Harlow: "Blicken nur nach vorn"
Force-India-Chefrenningenieur Dominic Harlow im Interview über Silverstone-Simulationen und anhaltende Punktplatzierungen
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Dominic, in Silverstone gibt es einige Veränderungen. Wie geht man als Team an so etwas heran?"
Dominic Harlow: "Wir haben schon vor Monaten die Daten bekommen und haben so also die normalen Simulationen abspulen können. Wichtig dabei ist, zunächst eine Ideallinie zu finden. Die Simulationen orientieren sich nun mal an den Linien, die wir als die schnellsten vorgeben."

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Dominic Harlow hat sich den fünften Gesamtplatz zum Ziel gesetzt
"Es ist nicht wie bei einem Fahrer, der seine Runden optimieren und mit der Ideallinie experimentieren kann. Aber man bekommt Erkenntnisse über das geforderte Abtriebsniveau und Abstimmungsdetails. Außerdem kann man den Benzinverbrauch ganz gut vorhersagen. Diese grundlegenden Sachen werden zunächst genauestens studiert."#w1#
Frage: "Danach kommt der Fahrer ins Spiel?"
Harlow: "Ja, es steht dann der Test des Fahrers im Simulator an. Dabei werden die Strecke und die wichtigsten Nebenobjekte dargestellt und der Pilot probiert es dann aus. Der Fahrer kann dann etwas mehr mit der Linie experimentieren, oder gewisse Dinge bezüglich Handling oder Setup anmerken, die ihm auf der Strecke auffallen."
Frage: "Was habt ihr über das neue Silverstone-Layout gelernt?"
Harlow: "Wir erwarten Rundenzeiten von etwa 1:30 Minuten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit wird ähnlich sein wie in den Vorjahren - vielleicht etwas schneller, aber nicht viel. Es wird also immer noch ein schneller Kurs sein, der zweitschnellste nach Monza, in etwa auf dem Niveau von Spa-Francorchamps."
"Man braucht recht viel Abtrieb, aber etwas weniger als zuvor. Wir starten dennoch mit unserem Basissetup von Silverstone 2009. Für die Bremsen ist die Strecke kein Problem. Die Geraden sind wirklich lang, man hat drei Teilstücke mit Speed von über 300 km/h. Im neuen Abschnitt gibt es Gefälle. Das ist neu."
Frage: "Gibt es neue Überholmöglichkeiten?"
Harlow: "Die Fahrer denken, dass man in der Brooklands-Kurve eventuell überholen können wird. Das Problem dort ist, dass der Kurveneingang recht offen ist, man sich also in die Kurve hineinbremst. Das macht es etwas schwieriger. Aber natürlich ist das ein Ort für potenzielle Fahrfehler. Man muss es mal abwarten, wie es im neuen Teil wird, denn davor sind schnelle Richtungswechsel."
Frage: "Bist du zuversichtlich, dass euer VJM03 dort gut funktionieren wird?"
Harlow: "Wir haben am vergangenen Freitag ein Meeting in der Fabrik gehabt und über das anstehende Rennen gesprochen. Wir haben uns vorgenommen, dass nicht nur Monza und Spa die Highlights des Jahres werden sollen."
"Wir wollen natürlich dort nach wie vor glänzen, aber wir waren auch zum Beispiel in Montréal gut dabei. Wir werden in Silverstone keine Schwächen haben. Es liegt also an den Wettbewerbern und der Frage, wer sein Auto am besten auf die Bedingungen trimmen kann. Außerdem ist wichtig, wer in schnellen Kurven gut zurecht kommt."
Frage: "Gibt es neue Teile am Auto?"
Harlow: "Wir haben ein kleines Updatepaket, ähnlich dem von Valencia. Es ist eine Optimierung, Kleinigkeiten am Frontflügel und am Unterboden, Dinge bezüglich der Effizienz. Das Auto wird immer weiterentwickelt."
¿pbvin|512|2893||0|1pb¿Frage: "Silverstone ist das Heimrennen. Motiviert das noch zusätzlich?"
Harlow: "Wir geben auf jeder Strecke immer alles. Man kann sich im Formel-1-Zirkus bei der vielen Reiserei schnell verzetteln. Manchmal weiß man gar nicht, auf welchem Erdteil man sich gerade befindet. Für die Jungs in der Fabrik ist es sicherlich ein besonderer Antrieb, weil sie alle zum Rennen kommen und zuschauen können. Wir nutzen unsere Fabrik etwas als Anbau der Box, außerdem stehen viele PR- und Medientermine auf dem Programm. Das nimmt in Silverstone wirklich deutlich zu."
Frage: "Silverstone markiert die Halbzeit der Saison. Wie fällt dein bisheriges Fazit aus?"
Harlow: "Wir haben in allen Rennen - außer einem - gepunktet. Das ist genauso gut wie alle anderen vor uns, besser als alle Teams hinter uns. Unter dem alten Punktesystem wären wir jetzt nur noch einen Zähler hinter der Gesamtpunktzahl 2009 zurück, dabei ist erst Halbzeit."
"Wir sind bei 18 Starts 15 mal ins Ziel gekommen. Da liegen wir auf dem Niveau von Renault. Wir haben den fünften Platz im Visier, da ist noch alles drin. Die Teams von hinten rücken vielleicht auch näher, aber uns Blick ist nach vorne gerichtet. Man denkt aber auch jetzt schon an 2011. Da kommt also ein zweites Element hinzu. Wir überlegen, wie wir im kommenden Jahr noch besser aussehen können."

