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Hamilton: Zum Glück auf den richtigen Reifen
Lewis Hamilton hofft auf ein bisschen Magie und drehenden Wind, um in Suzuka ein McLaren-Wunder wahr zu machen - Jenson Button will noch gewinnen
(Motorsport-Total.com) - Für Lewis Hamilton lief im heutigen Qualifying vieles schief - ohne die gelben Flaggen in der Schlussphase wäre er sicher weiter vorne gelandet als auf dem neunten Platz. Aber immerhin: "Er ist trotzdem eine persönliche Bestzeit gefahren", erklärt McLaren-Technikchef Paddy Lowe. "Das war wichtig, denn so können wir diesen Reifensatz verwenden und müssen nicht den doppelt verwendeten ersten Satz nehmen. Dafür muss er dankbar sein."

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Lewis Hamilton hatte Pech mit den Flaggen, aber Glück mit den Reifen Zoom
Hintergrund: Alle Fahrer des Top-10-Qualifyings müssen mit jenem Reifensatz ins Rennen starten, mit dem sie in Q3 ihre schnellste Rundenzeit erzielt haben. Hamilton absolvierte in Q3 zwei Runs: zuerst auf dem gebrauchten Soft-Satz, mit dem er in Q2 Achter geworden war, dann noch auf einem komplett frischen Satz. Zwar musste er mit dem frischeren Satz in Sektor zwei vom Gas gehen, insgesamt reichte die Zeit aber trotzdem für eine Verbesserung.
Hamilton fuhr in Q2 1:32.121 Minuten, war also um 0,620 Sekunden langsamer als Polesetter Sebastian Vettel. In Q3 fehlten ihm 1,488 Sekunden auf den Deutschen. Hätte er den Zeitabstand aus Q2 "mitgenommen", wäre er hinter Teamkollege Jenson Button, aber vor Kamui Kobayashi Vierter geworden - eine Einschätzung, die man bei McLaren teilt: "Ich schätze, dass er Jenson nicht erwischt hätte", glaubt Lowe.
Button heute schneller als Hamilton
Auch Hamilton selbst reagierte zunächst gelassen darauf, dass er mit den gelben Flaggen Pech hatte. Trotzdem ist die Frage legitim: Was wäre unter normalen Umständen möglich gewesen? "Ungefähr Vierter oder Fünfter. Ich war nicht schneller als Jenson", gibt er zu. "Ich war um drei oder vier Zehntel vor meiner vorherigen Runde und hätte noch ein bisschen Zeit finden können. Aber es wäre trotzdem kein spektakuläres Ergebnis geworden. Besser als Neunter? Sicher."

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Dritter des Qualifyings, Achter in der Startaufstellung: Jenson Button Zoom
Das ist insofern verwunderlich, als Hamilton teamintern eigentlich als besserer Qualifyer gilt, im Qualifying-Stallduell auch nach Suzuka noch mit 12:3 in Führung liegt. Zurückzuführen ist das auf unterschiedliche Setups: Während Button nach dem missglückten Low-Downforce-Experiment am Freitagnachmittag wieder auf den richtigen Weg fand, baute Hamilton nach dem dritten Freien Training um - und hatte plötzlich starkes Untersteuern.
"Nach meiner ersten Runde war mir sofort klar, dass das nicht passt, aber sobald du ins Qualifying gehst, musst du mit dem Setup leben", seufzt der 27-Jährige. Aber 'ORF'-Experte Alexander Wurz macht ihm Mut: "Für das Rennen spielt ihm das sicherlich in die Karten, denn morgen wird der Reifenverschleiß auf der Hinterachse sehr hoch sein. Mit einem untersteuernden Auto bist du aber sanfter und gutmütiger auf den Hinterreifen. Vielleicht hilft ihm das bei der Strategie."
Hamilton hofft auf gute Longrun-Pace
Hamilton selbst weiß, dass er auf "etwas Magisches" hoffen muss, um Suzuka 2013 noch zu gewinnen, doch grundsätzlich glaubt er sehr wohl, unter den richtigen Umständen noch nach vorne fahren zu können: "Ich hatte gestern einen Longrun mit diesem Setup - und der war gar nicht so schlecht. Ich hoffe, dass es mit meinen Flügeleinstellungen ein bisschen besser funktioniert als heute, falls sich die Windrichtung morgen ändert."
Lowe geht nicht automatisch davon aus, dass McLaren Red Bull im Renntrimm überlegen sein wird: "Es hängt von den Bedingungen ab", bestätigt er Hamiltons Windrichtung-Theorie und ergänzt: "Ich glaube nicht, dass wir uns darauf verlassen können, dass unsere Ausdauer besser ist als ihre." Und Button, der sich sehr wohl noch Siegchancen ausrechnet, meint: "Ihre Longruns sahen gestern nicht so berauschend aus."
Whitmarsh: Platz zwei war das Maximum
"Wir hatten heute ein Auto, das schnell genug war, um Zweiter zu werden", analysiert Teamchef Martin Whitmarsh und gesteht gleichzeitig ein: "Heute war nicht unser bester Tag, aber wir haben zwei starke Rennfahrer und sind ein starkes Team. Morgen haben wir ein langes Rennen. Wir werden sehen, was wir ausrichten können." Eines sei jedenfalls klar: "Niemand bei uns hat dieses Wochenende schon abgeschrieben!"

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Paddy Lowe geht nicht davon aus, dass Red Bull morgen schwächeln wird Zoom
Button sieht aber ein, dass er keine Chance auf die Pole-Position hatte: "Das Auto fühlte sich heute gut an, die Balance im Qualifying war gut. Ich glaube nicht, dass wir viel schneller hätten sein können. Sie scheinen einfach mehr Grip zu haben. Seb hat eine sehr gute Runde zustande bekommen, aber sie stehen ja beide in der ersten Reihe, also muss ihr Auto auf eine Runde gut funktionieren. Das war dieses Jahr nicht immer so, wohingegen unser Tempo auf eine Runde sehr stark war."
Fest steht: Wegen der unterschiedlichen Setups sollte McLaren bei verschiedenen Bedingungen zumindest ein heißes Eisen im Feuer haben. Lowe erklärt: "Es gibt ein paar Unterschiede - vielleicht ein bisschen ausgeprägter als sonst. Es war ein schwieriges Wochenende auf einer schwierigen Strecke, mit Änderungen der Windrichtung. Das wirkt sich auf die Balance aus. Und man muss es ja auch mit beiden Reifentypen hinbekommen. Das war ziemlich schwierig."

