• 12.04.2012 13:55

  • von Dieter Rencken

Hamilton: "Hoffe, dass mein Pech aufgebraucht ist"

Lewis Hamilton muss nach einem Getriebewechsel in der Startaufstellung fünf Plätze nach hinten, glaubt aber nach wie vor an seine Siegchance

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton wird den Grand Prix von China anders als die beiden Auftaktrennen der Saison 2012 nicht von der Pole-Position in Angriff nehmen. Aufgrund eines Getriebewechsels muss der McLaren-Pilot im Anschluss an das Qualifying am Samstag fünf Startplätze nach hinten.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Hamilton geht trotz der Rückversetzung optimistisch in den Grand Prix von China

In seiner Medienrunde am Donnerstag spricht Hamilton über das technische Problem an seinem MP4/27, über seine Erwartungen für das Rennen, über die Besonderheiten der Strecke in Schanghai, über das Thema Bahrain und über einen verlorenen Glücksbringer.

Frage: "Lewis, offenbar gab es an deinem Auto ein Problem. Was genau funktionierte nicht?"
Lewis Hamilton: "Das genaue Problem kenne ich noch nicht. Ich weiß nur, dass wir das Getriebe wechseln müssen und ich deshalb am Sonntag fünf Startplätze nach hinten muss. Das ist natürlich nicht gerade der Start ins Wochenende, den ich mir vorgestellt hatte, aber ich bin dennoch optimistisch. Wir haben hier einige Upgrades im Gepäck, die sich hoffentlich auszahlen werden. Im vergangenen Jahr fuhr ich hier vom dritten Startplatz zum Sieg. In Malaysia kam Fernando von deutlich weiter hinten und gewann. Es ist nach wie vor alles möglich."

Frage: "Wie beurteilst du deine Chancen auf einen dritten Sieg in Schanghai?"
Hamilton: "Nach all der intensiven Vorbereitung auf dieses Wochenende ist die Nachricht, dass es beim Getriebe ein Problem gibt, natürlich nicht die schönste, aber das ist einfach Motorsport. Wir müssen jetzt einfach das Beste daraus machen. Ich bin überzeugt, dass ich nach wie vor eine sehr gute Chance auf den Sieg am Sonntag habe. Unser Auto ist sehr schnell. Es kommt nun darauf an, die richtige Strategie für das Rennen zu erarbeiten, um von der unter den gegebenen Voraussetzungen bestmöglichen Startposition dennoch um die Spitze mitkämpfen zu können."

Nach wie vor gute Siegchance

Frage: "Welches Ziel hast du dir für das Rennen am Sonntag gesetzt?"
Hamilton: "Mit dem Umstand, dass ich in diesem Jahr bereits zweimal auf dem Podium stand, bin ich recht zufrieden. Das heißt aber nicht, dass ich eine solche Platzierung als selbstverständlich erachte. Ich habe mich auf dieses Wochenende intensiv vorbereitet und will um den Sieg kämpfen, auch wenn das durch das Problem mit dem Getriebe nun etwas schwieriger wird. Grundsätzlich habe ich großen Spaß daran, von weiter hinten nach vorn zu fahren. Durch die Rückversetzung um fünf Plätze in der Startaufstellung sollten sich im Rennen einige interessante Positionskämpfe ergeben."

"Wenn du von der Pole-Position startest, ist alles andere als ein Sieg natürlich eine Enttäuschung. Wenn du von weiter hinten kommst, ist jede Position, die du im Vergleich zum Samstag gutmachen kannst, schon ein Fortschritt. Unabhängig davon ist der Sieg natürlich nach wie vor mein Ziel für dieses Wochenende."

Frage: "Macht es für dich in psychologischer Hinsicht einen Unterschied, dass du hier schon zweimal gewonnen hast?"
Hamilton: "Das spielt für mich keine Rolle. Es ist eine komplett neue Saison und ein Jahr ist ein sehr langer Zeitraum, über den du den Schwung eines Sieges nicht aufrechterhalten kannst."


Fotos: Großer Preis von China, Pre-Events


Frage: "Mark Webber hat im vergangenen Jahr gezeigt, dass man hier in Schanghai auch von weit hinten im Feld noch aufs Podium fahren kann. Insofern kommt die Rückversetzung für dich wohl auf einer der am besten dafür geeigneten Strecken oder?"
Hamilton: "Wie ich schon sagte: Solange ich das Auto dafür habe, mag ich es, von hinten durchs Feld zu fahren. Unabhängig davon werde ich im Qualifying versuchen, den Schaden so gering wie möglich zu halten und versuchen, so weit vorn wie möglich zu stehen."

Frage: "Bist du überrascht, dass du trotz zweier Pole-Positions in der Fahrerwertung hinter einem Piloten liegst, der es bisher maximal auf Startplatz acht gebracht hat?"
Hamilton: "Ich muss einfach so weitermachen wie bisher, konstant fahren. Nach dem Malaysia-Rennen haben wir uns in der Fabrik zusammengesetzt und das Rennen analysiert. Speziell unsere Boxenstopps sind derzeit ganz offensichtlich nicht die besten. In diesem Zusammenhang konnten wir einige Probleme aussortieren. Ich gehe davon aus, dass wir an diesem Wochenende deutlich
schnellere Boxenstopps von unserer Mannschaft sehen werden."

Frage: "Inwiefern erwartest du auf dieser Strecke Probleme im Umgang mit den Reifen?"
Hamilton: "Ich habe keine Ahnung, ob wir hier in Probleme geraten werden. Ich habe mich damit noch nicht beschäftigt, glaube aber nicht, dass der Kurs zu den reifenmordendsten im Kalender gehört. Es wird wie immer darauf ankommen, vor allem die Hinterreifen zu schonen. Ich hoffe, dass sich unsere Upgrades in diesem Punkt bezahlt machen."

Hoffnung auf Upgrades am MP4/27

Frage: "Was genau versprichst du dir von den Upgrades?"
Hamilton: "Aus aerodynamischer Sicht sind solche Upgrades in der Regel eine Verbesserung, die sich allerdings nicht immer automatisch auch in der Rundenzeit niederschlägt. Ich hoffe, dass unsere Upgrades wie im Windkanal funktionieren und dafür sorgen, dass wir weiterhin an der Spitze sind. Wir wollen natürlich wieder in die erste Startreihe fahren."

Frage: "Wie gefällt dir die Strecke aus fahrerischer Sicht?"
Hamilton: "Es ist ein toller Kurs und eine tolle Anlage, auch wenn sie etwas außerhalb der Stadt liegt. Aus irgendeinem Grund war die Strecke in der Vergangenheit immer sehr gut zu mir, wenn man vom ersten Jahr (2007; Anm. d. Red.) einmal absieht. Ich hoffe, das bleibt auch so."

"Grundsätzlich mag ich die Gegend hier. Es ist zwar meist recht kalt, aber die Fans lassen sich davon nicht unterkriegen und unterstützen uns nach Kräften. Die Strecke selbst sorgte in der Vergangenheit immer wieder für spannende Rennen. Das Positive ist: Du kannst hier sowohl im Trockenen als auch im Nassen gut überholen. Ich freue mich auf das Wochenende."

Frage: "Welche Streckenabschnitte sind die schwierigsten?"
Hamilton: "Die Kurven eins und zwei sehen vielleicht einfach aus, sind es aber nicht. Du kommst mit Topspeed an und biegst dann in eine sehr lange Kurve ein, die zum Ende hin enger und enger wird. Auch die Kurven acht und neun sind recht verzwickt. Du musst dort die Linie genau treffen und so viel Speed wie möglich mitnehmen."

Abwartende Haltung beim Thema Bahrain

Frage: "Wie stehst du zum Thema Bahrain, sollte die Formel 1 dort fahren oder nicht?"
Hamilton: "Derzeit wartet jeder auf die Entscheidung der FIA. Was mich betrifft, so konzentriere ich mich nur auf das jeweils nächste Rennen. Wir müssen abwarten, was die FIA verlauten lässt."

Frage: "Wie hast du die Zeit zwischen dem Rennwochenende in Malaysia und dem hier in China verbracht?"
Hamilton: "Ich war zwei Tage auf den Philippinen. Das war eine unglaubliche Erfahrung. Ich will unbedingt wieder zurück zu den Familien und den Kindern, die ich getroffen habe. Die Kinder würde ich am liebsten adoptieren."

Kein Aberglaube beim Fahren

Frage: "Bist du ein abergläubischer Mensch?"
Hamilton: "Nein. Ich war höchstens als Kind ein wenig abergläubisch. Damals hatte ich einen Glücksbringer, den ich auch beim Fahren immer dabei hatte. Irgendwann verlor ich ihn und machte mir sehr viele Gedanken darüber, weil ich das erste Rennen ohne ihn nicht gewann. Dann merkte ich, dass es keinen Unterschied macht und seither habe ich keinen speziellen Glücksbringer dabei. Manchmal habe ich einen Stein dabei oder besondere Handschuhe oder den Helm von jemand anderem. Das Wichtigste ist aber das Fahren an sich."

Frage: "Die Zahl vier (Hamiltons Startnummer; Anm. d. Red.) gilt in China als Unglückszahl..."
Hamilton: "Ich hoffe, dass mein Pech durch die Rückversetzung in der Startaufstellung bereits aufgebraucht ist (lacht; Anm. d. Red.)."