Hamilton: Timing für Motorenstrafe richtet sich nach Update

Spa oder Monza? Bei Mercedes' geplantem Motorentrick kommt es auf das richtige Timing an - Toto Wolff: "Wechsel mit nächstem Upgrade verbinden"

(Motorsport-Total.com) - Wenn Lewis Hamilton in der Formel-1-Saison 2016 noch irgendjemand oder irgendetwas stoppen kann, dann nur erst selbst oder die Technik. Nach sechs Siegen in den letzten sieben Rennen wird der dreifache Weltmeister mit reichlich Rückenwind aus der Sommerpause in die zweite Saisonhälfte gehen. Einzig mögliche Strafen für zu häufige Motorwechsel und zu viele Verwarnungen sitzen dem Briten im Nacken. Doch für das Antriebsproblem hat sich Mercedes bereits einen Kniff überlegt.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton lässt sich von möglichen Gridstrafen nicht aus der Ruhe bringen Zoom

Da das erlaubte Kontingent an Turboladern und MGU-H (je fünf) bereits jetzt aufgebraucht ist, will der Formel-1-Primus voraussichtlich beim Rennwochenende in Belgien zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und Hamilton gleich zwei Antriebseinheiten mit entsprechend neuen Bauteilen zur Verfügung stellen. Der 31-Jährige würde in dem Falle zwar ans Ende der Startaufstellung zurückversetzt werden, seine Strafe so aber auf einmal verbüßen statt über mehrere Grands Prix verteilt.

Denn laut Formel-1-Reglement wird beim erstmaligen Einbau einer sechsten Komponente eine Strafversetzung um zehn Plätze fällig. Jede weitere sechste Komponente kostet fünf Plätze. Bei Nummer sieben beginnt das Spiel von vorn. Weil aber seit 2015 Startplatzstrafen nicht mehr ins nächste Rennen mitgenommen werden, müsste Hamilton beim Einsatz mehrerer neuer Komponenten an einem Wochenende nur einmal in den sauren Apfel beißen und hätte für den Rest der Saison der Ruhe.

Mercedes will Hamiltons Strafe so minimal wie möglich halten

Mercedes hat dafür die Strecke in Spa-Francorchamps auserkoren, weil das Überholen auf kaum einem anderen Kurs im Formel-1-Kalender so einfach ist wie hier. Teamchef Toto Wolff räumt jedoch ein, dass noch ein anderer Grand Prix in Frage kommt: "Vielleicht eignet sich auch Monza, um einen neuen Motor einzuführen. Es geht vor allem darum, die Folgen der Strafe zu minimieren. Und das geht nur auf einer Strecke, wo das Überholen ein wenig einfacher ist als auf anderen."

Bei der Wahl des richtigen Zeitpunkts spielt auch das nächste Motor-Upgrade von Mercedes eine Rolle. Denn weil Hamiltons neue Antriebseinheiten vor dem ersten Einsatz homologiert werden müssen, würde er nicht in den Genuss der neuen Ausbaustufe kommen, sollte diese danach eingeführt werden. Es macht also Sinn, beides zu verbinden: "Es bringt nichts, den Motor nicht wechseln, wenn es im nächsten Rennen ein Upgrade gibt. Damit würden wir Nico bevorteilen", beleuchtet Wolff das Problem.

Denn dann würde nur Nico Rosberg die neue Motorversion bekommen. Der Deutsche ist mit drei benutzten Antriebseinheiten noch im grünen Bereich. Je nachdem, ob Mercedes das Motor-Upgrade bis zum Großen Preis von Belgien fertig stellt oder nicht, wird wohl auch die Entscheidung ausfallen, ob Hamilton dort zwei neue Antriebseinheiten verwendet oder man bis Monza wartet. So oder so hoffen er und sein Team darauf, dass die Komponenten für den Rest der Saison durchhalten.

Lewis Hamilton fürchtet sich nicht vor dritter Verwarnung

"Wir versuchen natürlich, das Ganze hinauszuzögern, um die Saison dann auch mit der letzten Antriebseinheit beenden zu können", sagt Wolff. Andernfalls müsste nachgerüstet und mit weiteren Gridstrafen gerechnet werden. Diese drohen Hamilton zudem wegen zu vieler Verwarnungen in seiner Fahrerakte. Zwei sind es momentan an der Zahl: In Bahrain fuhr er im Parc Ferme rückwärts, in Russland ordnete er sich laut den Stewards nach einem Verbremser nicht wieder ordnungsgemäß auf der Strecke ein.

Nichtigkeiten, die sich rächen könnten. Zumal die Rennleitung in puncto Track-Limits zuletzt immer öfter hart durchgriff. Doch Hamilton gibt sich gelassen: "Das ist mir schon bewusst, auch wenn ich nicht permanent darüber nachdenke", kommentiert er das Damoklesschwert der drohenden dritten Verwarnung, bei der er zehn Startplätze zurück müsste. "Wir versuchen, sensibel damit umzugehen und keine Fehler zu machen, um nicht noch eine Strafe zu riskieren - auch wenn manche keinen Sinn machen."


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