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Hamilton ist WM-Stand egal: "Daran darfst du nicht denken"

Lewis Hamilton erklärt, warum ihm der aktuelle WM-Stand egal ist, warum er und Nico Rosberg nie Freunde waren und warum er auch im Auto gerne tagträumt

(Motorsport-Total.com) - Das Blatt in der WM hat sich seit dem Großen Preis von Singapur gedreht: Bis zum Nacht-Grand-Prix im Stadtstaat konnte Nico Rosberg die Führung vor Teamkollege Lewis Hamilton behaupten, doch nach seinen technischen Problemen im Rennen musste der Wiesbadener den Weltmeister von 2008 vorbeiziehen lassen. In Japan vergrößerte Hamilton seinen Vorsprung mit dem dritten Sieg in Folge auf zehn Punkte.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton konnte seinen WM-Vorsprung in Japan ausbauen Zoom

Statt Jäger ist der Brite von nun an der Gejagte. Vier Rennen lang muss Hamilton seinen Vorsprung noch halten, bevor er sich ein zweites Mal mit dem Titel krönen könnte. Doch wer gedacht hat, dass Hamilton mit der Führung im Rücken besser leben kann, der sieht sich getäuscht: "Das könnte man vielleicht annehmen, ist aber nicht so", erklärt der Mercedes-Pilot gegenüber 'RTL' und meint, dass er den aktuellen Punktestand sowieso nicht im Kopf habe.

"Daran darfst du sowieso nicht denken. Natürlich willst du immer ganz vorne sein, aber du kannst die Dinge nun mal nicht beeinflussen", sagt der Brite und führt als Beispiel das technische Aus von Teamkollege Rosberg in Singapur an, der zuvor mit 22 Punkten vermeintlich komfortabel in Führung lag. Auch Hamilton selbst kennt sich mit solchen Situationen bestens aus. Zwei Jahre zuvor verlor er das Rennen an gleicher Stelle in Führung liegend, und auch 2014 hat ihm die Technik bereits diverse Streiche gespielt.

"Werden nie beste Freunde sein"

Für die restlichen vier Saisonrennen wünscht sich der 29-Jährige allerdings nicht, dass die Technik am Ende über den Weltmeister entscheidet: "Nun hoffen wir, dass wir das in den kommenden Rennen sauber austragen", sagt er und ist schon gespannt: "Ich bin echt aufgeregt, und ich hoffe die Fans ebenso." Die besseren Karten hält Hamilton auf jeden Fall in der Hand. Während er die vergangenen drei Läufe gewinnen konnte, wartet Teamkollege Rosberg seit seinem Heimspiel in Hockenheim auf einen Erfolg.

Das letzte Rennen, das Hamilton nicht für sich entscheiden konnte, war der Grand Prix von Spa, wo es zu der folgenschweren teaminternen Kollision kam. Doch anscheinend hat Hamilton diese Situation nur noch mehr angestachelt, denn nach dem Lauf in Belgien war der Brite richtig sauer, die Atmosphäre im Team schien (nicht zum ersten Mal) vergiftet. Aus den einstigen Freunden schienen Rivalen geworden zu sein.

Lewis Hamilton, Nico Rosberg

Kollegen, aber keine Freunde: Nico Rosberg und Lewis Hamilton Zoom

Doch mit dem Märchen von der Freundschaft möchte der Brite ein für alle Mal aufräumen: "Als Fahrer kannst du eigentlich nicht befreundet sein, weil du den anderen ständig schlagen willst", erklärt er. "Auf der Strecke sind wir harte Konkurrenten, außerhalb sind wir einfach Kollegen." Von einem schlechten oder angespannten Verhältnis zwischen den beiden Silberpfeil-Piloten möchte er aber nicht sprechen: "Wir arbeiten hart, erledigen unseren Job, bewegen uns weiter, und wenn ich ihn sehe, sagt er 'Hi!' und wir reden ein bisschen. So war es immer schon. Wir werden nie beste Freunde sein, und das war auch nie der Fall."

Tagträumen erlaubt

Und so sehr der Teamgedanke in der Formel 1 betont wird, so gleichermaßen ist Motorsport auch eine Individualsportart. Denn fahren muss der Pilot das Auto immer noch alleine - auch wenn es durch die (mittlerweile verbotenen) Funksprüche häufig anders herüberkommt. Auf der Strecke gibt es für einen Piloten sich und das Auto. Während des Rennens heißt es 90 bis 120 Minuten volle Konzentration. Und auch schon im Qualifying ist höchste Konzentration gefordert - meistens.

Denn wenn man Lewis Hamilton heißt, dann schweift der ein oder andere Gedanke im Auto auch gerne einmal ab: "Ich frage mich dann: Was mache ich morgen? Was mache ich nächste Woche? Wann sehe ich meine Freundin? Wann sehe ich meine Hunde?", grinst er. Doch keine Angst: Das Tagträumen geschieht nicht beim Fahren sondern höchstens an der Box - und ist für den Briten auch wichtig. "Träumen ist gut", sagt er - damit vielleicht in vier Rennen der Traum vom zweiten WM-Titel wahr wird.


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