• 23.02.2012 09:31

  • von Dieter Rencken & Lennart Schmid

Hamilton: Neue Reifen kompensieren Abtrieb-Verlust

Laut Lewis Hamilton machen die neuen Pirelli-Reifen das Verbot des angeblasenen Diffusors wieder wett - Mehr Abtrieb als vor einem Jahr

(Motorsport-Total.com) - Es ist ein Wettrennen, das zumeist im Verborgenen ausgetragen wird: der Kampf der Regelhüter gegen den Einfallsreichtum der Formel-1-Konstrukteure. Immer wieder muss die Sportbehörde per Regeländerung eingreifen, um die Rennwagen, die von den Teams praktisch das ganze Jahr rund um die Uhr weiterentwickelt werden, wieder ein wenig langsamer zu machen. In diesem Jahr wurde deshalb der so genannte angeblasene Diffusor verboten, durch den zusätzlicher Abtrieb an der Hinterachse erzeugt wurde.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton freut sich über die neuen Reifen: Mehr Abtrieb als vor einem Jahr

Doch ein Gutteil des Abtriebs, der den Teams durch die Regeländerung an der Hinterachse ihrer Autos flöten gegangen ist, ist an anderer Stelle bereits wieder aufgetaucht - Dank der neuen Pirelli-Reifen. "Dadurch, dass die Reifen etwas mehr Grip bieten, fühlt es sich gar nicht so anders an als mit dem angeblasenen Diffusor", erklärt McLaren-Pilot Lewis Hamilton.

"Wir haben bereits jetzt wahrscheinlich mehr Abtrieb als zu Beginn des vergangenen Jahres - was auch nicht allzu schwer war", scherzt der ehemalige Weltmeister, der von seinen Ingenieuren noch einiges erwartet. "Es ist nichtsdestotrotz eine gute Ausgangslage. Ich bin mir sicher, dass wir im Laufe des Jahres all den Abtrieb zurückbekommen werden, den wir durch das Verbot des angeblasenen Diffusors verloren haben."

Die neue Charakteristik der Reifen habe zudem zu einer Veränderung der Balance des Autos geführt. "Wir haben etwas mehr Abtrieb an der Vorderachse in diesem Jahr", erklärt Hamilton. "Ich habe nicht das Gefühl, dass sich die Hinterreifen in Bezug auf die Haftung besonders verbessert hätten. Aber die Vorderreifen haben es. Dann braucht man im Vergleich zum vergangenen Jahr vielleicht etwas weniger Frontflügel."

Dem 27-Jährigen, der im vergangenen Jahr mit der Umstellung von Bridgestone auf Pirelli nicht so gut zurechtkam wie Teamkollege Jenson Button, ist die Freude über die Weiterentwicklung der Reifen anzumerken. "Im vergangenen Jahr war es so, dass die Hinterreifen ganz stark nachgelassen haben. Das ist in Stufen verlaufen. Bei der letzten Stufe waren sie tot, da waren sie schrecklich." Dann sei ein Boxenstopp unvermeidlich gewesen, erinnert er sich.


Fotos: Lewis Hamilton, Testfahrten in Barcelona


"Die neuen Reifen sind diesbezüglich etwas anders", hat Hamilton herausgefunden. Bei den Testfahrten in Barcelona sei der neue McLaren MP4-27 nicht mehr ausschließlich am Heck gerutscht, sondern auch an der Vorderachse. Was zunächst nach einem Rückschritt klingt, könnte sich als Fortschritt entpuppen. "Ich weiß nicht, ob es daran gelegen hat, dass es noch etwas kalt war oder wir die Reifen nicht auf die richtige Art wechseln. Das werden wir herausfinden, sobald wir das eingehender analysiert haben."

Doch bereits jetzt, zur Halbzeit des diesjährigen Testwinters, stehe fest, dass die 2012er-Reifen im Vergleich zur Vorjahres-Generation eine Verbesserung darstellen - ganz so, wie es Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery angekündigt hatte. Hamilton bestätigt: "Die Reifen sind etwas anders und sie halten vielleicht ein bisschen länger."