Hamiltons zweite Rookiesaison...

Silverstone ist angeblich eine Ferrari-Strecke, aber Mercedes-Sportchef Norbert Haug sieht durchaus auch Chancen für Lewis Hamilton

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton ist in den vergangenen beiden Rennen leer ausgegangen: Erst krachte er in Montréal ins Heck von Kimi Räikkönen, womit er sich eine Rückversetzung in der Startaufstellung einhandelte, die ihm auch dort den Arbeitstag massiv erschwerte. In der Fahrer-WM fiel er von drei Punkten Vorsprung auf Rang vier mit zehn Punkten Rückstand zurück.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton steht beim Heimrennen in Silverstone leicht unter Druck

"In den letzten beiden Rennen hat Lewis 15, 16 oder 18 Punkte liegenlassen", rechnete Mercedes-Sportchef Norbert Haug den Kollegen von 'auto motor und sport' vor, fügte aber an: "Im vergangenen Jahr hatte Räikkönen schon 26 Punkte Rückstand auf den WM-Führenden. Da war die Saisonhalbzeit bereits vorüber und er wurde dennoch Champion. Lewis ist sehr speziell - besonders auf den wirklich herausfordernden Strecken, und da zählt Silverstone dazu."#w1#

Mut schöpfen aus eigenem Versagen

"Dass er den Titel gewinnen konnte, beweist, wie unvorhersehbar dieser Sport sein kann." Lewis Hamilton

Auch Hamilton findet dieses Zahlenspielchen durchaus charmant: "Kimi hatte im Vorjahr zwei Rennen vor Schluss 17 Punkte Rückstand. Die Tatsache, dass er nicht nur zurückkommen, sondern auch den Titel gewinnen konnte, beweist, wie unvorhersehbar dieser Sport sein kann", relativierte der 23-Jährige in einem Interview mit 'formula1.com' seine Sorgen in Bezug auf den gegenwärtigen Gesamtstand in der Weltmeisterschaft.

"Das Titelrennen", fügte er an, "ist dieses Jahr noch enger als im Vorjahr. Es gibt auch keine Anzeichen dafür, dass es einfacher wird. Kein Fahrer liegt komfortabel voran. Ich hatte schon ein paar Nullrunden, aber das gilt auch für die zwei Ferrari-Fahrer. Ich liege nur zehn Punkte hinter Massa. Da ist die Mathematik simpel: Man kann den Rückstand in einem einzigen Rennen aufholen, wenn die Karten richtig fallen."

Ob das schon beim nächsten Rennen in Silverstone der Fall sein wird, ist allerdings fraglich, denn McLaren-Mercedes hat den britischen Grand Prix im neuen Jahrtausend erst zweimal (2001 und 2005) gewonnen, auch wenn Haug anfügt: "In den letzten zehn Jahren haben wir 47 Prozent der Rennrunden angeführt. Leider konnten wir nicht auch die Hälfte der Grands Prix bei den letzten zehn Auftritten gewinnen."

Ist Silverstone Ferrari-Land?

"In Silverstone gibt es viel mehr schnelle Kurven." Norbert Haug

Auch das Argument, dass Silverstone eine ähnliche Strecke wie Magny-Cours ist und damit Ferrari-Land sein müsste, lässt er nicht gelten: "Was den aerodynamischen Abtrieb betrifft, mag Silverstone mit Magny-Cours vergleichbar sein, aber die Reifen werden zum Beispiel ganz anders gefordert. In Silverstone gibt es viel mehr schnelle Kurven. Und eine starke Verzögerung auf eine Spitzkehre wie in Magny-Cours findet in Silverstone nicht statt", so der Deutsche.

Hamilton setzt die Hoffnungen für sein Heimrennen indes auf einige aerodynamische und mechanische Verbesserungen sowie auf neue Treib- und Schmierstoffe von Mobil 1: "Ferrari wird stark sein, aber nicht unschlagbar", kündigte der WM-Vierte selbstbewusst an. "Wir haben ein großartiges Paket. Wir haben hart an unserer Performance in schnellen Kurven gearbeitet und wir sind vor dem Rennen zuversichtlich."

Mehr Fehler als im Vorjahr

Lewis Hamilton

Bild mit Symbolcharakter: Lewis Hamilton ohne Nase beim Bahrain-Grand-Prix Zoom

Allerdings können all diese Parolen nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Vizeweltmeister in diesem Jahr fehleranfälliger ist als 2007, denn in der vergangenen Saison lieferte er bis auf einige wenige Ausnahme eine makellose Vorstellung ab. 2008 leistete er sich hingegen schon einige Patzer: Strafe wegen Blockade im Qualifying in Sepang, Fahrfehler in Manama, Mauerkuss in Monte Carlo, Boxencrash in Montréal und Durchfahrstrafe in Magny-Cours.

"Ich bin erst in meiner zweiten Saison in der Formel 1, aber ich bin bereits der längstdienende McLaren-Fahrer, denn ich habe ein Jahr mehr Erfahrung als Heikki (Kovalainen; Anm. d. Red.)", lieferte Hamilton eine Erklärung. "Dadurch setze ich mich noch mehr unter Druck, für das Team das Beste zu geben, obwohl ich mich noch mitten in einer steilen Lernkurve befinde. In vielerlei Hinsicht erlebe ich gerade meine zweite Rookiesaison."