Hamilton-Interview: Schumacher im Rückspiegel?

Nach einem Jahr Krise will Lewis Hamilton 2010 neu durchstarten und dabei Michael Schumacher am liebsten nur im Rückspiegel sehen...

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton geht bereits in seine vierte Formel-1-Saison, ist aber trotzdem erst 25 Jahre alt. Der Teamkollege von Weltmeister Jenson Button bei McLaren freut sich aus vielen Gründen auf die Weltmeisterschaft 2010. Einer davon ist das Duell mit Silberpfeil-Werkspilot Michael Schumacher, zu dem es bisher noch nie gekommen ist.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton möchte sich den WM-Titel nach einem Jahr Pause zurückholen

Frage: "Lewis, hast du das neue Auto schon im Simulator getestet? Und wenn ja, wie fährt es sich?"
Lewis Hamilton: "Wozu hätten wir sonst den Simulator? Natürlich arbeiten wir ständig damit und treiben die Weiterentwicklung voran. Wir haben am MP4-24 gearbeitet und jetzt ist auch der MP4-25 für den Simulator bereit. Er fühlt sich okay an, aber wir wissen nicht, wie die neuen Reifen vom Fahrverhalten her sein werden. Da können wir nur schätzen, aber wenn wir zum ersten Test kommen, werden wir erfahren, wie es wirklich ist. Mit dieser Erfahrung werden wir dann wieder in den Simulator gehen - und hoffentlich feststellen, dass wir von Anfang an richtig lagen."#w1#

Endlich: Hamilton vs. Schumacher

Frage: "Du hast schon oft darüber gesprochen, dass Michael Schumacher derjenige ist, gegen den du gerne einmal antreten würdest. Jetzt bekommst du diese Chance. Ist er derjenige, den es für dich zu schlagen gilt?"
Hamilton: "Ich glaube nicht, dass ich das je gesagt habe. Ich sage immer, dass ich gerne einmal gegen Ayrton (Senna; Anm. d. Red.) gefahren wäre. Aber als ich klein war, dachte ich mir schon manchmal, dass es cool wäre, gegen Michael zu fahren - und dann hat er aufgehört. Diese Chance habe ich verpasst."

"Bei ein paar Testtagen von mir war er auch da. Es war schon cool, direkt hinter dem Ferrari von Michael Schumacher auf die Strecke zu gehen. Jetzt habe ich ihn hoffentlich im Rückspiegel! Das wird schon etwas Besonderes. Jenson ist schon gegen ihn gefahren, aber für mich ist das etwas Neues."

Frage: "Ihr seid zwei Briten in einem britischen Team, während das deutsche Team Mercedes mit zwei deutschen Fahrern an den Start geht. Die Öffentlichkeit interessiert dieses Duell sehr. Dich auch?"
Hamilton: "Nein, wir sehen das anders. Wir haben Partner und Leute aus mehr als 25 verschiedenen Ländern, glaube ich. McLaren ist ein internationales Team."


Fotos: Präsentation des McLaren-Mercedes MP4-25


"Es ist klasse, zwei Briten im Cockpit zu haben, aber wir alle arbeiten in diesem Team zusammen und wir fahren auf internationalen Strecken. Ich sehe die Formel 1 nicht als Nationensport, sondern als Wettkampf individueller Teams. Ich stimme den Medienberichten nicht zu, aber wir werden natürlich unser Bestes geben, damit die WM-Krone in Großbritannien bleibt."

Frage: "Es heißt, dass McLaren seine Fahrer gleich behandelt, aber du bekommst mehr Gehalt als Jenson Button, nicht wahr?"
Hamilton: "Jenson ist Weltmeister, das sollte man nicht vergessen. Er wurde sehr herzlich in dieses Team aufgenommen. Glaubt nicht alles, was in der Zeitung steht!"

Gegen Kovalainen nie im Vorteil

Frage: "Heikki Kovalainen hat sich Ende 2009 beschwert, dass er immer ein paar Entwicklungsschritte hinterher war. Wer von euch bekommt dieses Jahr als Erster die neuen Teile?"
Hamilton: "Da muss ich dich korrigieren, denn das war außer in einem Rennen (Nürburgring 2009; Anm. d. Red.) nie der Fall. Da haben die Jungs in der Fabrik 36 Stunden am Stück gearbeitet, um die Komponenten noch an die Rennstrecke zu bringen, aber sie bekamen nur einen Satz fertig. Daher bekam ich die Teile, denn zu dem Zeitpunkt war ich die Nummer eins."

"Sollte das dieses Jahr auch mal der Fall sein, was ich für unwahrscheinlich halte, dann bekommt Jenson als Nummer eins beim ersten Mal die neuen Teile; beim zweiten Mal vielleicht ich. Aber das Team tut sein Bestes, damit wir gleiches Material bekommen, und das ist wie gesagt nur einmal passiert. Woher der Rest dieser Behauptung kommt, ist mir nicht ganz klar."

Lewis Hamiltons Helm

Beim Helmdesign hält Lewis Hamilton an seinen traditionellen Farben fest Zoom

Frage: "Vor drei Jahren gab es mit Fernando Alonso eine merkwürdige Situation im Team. Kimi Räikkönen war damals der lachende Dritte. Was kannst du tun, damit so etwas nicht mehr vorkommt?"
Hamilton: "Wir müssen zusammenarbeiten. 2007 haben wir manchmal vielleicht nicht gut genug zusammengearbeitet, wir haben nicht für das Team gearbeitet. Aber jetzt wissen wir beide, dass wir in erster Linie das Team nach vorne bringen müssen. Klar wollen wir uns auch gegenseitig schlagen, aber das Hauptziel ist, dass wir am Jahresende Konstrukteursweltmeister sind und einer von uns beiden Fahrerweltmeister ist. Das ist uns beiden klar."

Frage: "Findest du es schade, dass du dieses Jahr kein KERS mehr hast?"
Hamilton: "Ich bin mir sicher, Jenson hat KERS gehasst, denn wir hatten dadurch am Start immer einen Vorteil! Aber ehrlich gesagt ist es mir ziemlich egal. Vielleicht ist es sogar besser so, denn ohne KERS wird das Fahrverhalten angenehmer sein."

Frage: "Ich nehme an, als Brite freust du dich besonders auf Silverstone und natürlich auf Monte Carlo, aber gibt es da noch eine weitere Lieblingsstrecke?"
Hamilton: "Auf Korea bin ich schon gespannt, das ist eine neue Strecke. An und für sich mag ich alle Rennen."