• 10.04.2010 10:44

  • von Stefan Ziegler

Häkkinen: "Ich war selbst kein Engel"

Der ehemalige Formel-1-Pilot Mika Häkkinen über die aktuelle Situation in der Formel 1, Duelle mit Michael Schumacher und die Titelkandidaten 2010

(Motorsport-Total.com) - Beim Großen Preis von Japan 2001 stand Mika Häkkinen zum letzten Mal in der Startaufstellung zu einem Formel-1-Rennen, ist aber nach wie vor ein begeisterter Fan der "Königsklasse". Nicht zuletzt deswegen, weil in diesem Jahr einer seiner größten Kontrahenten erneut ins Lenkrad greift - Michael Schumacher ist 2010 zurückgekehrt. Die Formel 1 gefällt Häkkinen aber auch aus anderen Gründen.

Titel-Bild zur News: Mika Häkkinen

Mika Häkkinen findet, dass die Formel 1 noch immer überaus spannend ist

Der zweimalige Weltmeister verfolgt interessiert, wie sich Sebastian Vettel an der Spitze des Feldes behauptet: "Wir haben definitiv gesehen, dass Sebastian Vettel derzeit die Nummer eins ist. Er ist im Augenblick der ganz heiße Kandidat", sagt Häkkinen im Gespräch mit dem 'New Zealand Weekend Herald'. "Er gibt ausschließlich Vollgas, spricht nicht allzu viel und beschwert sich auch nicht."#w1#

"Sebastians Plan sieht vor, zu einem Grand Prix zu reisen und diesen auch zu gewinnen. So einfach ist das", meint Häkkinen, will aber kein vorschnelles Urteil fällen: "Wir müssen erst einmal noch ein paar Rennen abwarten, um zu sehen, wer die tatsächlichen Titelanwärter sein werden. Jeder entwickelt doch gegenwärtig und die Autos werden immer besser und noch konkurrenzfähiger."

"Es gibt zahlreiche Weltmeister in der Startaufstellung, die wissen, wie man das anzustellen hat - und dazu zählt auch Michael Schumacher", erklärt der ehemalige McLaren-Rennfahrer und kommt auf die zahlreichen Zweikämpfe zu sprechen, die er mit seinem deutschen Konkurrenten ausgetragen hat. "Wir hatten großartige Duelle und auch einige sehr harte", gibt Häkkinen rückblickend zu Protokoll.

Schlagzeilen wollte Häkkinen nie produzieren

"Ich habe aber nie meinen Mund aufgemacht, wie das andere Fahrer getan haben, die sich darüber beschwerten, was für ein übler Pilot Michael doch ist. Ich habe anders gearbeitet", stellt Häkkinen heraus und erläutert seine Haltung: "Ich sah einfach keinen Sinn darin, der gesamten Welt zu erzählen, was er auf der Strecke anstellt, denn das hätte doch überhaupt nichts verändert."

"Ich habe nie meinen Mund aufgemacht, wie das andere Fahrer getan haben." Mika Häkkinen

"Es gab auch Zeiten, da war ich nicht mit dem einverstanden, was er auf der Strecke veranstaltet hat", gesteht der frühere Formel-1-Pilot. "Ich hatte aber nicht vor, diese Sache mit irgendjemand zu besprechen", meint Häkkinen und fügt hinzu, dass er nicht für unnötige Schlagzeilen sorgen wollte. "Abgesehen davon war ich selbst kein Engel", hält der langjährige McLaren-Pilot fest.

"Wenn du aber bei 300 km/h Rennen fährst, dann musst du etwas gesunden Menschenverstand an den Tag legen und nicht dein eigenes oder das Leben eines anderen riskieren", bringt es Häkkinen auf den Punkt. Das habe zu seiner aktiven Zeit gegolten, sei aber noch heute ein brandaktuelles Thema, so der Finne. "Als ich noch gefahren bin, war das Rennfahren wirklich unheimlich schwierig."

Häkkinen: Die Formel 1 ist noch immer spektakulär

"Natürlich ist das Racing heute härter. Es wird immer härter. Im Augenblick ist es wohl kniffliger denn je - vor allem im Hinblick auf die Politik und das Geld", erklärt der 41-Jährige und begründet seine Einschätzung: "Es gibt nun mehr Fahrer, die ein besseres Verständnis der Technik haben und davon, wie ein Auto funktioniert. Auch der Kampf um die Cockpits hat sich zugespitzt", sagt Häkkinen.

"Die Leute müssen einfach ein tieferes und besseres Verständnis davon bekommen." Mika Häkkinen

Dem Geschehen auf der Strecke habe diese Entwicklung aber keinen Abbruch getan, findet der Titelträger von 1998 und 1999. "Der Sport ist noch immer aufregend", so Häkkinen. "Manche Strecken sind eben besser für das Rennfahren geeignet als andere. Die Leute müssen einfach ein tieferes und besseres Verständnis davon bekommen, was die Fahrer durchmachen und was die Teams tun."

"Das sollten sie sorgfältig studieren. Wenn du nur deinen Fernseher anmachst, dir den Grand Prix ansiehst und beobachtest, wie die Autos im Kreis herumfahren, dann ist das eine langweilige Sache und du wechselst den Kanal. Je mehr Wissen du darüber hast, umso interessanter ist diese Geschichte", hält der "Fliegende Finne" abschließend fest. "Du musst dich halt dafür interessieren."