Hamilton lässt Kritik von sich abprallen

Wegen seiner aggressiven Fahrweise musste Lewis Hamilton zuletzt viel Kritik einstecken, doch der WM-Leader nimmt das recht gelassen hin

(Motorsport-Total.com) - Es ist eine alte Fahrerlagerweisheit der Formel 1, die sich wieder einmal zu bestätigen scheint: Gewinnst du einmal, freuen sich alle mit dir, aber gewinnst du ein zweites Mal, sind alle neidisch. Genauso verhält es sich bei Lewis Hamilton: Im Vorjahr war er noch Everybody's Darling - ausgenommen vielleicht Fernando Alonso -, doch anno 2008 wird er als Superstar der Szene zumindest bei vielen seiner Kollegen immer unbeliebter.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen

Lewis Hamilton beim Grand Prix von Japan: Wie hart ist zu hart?

Zuletzt musste er sich vor allem wegen seiner aggressiven Fahrweise einiges an Kritik anhören - man denke nur an das kompromisslose Überholmanöver gegen Kimi Räikkönen in Spa-Francorchamps, für das er nachträglich bestraft wurde, an das Abdrängen von Timo Glock in Monza, der daraufhin in der ersten Emotion Rache schwor, oder zuletzt an den Verbremser in der ersten Kurve in Fuji, mit dem er beide Ferrari-Piloten und seinen eigenen Teamkollegen Heikki Kovalainen von der Ideallinie abbrachte.#w1#

Die Gangart wird rauer

"Die ganze Kritik verletzt mich nicht." Lewis Hamilton

Dann war da auch noch die Kollision mit Felipe Massa in der zweiten Runde, für die er zugegebenermaßen nichts konnte, doch unabhängig davon steht fest: Die Gangart wird rauer in der Formel 1! Und dass gerade Hamilton immer wieder in diverse Zwischenfälle verwickelt wird - ob nun schuldig oder nicht, das wollen wir nicht beurteilen -, ließ Konkurrenten wie Glock oder auch Robert Kubica zuletzt öffentlich Kritik üben.

Doch Hamilton lässt das von sich abprallen: "Die ganze Kritik verletzt mich nicht", erklärte er in einem Interview mit der 'Bild'-Zeitung. "Die Fahrer da draußen sind superharte Gegner - und wenn du wie ich die WM anführst, dann versuchen deine Rivalen natürlich, auch außerhalb der Strecke den größtmöglichen Druck aufzubauen." Seine Kompromisslosigkeit könne man dadurch erklären, dass er "ein leidenschaftlicher Rennfahrer" sei. Doch aus dem silbernen Lager hört man immer öfter einen Satz, den früher der große Michael Schumacher gesagt hat: Die Formel 1 ist eben kein Kaffeekränzchen...

Webber so hart wie einst Senna

"In Japan habe ich einige harte Manöver von anderen Fahrern gesehen." Lewis Hamilton

Außerdem: "Beim Rennen in Japan habe ich übrigens noch einige bemerkenswert harte Manöver von anderen Fahrern gesehen", betonte Hamilton. Damit bezog er sich vermutlich auf Mark Webbers Widerstand gegen einen Überholversuch von Massa, bei dem der Australier den Ferrari-Piloten im Bereich bei Start und Ziel in Richtung Boxenmauer drückte. Da wurden Erinnerungen an Ayrton Senna und Alain Prost in Estoril 1988 wach. Für die Rennkommissare war Webbers Aktion jedoch nicht straffällig.

Dass es derzeit eine leichte Anti-Hamilton-Stimmung unter den Formel-1-Fahrern zu geben scheint, geht dem 23-Jährigen anscheinend nicht besonders nahe: "Ich habe gute Freunde unter den Fahrern und ich respektiere die Kollegen. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass sie mich respektieren", gab er im 'Bild'-Interview zu Protokoll. Aber: "Klar wird mich nicht jeder öffentlich unterstützen. Warum sollte jemand einen Gegner einfach so loben?"