Hamilton-Zwischenfall: Trümmerteil offenbar die Ursache

Pirelli hat ein Trümmerteil als wahrscheinlichste Ursache für den Zwischenfall am Auto von Lewis Hamilton aus dem dritten Freien Training ausgemacht

(Motorsport-Total.com) - Und plötzlich "humpelte" Lewis Hamilton nur noch um den Kurs: Im dritten Freien Training ereilte den Mercedes-Fahrer ein ungewöhnlicher Defekt. Mitten auf einer Geraden verabschiedete sich die Lauffläche seines linken Hinterreifens, sodass Hamilton nur noch in langsamer Fahrt an die Box zurückkehren konnte. Wie dieses Problem entstanden war, konnte zunächst nicht geklärt werden.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Der Hinterreifen von Lewis Hamilton nach Zusammentreffen mit einem Trümmerteil Zoom

Pirelli-Motorsport-Direktor Paul Hembery schließt aber ein fehlerhaftes Produkt oder einen Schaden am Reifen selbst aus. "Das Problem, das während des Freien Trainings an Lewis Hamiltons Mercedes auftrat, resultierte nicht aus einem Strukturfehler des Reifens, sondern muss durch ein Trümmerteil auf der Strecke verursacht worden sein", meint er. Hamilton müsse ein Metallstück aufgesammelt haben.

Dies macht Hembery an einem interessanten Fund fest: "Van der Garde folgte Hamilton auf der Strecke. Und sein Hinterreifen hatte einen zehn Zentimeter langen Schnitt. Das kann nur durch ein Metallteil entstanden sein", wird der Pirelli-Reifenchef von 'Autosport' zitiert. "Wir nehmen an: Ein Stück Metall lag auf der Strecke und hat sich in der Aufhängung, dem Rad und den Bremsen verfangen."

Pirelli auf Spurensuche

Und das habe dazu geführt, dass Hamiltons Hinterreifen seine Lauffläche eingebüßt habe. "Der Reifen selbst hat keine Luft verloren. Die Struktur war noch intakt. Das gilt auch für den Reifen von van der Garde", meint Hembery. Die Reifen hätten wohl überhitzt. Sehr viel mehr könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, werde aber weitere Untersuchungen anstellen: "Wir haben ein Labor vor Ort."


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Bahrain


Sorgen müsse man sich deshalb nicht. "So etwas kommt im Rennsport manchmal vor", sagt Hembery. Er habe seine Ingenieure nach dem Ende des Fahrbetriebs am Samstagabend um die Strecke geschickt, um auf Spurensuche zu gehen. "Unsere Jungs absolvieren ja ebenfalls stets einen Trackwalk", meint er. Doch all dies hilft Hamilton nicht mehr: Der Brite hat eine Strafe kassiert.

Nicht aufgrund des Zwischenfalls, wohl aber, weil sein Team als unmittelbare Folge dessen das Getriebe im Heck des W04 austauschen musste. "Regeln sind Regeln. Alles Andere spielt eigentlich keine Rolle. Wir haben eine Strafe bekommen und das muss ich akzeptieren. Damit muss ich leben", erklärt Hamilton. Sein Auto habe sich im Qualifying jedoch anders angefühlt als im Freien Training.

Brawn und Hamilton "genervt"

Er meint: "Am Freitag hatten wir ein paar Probleme mit dem Auto gehabt, doch am Samstagvormittag waren wir schon besser aufgestellt. Das Auto fühlte sich viel besser an. Im Qualifying fühlte es sich dann aber ähnlich an wie schon am Freitag. Was auch immer der Grund dafür war." Vielleicht der kuriose Zwischenfall? An Hamiltons Auto wurden schließlich mehrere Teile in Mitleidenschaft gezogen.

Teamchef Ross Brawn war deshalb "not amused", wie er rückblickend gesteht: "Es ist natürlich frustrierend, wenn du aufgrund eines externen Faktors eine Strafe bekommst. Das nervt. Zum Glück kommt dergleichen nicht sehr oft vor. Sollte es einmal in der entscheidenden Saisonphase auftreten, könnte es doppelt frustrierend sein." Bitter sei die Bestrafung Hamiltons aber in jedem Fall, meint er.

Muss sich der Automobil-Weltverband (FIA) der Sache annehmen? "In Zukunft müssen wir schauen, ob es sich um etwas handelt, das der Fahrer herbeigeführt hat. Dieses Mal war das nicht der Fall. Es gab auch keinen Getriebedefekt", sagt Brawn. Nur, weil Hamilton unglücklich über ein Trümmerteil gefahren sei, habe er letztendlich eine Strafe erhalten. "Das kann man sich mal genau anschauen."