"HANS" ist noch nicht reif
Das HANS-System (Head and Neck Support System) ist ab der Saison 2003 Pflicht, doch die Piloten sind noch unzufrieden
(Motorsport-Total.com) - Eigentlich soll das HANS-System (Head and Neck Support System) Leben retten. Eine Art über den Oberkörper des Fahrers verlängerte Halskrause wird über Halteseile mit dem Helm des Fahrers verbunden und verhindert, dass der Kopf bei einem Frontaleinschlag nach vorne schlägt. Damit sollen Verletzungen am Kopf durch Aufschlagen auf dem Lenkrad oder Cockpitrand und Verletzungen im Nacken-Bereich durch Überstreckung der Muskulatur verhindert werden.

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Noch kommen nicht alle Fahrer mit dem HANS-System zurecht
Doch was bei Frontaleinschlägen gut funktioniert ist für viele Kritiker bei anderen Unfallsituation sehr gefährlich. BAR-Honda-Pilot Jacques Villeneuve jedenfalls ist froh, dass er HANS bei seinem Unfall in Suzuka nicht trug, als er Ausgangs der 'Spoon'-Kurve in die Reifenstapel rutschte und sich dabei um die eigene Achse drehte: "Mein Körper hätte sich bewegt, aber das HANS-System wäre dort geblieben, wo es ist. Es hätte auf meinen Nacken gedrückt. Es kann dir dein Rückrat brechen. Ich denke, dass es Situationen gibt, in denen man sich durch das HANS-System verletzen kann", so der Kanadier gegenüber 'Autosport'.
Sauber-Pilot Nick Heidfeld sieht das System nicht ganz so kritisch: "Was mögliche Gefahren betrifft, die HANS verursachen könnte, hat Jacques bei einem der Meetings von einem Fall aus den USA erzählt, bei dem es ohne HANS glimpflicher abgelaufen wäre", so der Mönchengladbacher in einem 'sport1'-Interview. "Es sprechen aber auch viele Argumente und Testergebnisse für das System. Wir haben bei den verschiedenen Meetings, die zum Thema abgehalten wurden, viel über die Vorteile von HANS erfahren."
Obwohl nicht alle Fahrer mit HANS zurechtkommen, wird es ab der kommenden Saison verbindlich vorgeschrieben sein. Fahrer mit einem verhältnismäßig kurzen Hals wie Jacques Villeneuve und Juan-Pablo Montoya empfinden das System als sehr unangenehm, weil es auf ihren Nacken drückt, wenn der Helm die Halskrause berührt. Andere Fahrer wie Michael Schumacher oder David Coulthard haben wegen ihres Körperbaus damit weniger Probleme.
Alle Fahrer irritiert das System jedoch ein wenig, da man den Kopf beim Einlenken weniger in die Kurve legen kann. "Ich kann einfach nicht mit HANS fahren", so Villeneuve nach einem obligatorischen Test mit dem System. "Ich kann das System nicht einmal um meinen Hals legen. Ich habe mit Nick Heidfeld gesprochen. Er hat gesagt, dass er sich nach zwei Runden nicht mehr konzentrieren kann, weil es so schmerzhaft ist."
Weil er mit dem System Probleme hatte, musste der Deutsche im Gegensatz zu seinem Ex-Teamkollegen Felipe Massa auf den geplanten Premiereneinsatz im Rennen von Monza verzichten: "Für mich wurde ein HANS sozusagen auf Maß angefertigt, und trotzdem war ich nicht hundertprozentig zufrieden. Ich verzichtete am Renntag in Monza auf das System, weil ich Samstagabend - nachdem ich zuvor mit HANS gefahren war - Kopfschmerzen hatte. Es ist allerdings nicht bewiesen, dass die tatsächlich durch HANS verursacht wurden. Außerdem hatte ich Druckstellen im Bereich der Schlüsselbeine."

