansehnliches Geld dabei."

"Wir sind alle Autoverkäufer" Norbert Haug

"All diese Fakten kann ich gerne in Stuttgart präsentieren. Der Vorstand kennt die", fuhr er fort. "Ich habe allen Respekt vor den Betriebsratskollegen. Ich setze mich gerne mit ihnen zusammen." Das Ziel eine alle Parteien dann ohnehin: "Was wir hier machen, ist das Präsentieren eines Produktes. Wir sind alle Autoverkäufer und wir geben alles."