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Hamilton feiert den Sieg, Rosberg ein trauriges Heimspiel

Bei Mercedes ist man nach dem Rennen in Deutschland gespalten: Während Lewis Hamilton mit der Konkurrenz spielt, ist Rosberg nach der Heimschlappe am Boden

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton hat seinen Monster-Juli gekrönt und sich beim Großen Preis von Deutschland den vierten Sieg in diesem Monat geholt. Beim Heimspiel seines Teamkollegen Nico Rosberg ließ der Brite seiner Konkurrenz überhaupt keine Chance und feierte bereits den sechsten Sieg innerhalb der letzten sieben Rennen. "Es war ein großartiges Rennen. Ich habe nicht erwartet, dass ich so stark sein würde", strahlt der Mercedes-Pilot, der gleichzeitig seine Führung auf 19 Punkte ausbaute, nach dem Rennen.

Für Hamilton war es eine Wiedergutmachung nach dem gestrigen Tag, den er nach einem Fehler enttäuscht abgeschlossen hatte. "Man hofft, dass man es nicht noch einmal macht. Und heute war es andersherum, und ich habe so geliefert, wie ich es muss", beschreibt der Brite. "Ich wusste, dass ich die Pace habe, ich habe die Reifen gut gemanagt und geriet nie unter Druck. Ich habe keine Fehler gemacht und bin glücklich mit dem, was ich heute geleistet habe."

Der dreimalige Weltmeister bleibt damit der Mann der Stunde und versaute den deutschen Fans einen möglichen Heimsieg von Rosberg. Schon am Start preschte Hamilton wie zuletzt in Ungarn nach vorne und war fortan nicht zu halten. "Lewis hat wirklich ein hervorragendes Rennen gefahren und das an der Spitze kontrolliert", lobt Motorsportchef Toto Wolff, weiß aber auch, dass er heute ein wenig seelische Aufbauarbeit leisten muss.

Rosberg: Erst Horrorstart dann Strafe

Denn für Teamkollege Nico Rosberg war es ein Sonntag zum Vergessen. Viel hatte er sich nach seiner gestrigen Pole-Position vorgenommen, doch bereits nach wenigen Metern war der Heimsieg futsch. "Es war ein megaharter Tag. Schwieriger wird es im Sport nicht, weil ich mit so vielen Hoffnungen zuhause gestartet bin und schon am Start alles dahingegangen ist", seufzt Rosberg, der erst noch analysieren muss, was schief lief.

"Ich hatte starken Wheelspin, das habe ich nicht erwartet. Ich habe alles wie beim Probestart gemacht, und dort lief alles gut. Dann ging es aber völlig daneben", beschreibt er, warum er nach der ersten Kurve plötzlich nur noch Vierter war. Während Hamilton an der Spitze wegziehen konnte, musste sich Rosberg erst einmal mit den beiden Red Bull auseinandersetzen. Zusätzlich wurde seine Aufholjagd durch einen schlechten ersten Boxenstopp gehemmt.

Als er in Runde 30 dann an Max Verstappen vorbeigehen wollte, kam es in der Spitzkehre beinahe zur Kollision. Rosberg fuhr geradeaus und sorgte dafür, dass der Niederländer von der Strecke fahren musste. Die Rennkommissare brummten dem Wiesbadener dafür eine Zeitstrafe von fünf Sekunden auf, die er beim nächsten Boxenstopp absitzen musste. "Das war das Ende vom Tag", seufzt Rosberg. "Bis dahin gab es noch eine gute Chance auf Rang zwei, aber danach war es vorbei."

Zeit zum Verdauen nötig

Weil seine Crew ihn nach einem Problem mit der Stoppuhr länger stehen ließ, verbrachte Rosberg beim dritten Stopp zwölf Sekunden in der Box und sortierte sich weit hinter den Red Bull ein. "Ohne die Strafe war ich vor ihnen, von daher hat mich die Strafe hart getroffen", sagt Rosberg, der sich mit einem enttäuschenden vierten Rang zufriedengeben musste und weiter Boden in der WM verlor. "Hart ist die Art, wie ich heute das Rennen verloren habe. Das wird ein wenig Zeit brauchen, bis ich das verdaut habe", resümiert er

"Ich habe ein lachendes und ein weinendes Auge", zeigt Motorsportchef Wolff Mitleid mit seinem Piloten. Gerne hätte er nach einem britischen Heimsieg auch einen deutschen Heimsieg erlebt, doch der war heute nicht drin, auch weil Rosberg über Probleme mit dem Auto klagte. "Das Auto hat sich heute nicht gut angefühlt. Mit dem Hinterreifen hatte ich immer Probleme, das muss ich erst einmal verdauen", so der erste Erklärungsversuch des Deutschen.

"Wir haben auf den Daten noch nichts gesehen. Er hat gesagt, das Auto untersteuert. Lewis hat das nicht gehabt", rätselt auch Wolff über die Schwierigkeiten des Deutschen. "Jetzt müssen wir analysieren, warum das so war. Aber es war wirklich komisch, wie zwei verschiedene Autos." Perfekt lief es nämlich hingegen bei Teamkollege Hamilton, der von einer perfekten Balance schwärmt und sich überhaupt nicht verausgaben musste.

Hamilton cruist in die Sommerpause

"Es ging einfach nur darum, cool zu bleiben und auf den Motor aufzupassen", beschreibt Hamilton seinen einfachen Sieg. An die Grenze seines Wagens musste er dabei nie gehen. Hamilton kontrollierte seinen Vorsprung auf die Red Bull und musste lediglich im letzten Stint ein wenig aufdrehen, nachdem Daniel Ricciardo auf sechs Sekunden herangekommen war. "Ich bin zurück in den normalen Rennmodus gegangen und konnte die Zeiten mitgehen. Ich habe einfach sichergestellt, dass ich sie auf Distanz halte", sagt er.

Einen Dank möchte Hamilton dafür an sein Team geben, das ihm einen unglaublichen Boliden hingestellt hat. "Meine Ingenieure haben einen fantastischen Job gemacht, denn die Balance war unglaublich", strahlt der Brite. "Ich bin so froh, dass ich hier für Mercedes stehen darf, die mich seit meinem 13. Lebensjahr begleitet haben." Und auch bei den Silberpfeilen sieht man die Situation entspannt, obwohl es kein Doppelerfolg beim Heimspiel geworden ist.

"Ein Sieg ist ein Sieg. Wir hatten immer das Ziel, den ersten Platz zu holen", unterstreicht Wolff. "Wir hätten uns auch gefreut, einen deutschen Sieger in Deutschland zu haben. So wie wir einen englischen Fahrer in Silverstone als Sieger hatten. Aber so ist das Rennen", meint der Österreicher zum heutigen Verlauf, der Hamilton mit einem guten Gefühl in die Sommerpause gehen lässt. Doch Wolff weiß: "Die Punkte sagen noch gar nichts aus."