Hamilton unter Druck: Erst Kovalainen, dann Rosberg
Frank Williams und Gary Anderson zweifeln an der Vormachtstellung von Lewis Hamilton: "Er hätte auch nur zwei oder drei Punkte mehr geholt"
(Motorsport-Total.com) - McLaren-Mercedes steckt kurz vor dem Saisonstart scheinbar in Problemen. Der neue MP4-24 hat bislang nicht das gehalten, was sich das Team um Weltmeister Lewis Hamilton davon versprochen hatte. In Woking schrillten die Alarmglocken, man musste eingestehen, dass man in den ersten Rennen wohl nicht mithalten könne. Sofort tauchten Fragen auf, wie der amtierende Champion wohl mit einem Mittelklassewagen zurecht kommen werde.

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Auf Lewis Hamilton könnten 2009 ungemütlichere Zeiten zukommen
Auch im Fahrerlager wird bereits diskutiert. Es tauchen Zweifel daran auf, dass Hamilton das Mega-Talent schlechthin ist. Frank Williams ist beispielsweise davon überzeugt, dass sein Schützling Nico Rosberg auf dem gleichen Niveau fahren kann. "Nico ist gut", so der Brite. "Wenn man Lewis Hamilton, den ich sehr verehre, in unser Auto gesetzt hätte, dann wären wahrscheinlich auch nur zwei oder drei Punkte mehr dabei herausgekommen."#w1#
Rosberg und Kovalainen auf Hamilton-Niveau?
Rosberg kämpft seit Jahren mit einem nur mittelmäßig konkurrenzfähigen Williams um Punkte und Podestplätze. Sollte sich der neue FW31 nicht als Rakete erweisen, könnte der Deutsche abwandern. Mögliches Ziel: McLaren-Mercedes, wo man sich durchaus einen deutschen Piloten vorstellen könnte und im vergangenen Jahr bereits entsprechende Gespräche aufnahm. "Mercedes möchte einen Deutschen und Nicos Vertrag läuft Ende des Jahres aus", beschrieb Williams.
"Wir werden uns früher oder später mit ihm an einen Tisch setzen. Am liebsten würden wir ihn halten", erklärte der erfahrene Teamchef weiter. Bei den Silbernen könnte Rosberg möglicherweise die Nachfolge des bisher oft glücklosen Heikki Kovalainen antreten und somit Teamkollege des amtierenden Champions werden. Doch ganz so eindeutig scheint die Rollenverteilung bei McLaren-Mercedes möglicherweise nicht zu sein.
"Ich schätze Kovalainen sehr hoch ein", sagte Ex-Formel-1-Designer Gary Anderson auf 'crash.net'. Der Finne habe Fähigkeiten, die 2008 aus verschiedensten Gründen nicht oft zu sehen waren. "Sowohl das Auto als auch die Umstände haben ihm im vergangenen Jahr nicht in die Karten gespielt. Es kam immer zur falschen Zeit. Da war zum Beispiel dieser Abflug in Barcelona. So etwas wirft einen natürlich erst einmal zurück." Kovalainen war im Rennen in Spanien heftig in die Reifenstapel geflogen, nachdem eine Felge gebrochen war.
"Ich bin sicher, dass er Hamilton gewaltig unter Druck setzen kann", so die Einschätzung von Anderson. Der Nordire weiter: "Deren Problem ist in diesem Jahr aber eher das Auto an sich. Kann es schnell genug in die Richtung von Kovalainen entwickelt werden? Die Frage ist, ob sie auf Heikki hören werden, oder nur die Richtung von Lewis einschlagen werden. Jeder Fahrer hat unterschiedliche Bedürfnisse. Wenn du ein Problem am Auto hast, dann musst du den Fahrern in gewisser Weise entgegenkommen."
McLaren und Ferrari: Beide Topteams in Problemen?
"Das birgt etwas Zündstoff in sich", sagte der Ex-Jordan-Designer. Man könne davon ausgehen, dass sich das Team zunächst an Hamilton orientiere. Falls aber keine Fortschritte folgen, werde man möglicherweise mehr auf die Anmerkungen des Finnen reagieren. "Aus fahrerischer Sicht sind Hamilton und Kovalainen absolut auf dem gleichen Niveau", überraschte Anderson. "Beide können Rennen gewinnen, wenn der passende Tag gekommen ist."
Auf solche Tage müssen die beiden McLaren-Mercedes-Piloten doch offenbar noch etwas warten. Mit einem gewaltigen Entwicklungsaufwand muss sich das Team an die Spitze zurückkämpfen. "Letztlich entscheidet das Grundkonzept über den Speed eines Autos und die weiteren Entwicklungsmöglichkeiten", so Anderson. "Wenn du nicht das richtige Konzept hast und dein Wagen langsam ist, dann kann die Kiste so zuverlässig sein wie sie will: Du wirst es nicht schaffen. Das habe ich in meinen Jahren oft geniug erlebt."
¿pbvin|512|1364||0pb¿"McLaren scheint wirklich Probleme zu haben. In den ersten Tests haben sie einen alten Heckflügel verwendet. Das deutet ganz klar darauf hin, dass sie ein instabiles Heck haben. Da müssen sie sich ganz schön reinhängen, wenn sie das schnell aussortieren wollen", erklärte der erfahrene Techniker. "Die Richtung, die sie bei den Tests sichtbar eingeschlagen haben, ist nicht die Richtung, die ich gewählt hätte. Ich sage nicht, dass ich richtig liege und sie falsch. Ich sage nur, dass ich es anders gemacht hätte."
Auch bei Ferrari erkannte Anderson Probleme. "Die scheinen Sorgen mit der Zuverlässigkeit zu haben. Ansonsten macht das Auto einen ganz guten Eindruck." Ob das BMW Sauber F1 Team in die Bresche springen könne, wenn die beiden Topteams des Vorjahres straucheln? Auch da ist der Nordire skeptisch: "BMW hat am meisten mit KERS und am meisten mit dem 2009er-Auto getestet. Sie sollten viel gelernt haben. Aber ihr Wagen erscheint mir nicht besonders schnell zu sein. Da sind andere flotter."

