Hartley: "Das Fahren ist das beste Training"
Red-Bull-Junior Brendon Hartley im Interview über seine Testeindrücke aus Jerez und das Verhältnis zu Red-Bull-Kollege Daniel Ricciardo
(Motorsport-Total.com) - Gemeinsam mit Mirko Bortolotti durfte Brendon Hartley in dieser Woche für Toro Rosso ins Lenkrad greifen und einige Testrunden im spanischen Jerez abspulen. Für den neuseeländischen Rennfahrer eine willkommene Gelegenheit, seine Formel-1-Fähigkeiten wieder etwas aufzufrischen und seine Kenntnisse zu vertiefen. Nach den Probefahrten von Jerez richtet sich der Blick des Youngsters allerdings schon auf das Rennjahr 2010 und die Renault-World-Series (WSbR), wie Hartley im Teaminterview zu Protokoll gibt.

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Brendon Hartley hatte in Jerez seinen Spaß und ist zufrieden mit dem Test
Frage: "Brendon, wie hat es sich angefühlt, wieder einen Formel-1-Wagen zu pilotieren?"
Brendon Hartley: "Es war richtig toll, wieder ein Formel-1-Auto zu fahren. Man vergisst immer ein bisschen, wie schnell diese Fahrzeuge wirklich sind. Es sind die schnellsten Rennwagen der Welt, also ist es immer ein besonders Gefühl, so große Kräfte am Körper zu spüren und so schnell unterwegs zu sein. Eine großartige Erfahrung!"#w1#
Frage: "Am Dienstagmorgen bist du abseits der Piste gestrandet. Was ging da schief?"
Hartley: "Wir waren mit Aerodynamiktests beschäftigt und die Reifen hatten keine Temperatur. Das Team hat die harten Reifen aufgezogen, um sie in Gebrauch zu haben. Sie sagten mir, dass es rutschig sein würde, doch wir unterschätzten diese Sache etwas. Die Pneutemperaturen waren sehr niedrig. Es fühlte sich an, als würde ich auf Eis fahren."
"Daniel hatte genau das gleiche Problem und drehte sich in derselben Kurve. Ich war wohl zu etwa 20 Prozent auf dem Gas, dann drehte sich der Wagen. Es war etwas unglücklich, den Tag auf diese Weise zu beginnen. Großer Schaden ist dabei aber nicht entstanden, denn ich habe die Mauer ja nur leicht berührt. Wir haben aber einiges an Zeit verloren. Immerhin haben wir unsere Lektion gelernt."
Frage: "Konntet ihr euer Programm abschließen?"
Hartley: "Ja. Einen Run mussten wir auslassen, wenn ich mich nicht irre. In Bezug auf diesen Test und unsere Ziele, haben wir aber fast alles erreicht."
Frage: "Wie geht es deinem Nacken?"
Hartley: "Es ist sehr anstrengend, das möchte ich gar nicht leugnen. Es ist sehr schwierig, sich auf das Fahren in einem Formel-1-Auto vorzubereiten. Ich habe meinen Nacken gut trainiert, aber das Fahren selbst ist noch immer das beste Training."
Frage: "Bist du schon mit dem Renault-3.5-Rennwagen unterwegs gewesen?"
Hartley: "Ja, ich habe in diesem Jahr fünf Rennen damit bestritten. Am Nürburgring gelang mir die Pole-Position und ich hatte noch einige gute Ergebnisse."
Frage: "Kannst du dieses Auto mit einem Formel-1-Wagen vergleichen?"
Hartley: "Der Formel 1 ist natürlich um einiges schneller. Wenn man sich die Autos ansieht, erkennt man aber logischerweise viele Ähnlichkeiten. Die breite Öffentlichkeit würde die Unterschiede vielleicht nicht einmal wahrnehmen. Man lernt sehr viel über das Fahrzeug, wenn man es fährt. Es ist einfach ein anderes Niveau."
"Da sind die Kräfte, die auf den Körper einwirken, die Länge der Bremszonen, die hohe Geschwindigkeit, die deinen Kopf deutlich mehr beansprucht. Am wichtigsten ist aber, dass man mit deutlich mehr Leuten zusammenarbeitet. Es gibt viele Personen im Team und du musst genau wissen, wie du mit jedem einzelnen kommunizieren musst. Dann wären da noch die Schalter und Abläufe im Cockpit. Man muss schon eine ganze Menge beachten."
Frage: "In der abgelaufenen Saison hast du den Posten als Dritter Fahrer aufgegeben. War das die richtige Entscheidung?"
Hartley: "Ja. Es war enttäuschend, denn Jaime hat das Renncockpit erhalten. Ich denke aber nicht, dass ich wirklich bereit gewesen wäre. Ich hatte keine guten Ergebnisse. Wenn ich mit diesen Resultaten in die Formel 1 aufgestiegen wäre, dann wäre das vermutlich nur ein Kurzzeit-Engagement geworden."
"Ich möchte dorthin gelangen, wenn ich mich bewiesen habe. Ich habe also fest vor, im kommenden Jahr eine gute Saison mit Tech 1 in der Renault-World-Series (WSbR) hinzulegen. Ich denke, das Team hat das Potenzial, um Rennen zu gewinnen. Es ist also ein gutes Team. Wenn ich einen guten Job mache, dann werde ich noch einmal eine solche Gelegenheit erhalten."
Frage: "Daniel Ricciardo wird 2010 dein Teamkollege sein. Wie gut kennst du ihn?"
Hartley: "Ich kenne ihn sehr gut. Wir haben in Milton Keynes viel Zeit miteinander verbracht. Wir haben ständig zusammen trainiert, sind gemeinsam Fahrrad gefahren oder haben Tennis gespielt."
Frage: "Wie ist es um die Rivalität zwischen Australien und Neuseeland bestellt?"
Hartley: "Natürlich gibt es da immer eine gewisse Rivalität. Wir sind aber gute Freunde. Auf der Strecke sind wir aber letztendlich Gegner. Abseits des Kurses können wir natürlich trotzdem befreundet sein."
Frage: "Hältst du die World-Series für ein Sprungbrett in die Formel 1?"
Hartley: "Ganz sicher. Man hat Schaltwippen, der Wagen ist groß, die Reifen sind groß und das bringt dir allesamt eine Menge. In den Rennen gibt es Boxenstopps und alle diese Dinge machen den Unterschied aus, wenn du in die Formel 1 geworfen wirst. Dort musst du schließlich die gleichen Aufgaben erfüllen."

