• 06.10.2011 10:36

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Hamilton unter Beschuss: "Zeit, dass er etwas lernt"

Diskutieren die Fahrer in Suzuka über die vielen Zwischenfälle um Lewis Hamilton oder nicht? Felipe Massa hat jedenfalls keinen Gesprächsbedarf mehr

(Motorsport-Total.com) - Die Kollision zwischen Lewis Hamilton (McLaren) und Felipe Massa (Ferrari) warf im Anschluss an den Großen Preis von Singapur noch sehr hohe Wellen, denn immer wieder wurde der Streit von Neuem angeheizt. Erst kam es im Parc Fermé zu einer Auseinandersetzung zwischen den beiden, dann kursierte ein Ferrari-Funkspruch und schließlich sollte Hamilton an den Pranger gestellt werden.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Zu hart oder nicht? Lewis Hamilton steht nach wie vor sehr massiv in der Kritik...

Dass die Fahrerkollegen den britischen McLaren-Piloten und dessen Fahrweise zum Thema eines ihrer Meetings machen, ist laut dem derzeitigen Vorsitzenden der Fahrergewerkschaft (GPDA), Rubens Barrichello, aber sehr weit hergeholt. "Ich denke nicht, dass das passiert", sagt der Routinier vor dem Großen Preis von Japan und merkt an: "Das hat sich bestimmt jemand zusammengereimt."

"In den Briefings sprechen wir über alles Mögliche und in der GPDA vertiefen wir das dann. Zum Beispiel wurde viel darüber gesagt, dass Schumacher in Monza unfair mit Lewis umgegangen ist, aber in den Briefings hat dann niemand etwas gesagt. Es wird zu viel geredet und zu wenig unternommen. Daher glaube ich nicht, dass im Hinblick auf das, was passiert ist, irgendetwas unternommen wird."

Hamilton fährt oft an prominenter Stelle

Das vermeintlich jüngste Opfer der Hamilton'schen Fahrweise, Massa, hat eh keinen Klärungsbedarf mehr, wie er in Suzuka erläutert. "Ich habe nichts dazu zu sagen, denn er bezahlt für das, was er tut. Wenn du einen Unfall verursachst oder nicht richtig fährst, dann bekommst du eine Durchfahrtsstrafe. Er erhielt eine eben solche Sanktion. Um ehrlich zu sein: Es ist an der Zeit, dass er etwas lernt."

Barrichello hält Äußerungen dieser Art für überzogen und meint: "Lewis war wahrscheinlich am häufigsten bei den Kommissaren, aber er hat wahrscheinlich auch mehr als alle anderen überholt. Ich sage nicht, dass alles okay war, was er gemacht hat, aber es wäre unfair, mit dem Finger auf ihn zu zeigen." In der Formel 1 komme es viel öfter zu solchen Szenen als es die Kameras zeigen würden.

"Lewis war wahrscheinlich am häufigsten bei den Kommissaren." Rubens Barrichello

Sähe man im Fernsehen viel häufiger "die Kämpfe um Platz 13, 14, wären viele erstaunt, wie es da hinten zugeht", sagt Barrichello. "Es kann sein, dass ein Fahrer zu Charlie geht und sagt: 'Charlie, ich wollte den überholen, aber er hat zugemacht und mir dabei den Frontflügel zerstört!' Und Charlie antwortet: 'Schade für dich, aber wir haben es nicht gesehen.'" Dies sei nichts Ungewöhnliches.¿pbvin|512|4151||0|1pb¿

Massa erwartet eine Entschuldigung

"Fahrer wie Lewis, die das Rennen gewinnen können, sind hingegen ständig im Fernsehen", betont Barrichello. Das war Hamilton auch, als er nach dem Rennen in Singapur erste Statements zu seiner Leistung abgab und Massa ihn auf direkte Art und Weise konfrontierte. "Ich versuchte, mit ihm zu sprechen, doch er wollte nicht mit mir reden. Deshalb war ich enttäuscht", erklärt der Brasilianer.

"Wäre ich an seiner Stelle, würde ich mich nämlich entschuldigen. Als ich ihn sah, tat ich, was ich tat, weil ich eine andere Reaktion von ihm erwartet hatte. Ich werde jetzt nicht mehr zu ihm hingehen, um mit ihm zu reden. Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen. Wenn er mich aufsuchen und reden will, ist das okay", meint Massa. Den Funkspruch seines Renningenieurs will er nicht überbewerten.

"Wäre ich an seiner Stelle, würde ich mich entschuldigen." Felipe Massa

Rob Smedley hatte Massa in Singapur angewiesen, das Rennen Hamiltons - also dessen Strategie - zu "zerstören". Massa winkt ab: "Wenn der Funkverkehr ständig zugänglich wäre, würde man viele seltsame Dinge hören. Rob sagte das, um mich anzutreiben, und nicht, um das Rennen eines anderen kaputtzumachen. Das würde ich auch nicht tun, selbst wenn man mich darum bittet."