Hamilton: Frontalcrash, um neues Auto zu schützen

Wie Lewis Hamilton seinen ersten Crash im neuen Mercedes erlebte, wieso er einen Frontaleinschlag provozierte und was ihm im Vergleich zur McLaren-Zeit abgeht

(Motorsport-Total.com) - Der Testauftakt mit dem neuen Mercedes F1 W04 lief alles andere als nach Maß: Sowohl Nico Rosberg als auch Lewis Hamilton konnten an den ersten zwei Tagen in Jerez nicht mehr als 15 Runden fahren. Technische Defekte - ein durchgeschmorter Kabelbaum und ein Hydraulikproblem bei den Bremsen an der Hinterachse - sorgten dafür, dass die Piloten am Nachmittag nicht mehr auf die Strecke gehen konnten, Hamiltons Premiere endete sogar in einem Unfall, der mit Glück glimpflich ausging.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Ross Brawn (Teamchef)

Lewis Hamilton erweist sich in seinen ersten Tagen bei Mercedes als Teamplayer Zoom

Dennoch sieht der ehemalige McLaren-Pilot, dessen Ex-Teamkollege Jenson Button gestern die Bestzeit aufstellte, das Positive: "Ich bin froh, dass das nicht beim letzten Test in Barcelona passiert ist - das wäre wirklich beschissen. Da es jetzt passiert ist, können wir es aus dem Weg räumen. Wenn weitere Probleme bevorstehen, dann hoffe ich, dass sie morgen oder übermorgen passieren, damit wir danach problemlose Tage haben."

Heftiger Anprall bei Frontalcrash

Der Crash am Ende der langen Geraden in der Dry-Sack-Kurve war alles andere als ungefährlich. "Ich habe gebremst, und für einen Sekundenbruchteil hat es funktioniert", schildert er den Schreckensmoment. "Dann trat ich das Pedal aber durch. Es hat einfach nicht gebremst. Ich bemühte mich also um Körperspannung für den Einschlag. Meine Beine haben einen ziemlichen Stoß erlitten."

Das liegt aber auch daran, dass Hamilton einen Frontalanprall riskierte, um das neue Auto nicht zu stark zu beschädigen: "Wenn man seitlich einschlägt, dann wird die gesamte Seite zerstört. Da ist es viel unproblematischer, wenn man geradeaus crasht und nur die Nase beschädigt."


Fotos: Mercedes, Testfahrten in Jerez


Hamilton hofft, dass Mercedes an den verbleibenden zwei Testtagen die fehlenden Kilometer etwas aufholen kann: "Wir müssen um 9:00 Uhr Morgen die ersten auf der Strecke sein - wir benötigen so viele Runden wie möglich. 110 bis 120 Runden pro Tag wären gut." Zum Vergleich: Marathon-Mann Mark Webber kam am Mittwoch auf 101 Umläufe.

Mercedes hat spürbar weniger Abtrieb

Abgesehen von den Zuverlässigkeitsproblemen zeigt sich Hamilton durchaus angetan vom F1 W04. "Ich bin ziemlich glücklich mit dem Auto, ich denke wir haben eine gute Basis, an der wir arbeiten können." In nur 15 Runden gelang es dem Briten, die sechstbeste Rundenzeit in den Asphalt zu brennen, 1.301 Sekunden langsamer als Romain Grosjean, der im Lotus die Tagesbestzeit aufgestellt hat.

"Es war einfach, diese Zeit zu fahren", lässt er aufhorchen. "Da ist definitiv noch mehr möglich." Ihm fällt aber auf, dass der Mercedes weniger Abtrieb aufbaut als sein McLaren aus dem Vorjahr: "Ich pushe die Aerodynamikjungs, so viel ich kann, denn die Aerodynamik ist wichtig. Der Abtrieb des McLaren, der zu Saisonende so konkurrenzfähig gewesen ist, war unglaublich - man merkt ganz klar einen Unterschied. Aber es könnte schlimmer sein."