• 20.07.2012 17:56

  • von Dieter Rencken

Hamilton: "Definitiv ein Schritt nach vorne"

Lewis Hamilton vor seinem 100. Grand Prix: Warum er für Hockenheim optimistisch ist, mit der Bewertung der neuen McLaren-Teile aber noch warten möchte

(Motorsport-Total.com) - Mit einer halben Sekunde Rückstand auf Teamkollege Jenson Button belegte Lewis Hamilton heute in Hockenheim den zweiten Platz im Tagesklassement. Im zweiten Freien Training landete er nur auf Rang 19, doch das lag vor allem am schlechten Wetter. Sorgen macht sich der McLaren-Pilot nicht, mit einer finalen Bewertung der neuen Teile, die sein Team seit Silverstone ans Auto geschraubt hat, möchte er aber noch warten.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton blickt dem Rest des Wochenendes recht optimistisch entgegen

Frage: "Lewis, wie fällt dein Urteil über die neuen Teile aus?"
Lewis Hamilton: "Ich bekam dafür heute kein wirkliches Gefühl. Wir hatten ja nur ein paar Runden im Trockenen und wir konnten keine Vergleichstests mit dem Paket vom letzten Rennen fahren. Das Auto fühlte sich aber ziemlich gut an, wie schon beim letzten Rennen. Ich glaube, die Jungs haben gute Arbeit geleistet, aber mit Sicherheit sagen können wir das erst morgen - und wenn es morgen regnet, dann erst im Rennen. Aber es ist definitiv ein Schritt nach vorne. Wie groß der ist, kann ich noch nicht sagen."

Regen im Qualifying möglich

Frage: "Also keine besonderen Störungen heute?"
Hamilton: "Die einzige Sorge ist das Wetter. Ich glaube, dass es morgen regnen wird, und wie schon in Silverstone könnte es im Qualifying sehr eng zugehen. Ich werde versuchen, zur richtigen Zeit rauszugehen und eine gute Zeit zu setzen. Wir scheinen dabei zu sein. Ich mache mir keine großen Sorgen."

Frage: "Konntest du bei diesen Bedingungen überhaupt etwas über die Updates lernen?"
Hamilton: "Ehrlich gesagt nicht viel. Die Jungs haben sicher ein paar Daten, aber normalerweise, wenn man einen neuen Frontflügel hat, beginnt man mit dem alten und wechselt dann auf den neuen. Dann spürt man sofort den Unterschied. Heute waren aber keine Vergleichstests möglich. Aufgrund meiner Erinnerung vom letzten Rennen meine ich, dass das Gefühl ziemlich ähnlich ist, aber ich bin mir sicher, dass sich das Bild noch schärfen wird, spätestens am Sonntag."

Frage: "Was konntest du während der trockenen Runden am Vormittag lernen?"
Hamilton: "Auch nicht viel, denn anstatt rauszufahren und das Setup feinzutunen, arbeiteten wir an einem neuen Programm, das wir wegen des Regens nicht beenden konnten. Geplant war ein Longrun und danach noch ein Longrun. Das war nicht möglich."

Frage: "Du bist heute mit stark von Jenson Button abweichenden Frontflügel-Einstellungen gefahren. Weswegen?"
Hamilton: "Ich hatte im Regen bei hoher Geschwindigkeit ziemlich viel Frontflügel, den ich nicht brauchte. Das ist eine bestimmte Abstimmung, die wir haben, und ich habe mich heute für eine andere Abstimmung entschieden."

Im Regen wie auf Glatteis

Frage: "Wie schwierig waren die Bedingungen? Angeblich stehen die Chancen bei 50 Prozent, dass das Wetter morgen ähnlich sein könnte."
Hamilton: "Den Leuten scheint nicht klar zu sein, wie schwierig es ist, mit einem Formel-1-Auto im Regen zu fahren. Das ist wie auf Glatteis mit Pfützen, aber es macht Spaß. In Silverstone hatte ich mein Auto für ein Regenrennen abgestimmt, aber dann war es trocken. Ich werde sicherstellen, dass ich diesmal ein gutes Qualifying hinbekomme, ohne mit dem Setup zu pokern."

Frage: "Das heißt, du musst dieses Wochenende einige wichtige Entscheidungen treffen, nicht wahr?"
Hamilton: "Ja, definitiv."

Frage: "In Silverstone warst du mit Regenreifen konkurrenzfähig, aber mit Intermediates in Q3 nicht mehr. Hast du das Problem hier auch?"
Hamilton: "Wir versuchen noch, die Balance auf Intermediates zu verbessern, aber generell war das Gefühl mit Regenreifen nicht spektakulär. Als es ein bisschen abtrocknete, wurde es besser, aber da haben wir noch Arbeit vor uns."


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Deutschland, Freitag


Frage: "Wo liegt von den Rundenzeiten her der Crossover-Punkt, an dem man von Regenreifen auf Intermediates wechseln kann?"
Hamilton: "Keine Ahnung, um ehrlich zu sein. Dafür haben wir einen Spezialisten an der Box, der so etwas weiß. Muss irgendwo bei zehn Sekunden hinter der Trockenpace liegen, also 1:26 Minuten, glaube ich."

Frage: "Was braucht man, um in Hockenheim zu gewinnen?"
Hamilton: "Hockenheim ist eine Strecke, auf der man Erfahrung haben muss. Es ist eine echte Rennstrecke, zumindest die Hälfte davon, nämlich das alte Motodrom mit dem alten Asphalt, der andere Eigenschaften hat. Das ist ein bisschen wie in Silverstone, wo es auch wechselnden Asphalt gibt. Mir gefällt das."

Noch keine Prognosen

Frage: "Bist du für dieses Wochenende zuversichtlich? Glaubst du, dass du ein Auto hast, mit dem du gewinnen kannst?"
Hamilton: "Das kann man noch nicht sagen. Zu sagen, ich werde dieses Wochenende gewinnen, wäre vermessen und falsch. Ich weiß, dass die Jungs gute Arbeit geleistet haben, aber wir müssen es jetzt umsetzen. Wir müssen unser Potenzial unter allen Bedingungen optimieren. Ich habe aber ein gutes Gefühl, dass dieses Wochenende etwas Gutes möglich ist. Ich glaube, alle sind in etwa gleichauf. Ferrari scheint stark zu sein und Mercedes bekommt es sehr gut hin, die Regenreifen zu nutzen. Da haben wir noch ein bisschen Arbeit vor uns."

Frage: "Viele Leute interessieren sich für deine Zukunft. Was kannst du dazu sagen?"
Hamilton: "Nichts."

Lewis Hamilton

Zweiter im Trockenen, 19. im Regen: Lewis Hamilton während des Trainings Zoom

Frage: "Warum nicht?"
Hamilton: "Weil ich nichts zu sagen habe. Wenn ich etwas zu sagen habe, werde ich es sagen."

Frage: "Du fährst an diesem Wochenende deinen 100. Grand Prix. Unglaublich, oder?"
Hamilton: "Es fühlt sich richtig surreal an, dass es schon der 100. ist! Natürlich bedeutet es mir viel. Mein zehnter, mein 20. oder mein 50. Grand Prix sind mir nicht bewusst gewesen - das ist so schnell gegangen. Wenn es gut läuft, vergeht die Zeit schnell - und die Jahre sind sehr schnell vergangen."

"Ich bin in meinem sechsten Jahr in der Formel 1. Das ist einfach verrückt! Mir kommt vor, dass die Zeit hier schneller vergeht als in der Formel Renault, in der Formel 3 oder der GP2. Meine sechs Jahre Formel 1 kommen mir vor wie zwei Jahre Formel 3. Dabei waren es viel mehr Rennen. Hoffentlich kommen da noch viel mehr dazu!"